# taz.de -- Wo USA, Russland und Iran sich treffen: Indiens geopolitische Bühne | |
> Zum zehnten Mal findet der sicherheitspolitische Raisina Dialogue in | |
> Delhi statt. Die Konferenz zeigt: Die Weltordnung verändert sich. Doch | |
> China fehlt. | |
Bild: „America first“ bedeute nicht „Amerika allein“, betont Tulsi Gabb… | |
Delhi taz | In Indiens Hauptstadt Delhi trafen sich in dieser Woche | |
Strateg:innen, Politiker:innen und Sicherheitsexpert:innen zum | |
Raisina Dialogue. Es ist die wichtigste sicherheitspolitische Konferenz | |
Südasiens. Oft wird sie mit der [1][Münchner Sicherheitskonferenz (MSC)] | |
verglichen – doch hier sind auch etwa Russland und die Islamische Republik | |
Iran geladen. | |
In Delhi wird einmal mehr klar: Die heutige Weltordnung ist nicht nur | |
multipolar, sondern auch fragmentierter als zuvor. Neue Akteure gewinnen an | |
Einfluss, während die USA sich aus internationalen Institutionen | |
zurückziehen und Europa mit sich selbst beschäftigt ist. Das schaffe Raum | |
für Mittelmächte wie Indien und Indonesien, argumentiert zum Beispiel Dino | |
Patti Djalal, ehemaliger indonesischer Botschafter in den USA, auf einer | |
der großen Bühnen. | |
„Eine Weltordnung, die nur von den USA und China dominiert wird, wollen | |
weder Indien noch Europa“, sagt Amrita Narlikar, die für den indischen | |
Thinktank ORF arbeitet. Dieser richtet den Dialog zusammen mit dem | |
indischen Außenministerium aus. Zuvor war sie Leiterin des German Institute | |
for Global and Area Studies in Hamburg. | |
Während in München die transatlantischen Allianzen im Fokus stehen, zeigt | |
der Raisina Dialogue: Politische Debatten werden nicht mehr nur vom Westen | |
bestimmt. „Indien ist selbstbewusster geworden“, sagt Narlikar. Es verstehe | |
sich nicht mehr nur als Brücke zwischen dem Globalen Süden und dem Westen, | |
sondern als eigenständige Macht. „Delhi bietet Nato-Mitgliedern eine | |
Plattform, um einige ihrer Probleme zu diskutieren“, sagte sie. | |
## „Eine neue Weltordnung“ | |
Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar nutzte die Bühne, um eine | |
Reform der Vereinten Nationen und multilateraler Institutionen zu fordern. | |
„Es ist wichtig, die Entwicklungen der Welt in den letzten acht Jahrzehnten | |
kritisch zu überprüfen“, sagte er. „Wir brauchen eine neue Debatte – un… | |
diesem Sinne auch eine neue Weltordnung.“ | |
Dass Indien eine zunehmend zentrale Rolle spielt, bestätigt Rainer Rudolph, | |
stellvertretender Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). | |
„Für uns ist Indien ein wichtiger Akteur mit einer immer aktiveren | |
Außenpolitik“, sagt er. Es arbeite als Demokratie mit Russland und China in | |
der Staatenvereinigung BRICS zusammen, genauso wie mit den Demokratien | |
Brasilien und Südafrika, sagt der Diplomat. | |
„Die Herausforderungen sind für alle ähnlich“, so Rudolph. Der | |
[2][Ukrainekrieg] etwa: „Manche Länder des Globalen Südens sagen: Das ist | |
kein territoriales Problem, das uns direkt betrifft. Damit haben sie nur | |
vordergründig recht“, denn es gehe um das Völkerrecht und die Frage, wie | |
man damit umgeht. Auch Chinas Vorgehen im Südchinesischen Meer nennt er als | |
Beispiel. | |
Auf der von Indiens Premier Narendra Modi eröffneten Veranstaltung waren | |
neben Vertretern der MSC weitere prominente Sprecher:innen zu Gast. Etwa | |
Tulsi Gabbard, US-Geheimdienstkoordinatorin. Sie wollte klarmachen, dass | |
„America First“ nicht Amerika allein bedeute, und betonte die Freundschaft | |
zu Indien. Von 20 erwarteten Außenminister:innen kamen 11 aus Europa. | |
Während Sergei Lawrow absagte, betonte der ukrainische Außenminister vor | |
Ort: „Wir sind nicht das Hindernis für den Frieden.“ | |
## Vertreter:innen aus Russland und Iran sind zugegen | |
Für Narlikar, die Honorary Fellow am Darwin College in Cambridge ist, ist | |
die Vielfalt der Perspektiven ein Punkt, in dem sich Raisina von Foren in | |
Europa unterscheide. Etwas, worüber man in Europa kaum spreche, sei | |
Multi-Alignment, sagt sie der taz. Multi-Alignment bedeutet: Länder des | |
Globalen Südens arbeiten an einer Diversifizierung ihrer Allianzen mit | |
mehreren global wichtigen Akteuren. Europa habe sich lange auf die | |
Sicherheitsgarantie der USA verlassen, sagt sie, doch diese würden brüchig. | |
Raisina bietet Raum für Stimmen, die anderswo ausgeschlossen sind, so | |
Narlikar. Nicht um ihnen zuzustimmen, sondern um Dialog zu ermöglichen. In | |
diesem Jahr saßen Vertreter:innen aus den USA, Russland, [3][Iran] und | |
Deutschland gemeinsam auf Podien. Der iranische Diplomat Saeed Khatibzadeh | |
betonte, dass der Globale Süden mehr Gehör einfordere. | |
Ein Land kam aber nur am Rande vor: China war mit lediglich einem Redner – | |
von insgesamt über 300 – präsent. Gleichzeitig sorgte die Teilnahme von | |
Szu-Chien Hsu von der [4][Taiwan] Foundation for Democracy für | |
Aufmerksamkeit, wenn sie auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit | |
stattfand. | |
19 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
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