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# taz.de -- China setzt auf Kohle und Erneuerbare: Ambivalentes energiepolitisc…
> China baut die erneuerbaren Energien aus wie kein anderes Land auf der
> Welt. Trotzdem setzt die Volksrepublik auch auf die klimaschädliche
> Kohle.
Bild: China ist Weltmeister beim Ausbau der erneuerbaren Energien: Tibetische S…
Seoul taz | Es gibt kaum einen Bereich, an dem sich das chinesische
Entwicklungsmodell in all seiner Ambivalenz so offenbart wie bei der
Energiepolitik: Während die Volksrepublik in weltweit einmaliger
Geschwindigkeit erneuerbare Energien ans Netz schließt, setzt das Land zur
gleichen Zeit auch wieder verstärkt auf dreckige Kohle. Wie ein roter Faden
zieht sich das durch die vergangenen Jahre: Peking schreitet zwei Schritte
voran – nur, um wieder einen Schritt zurückzugehen.
Das [1][Zentrum für Forschung zu Energie und sauberer Luft (Crea)] hat in
einer aktuellen Studie den Energie-Mix Chinas für das erste Halbjahr 2025
aufgeschlüsselt: Demnach hat die Volksrepublik China insgesamt
Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 21 Gigawatt in Betrieb
genommen. Dies ist der höchste Wert seit zehn Jahren – Tendenz steigend.
Doch ist das eben nur eine Seite der Medaille. Die andere beeindruckt
positiv: China baut so viele Solarpanele und Windturbinen wie kein anderer
Staat der Welt, und das in einer Rekordgeschwindigkeit. Für 2025,
prognostiziert Crea, dürfte das Reich der Mitte so viel an erneuerbarer
Energie in Betrieb nehmen, dass es für die gesamten Volkswirtschaften von
Großbritannien und Deutschland reichen würde.
Warum aber baut das Land, das in absoluten Zahlen der größte
CO2-Verschmutzer ist, dennoch weiter Kohlekraftwerke? Die Wirtschaftsplaner
in Peking argumentieren stets, dass es für Stoßzeiten ein Sicherheitsnetz
geben müsse, das die Fabriken auch dann antreibt, wenn die Sonne nicht
scheint und der Wind nicht bläst. Zudem würden die neuen Kohlekraftwerke
nach umweltfreundlichen Umweltstandards gebaut und seien nicht dazu
gedacht, unter voller Auslastung zu operieren.
## Angst vor Stromengpässen
Auf den ersten Blick klingt die Argumentation eines Sicherheitsnetzes
einleuchtend: Die chinesische Volkswirtschaft besteht zu großen Teilen aus
energiehungrigen Branchen – von Schwerindustrie bis hin zum
Immobiliensektor. Und die Parteikader der Lokalregierungen werden vor allem
an nachprüfbaren Kennzahlen gemessen, allen voran beim Wirtschaftswachstum.
Dies setzt Anreize für Provinzen, konservativ zu planen, damit es nicht –
gerade im Sommer während Hitzewellen und Dürreperioden – zu Stromengpässen
kommt.
Doch wie Lauri Myllyvirta von der Denkfabrik Crea argumentiert, ließe sich
das Problem auch anderweitig lösen: China verfüge bereits über mehr als
genug Ressourcen, um eine erhöhte Nachfrage zu decken. Dass es dennoch
regelmäßig im Reich der Mitte zu Stromengpässen kommt, hat laut Myllyvirta
mit einem „unflexiblen und veralteten Betrieb des Stromnetzes“ zu tun. Ein
Problem sei, dass Überkapazitäten in benachbarten Provinzen zwar vorhanden
wären, aber schlicht nicht transferiert werden.
Dennoch besteht unter Experten wenig Zweifel daran, dass es China mit
seinen Klimazielen ernst meint. [2][Staatschef Xi Jinping] hat erstmals den
Bereich erneuerbare Energien zur Chefsache erklärt und vor fünf Jahren die
Nachhaltigkeitsziele vorgegeben: Während einer öffentlichen Rede versprach
Xi, dass China vor 2030 den Höhepunkt seiner CO2-Emissionen erreichen werde
und bis 2060 Klimaneutralität anstrebt. [3][Zumindest den ersten Teil
dieses Versprechens hat Peking bereits verfrüht eingelöst]: Laut
Crea-Analyst Lauri Myllyvirta sinken Chinas Emissionen bereits seit März
2024.
Tatsächlich steht die Kommunistische Partei unter massivem Handlungsdruck:
China ist von den Auswirkungen des Klimawandels überproportional stark
betroffen. Insbesondere im Sommer zeigt sich dies, wenn im Norden des
Landes immer extremere Dürreperioden die Ernteerträge gefährden, während
gleichzeitig Jahrhundertniederschläge im Süden ganze Städte überfluten.
25 Aug 2025
## LINKS
[1] https://energyandcleanair.org/publications/
[2] /Xi-Jinping/!t5007916
[3] /Sinkende-CO2-Emissionen/!6088986
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
China
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