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# taz.de -- Abschiebedebatte um Syrer*innen: Unwürdig und unrealistisch
> Die Debatte um eine „Rückführung“ ist völlig irregeleitet. Es ist
> praktisch unmöglich, Hunderttausende Schutzzusagen noch einmal zu
> überprüfen.
Bild: Bei seinem Besuch in Syrien zeigt sich Außenminister Wadephul erschütte…
Kaum ist die Stadtbild-Debatte etwas abgeflaut, startet die Union die
nächste irrige Diskussion. Thema diesmal: Abschiebungen nach Syrien.
CDU-Außenminister Johann Wadephul befand bei einem Besuch in Damaskus:
[1][„Hier können wirklich kaum Menschen richtig würdig leben“], und stell…
damit Abschiebungen nach Syrien infrage. Für viele in der Union ein
Skandal, schließlich hat sie der SPD im Koalitionsvertrag die Zustimmung zu
solchen Abschiebungen abgerungen.
In der seitdem anhaltenden Debatte geht einiges durcheinander. Während
manche betonen, es gebe überhaupt keinen Dissens und alles sei nur ein
großes Missverständnis, schlagen andere Alarm und widersprechen Wadephul
direkt. Ähnlich verwirrend wird es, wenn man versucht herauszufinden, um
wen es bei der ganzen Debatte eigentlich geht. „Natürlich die Straftäter“,
sagt der eine Kritiker Wadephuls, während der nächste von „jungen Männern
arabischer Herkunft sunnitischer Konfessionszugehörigkeit“ spricht und der
dritte gleich sagt, dass „für die allermeisten ausgereisten Syrer eine
Rückkehr nun möglich und zumutbar“ sei.
Von der Realität ist all das weitgehend entkoppelt. Die Kritiker Wadephuls
ignorieren nicht nur die desaströse Menschenrechtslage in Syrien. Auch wenn
man die moralischen und juristischen Fragen außen vor lässt, ist die
Vorstellung absurd, man könne Hunderttausende Syrer*innen aus
Deutschland abschieben. Zur Erinnerung: Mit Riesenaufwand hat die aktuelle
Bundesregierung die Zahl der Abschiebungen in diesem Jahr auf gerade einmal
17.651 gesteigert. Und die Behörden sind schon gut ausgelastet, ohne in
Hunderttausenden Fällen bereits erteilte Schutzzusagen noch einmal zu
überprüfen.
Wie so oft in der Migrations- und Asylpolitik [2][geht die Diskussion damit
völlig an dem vorbei, was wichtig ist]. Es ist ja ganz einfach: In Zeiten
des Fachkräftemangels, der Überalterung und der kriselnden Sozialsysteme
muss jedem noch so herzenskalten Politiker daran gelegen sein, dass in
Deutschland bleibt, wer bleiben möchte und sich einigermaßen in die
Gesellschaft einfügt.
Gleichzeitig muss denen geholfen werden, die lieber in das Land
zurückkehren möchten, aus dem sie einst fliehen mussten. Dabei geht es
nicht nur darum, hier lebenden Syrer*innen Erkundungsreisen in ihr
Herkunftsland zu ermöglichen, ohne dass sie ihren Aufenthaltstitel
verlieren. Es geht auch darum, die progressiven politischen Kräfte in
Syrien zu unterstützen, wo auch immer das möglich ist. Damit man in Syrien
irgendwann eben doch „richtig würdig leben“ kann.
3 Nov 2025
## LINKS
[1] https://www.zeit.de/politik/2025-11/debatte-syrien-rueckkehrer-kritik-johan…
[2] /Asylpolitik-in-Daenemark/!6122173
## AUTOREN
Frederik Eikmanns
## TAGS
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