| # taz.de -- Sigrid Emmenegger als Richterin: Grünes Licht für SPD-Kandidatin | |
| > Der Ausschuss hat Sigrid Emmenegger mit Zweidrittelmehrheit zur Wahl fürs | |
| > Bundesverfassungsgericht nominiert. Einen Streitpunkt gibt es aber | |
| > zwischen Union und Linkspartei. | |
| Bild: Am Donnerstag sollen die drei Richterposten beim Bundesverfassungsgericht… | |
| Berlin afp | Nach dem gescheiterten Versuch vor der Sommerpause kann der | |
| Bundestag diese Woche einen zweiten Anlauf zur Neubesetzung von drei | |
| Richterposten beim Bundesverfassungsgericht nehmen. Der Wahlausschuss des | |
| Parlaments nominierte dafür am Montagabend mit der nötigen | |
| Zweidrittelmehrheit [1][die neue SPD-Kandidatin Sigrid Emmenegger,] wie die | |
| Nachrichtenagentur AFP aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Union und SPD zeigten | |
| sich zuversichtlich, dass die für Donnerstag geplante Richterwahl im Plenum | |
| nun erfolgreich sein wird. | |
| „Ja, es wird klappen am Donnerstag“, sagte der Chef der Unionsfraktion, | |
| Jens Spahn, bereits am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Caren Miosga“. Die | |
| von der SPD aufgestellte Juristin Emmenegger sei eine „sehr gute“ | |
| Kandidatin. Er habe zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus der | |
| Unionsfraktion ein Gespräch mit Emmenegger geführt, berichtete Spahn. Die | |
| Verwaltungsrichterin sei „sehr überzeugend“ und „fachlich versiert“. | |
| Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann sprach von einem „positiven | |
| Eindruck“ in der Unionsfraktion. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit | |
| dieser Richterwahl das Bundesverfassungsgericht stärken.“ | |
| Der erste Versuch der schwarz-roten Koalition, die frei gewordenen Stellen | |
| beim Bundesverfassungsgericht zu besetzen, war im Juli gescheitert: Die | |
| Union hatte ihre zunächst zugesicherte Unterstützung für die damals von der | |
| SPD aufgestellte Juristin Frauke Brosius-Gersdorf zurückgezogen. Grund | |
| waren unter anderem Positionen der Juristin zum Abtreibungsrecht. Die | |
| Potsdamer Rechtsprofessorin verzichtete schließlich auf eine Kandidatur. | |
| ## Union will nicht mit Linkspartei sprechen | |
| Emmenegger ist aktuell noch Richterin am Bundesverwaltungsgericht. Neben | |
| ihr hatte die SPD schon im Juli die Münchner Rechtswissenschaftlerin | |
| Ann-Katrin Kaufhold als weitere Kandidatin für die drei Richterposten | |
| aufgestellt; die Union unterstützt die Kandidatur von Günter Spinner, der | |
| derzeit Vorsitzender Richter am Bundesarbeitsgericht ist. Kaufhold und | |
| Spinner mussten nicht erneut durch den Wahlausschuss nominiert werden, | |
| nachdem dies bereits im Juli erfolgt war. | |
| Zur für die Nominierung notwendigen Zweidrittelmehrheit im zwölfköpfigen | |
| Wahlausschuss brauchte Emmenegger mindestens acht Stimmen. In dem Gremium | |
| hat die Union fünf Vertreter, die AfD drei, die SPD zwei sowie Grüne und | |
| Linke jeweils einen. Union und SPD benötigten damit also mindestens eine | |
| weitere Stimme. Das Abstimmungsergebnis ist geheim. Wer mit den | |
| Koalitionsvertretern für die Nominierung stimmte, war unklar. | |
| Nun ist nach den Planungen im Parlament am Donnerstagnachmittag das | |
| Bundestagsplenum am Zug. Dort benötigen alle drei Kandidatinnen und | |
| Kandidaten für eine Wahl eine Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen | |
| Stimmen. Union und SPD bräuchten dazu neben der Unterstützung der Grünen | |
| auch Voten aus der Linksfraktion, um nicht auf die AfD als größte | |
| Oppositionspartei angewiesen zu sein. | |
| Die Linkspartei ließ ihre Position am Montag weiter offen. „Wir haben | |
| miteinander vereinbart, dass es sich bei dieser Wahl um eine | |
| Gewissensentscheidung handelt und unsere Abgeordneten jeweils für sich | |
| entscheiden“, erklärte Fraktionschefin Heidi Reichinnek nach einer | |
| Fraktionssitzung. Sie warf der Union vor, „demokratische Mehrheiten“ im | |
| Bundestag nicht sicherzustellen, indem sie keine direkten Gespräche mit | |
| ihrer Partei führte. Die CDU verweist dabei auf ihren | |
| Unvereinbarkeitsbeschluss zur Linkspartei. | |
| Auch von den Grünen gab es am Montag keine feste Zusage für eine | |
| Unterstützung. Parteichef Felix Banaszak lobte Emmenegger aber als „eine | |
| gute, respektable Kandidatin“. Es sei nun Sache der Regierungskoalitionen, | |
| dafür zu sorgen, dass die „Hängepartie“, [2][die das Verfassungsgericht | |
| bereits beschädigt habe], ein Ende finde. | |
| Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Sonja Eichwede sagte, ihre | |
| Partei habe mit den „demokratischen Fraktionen“ im Bundestag gesprochen. | |
| Von dort gebe es „positive Signale“. | |
| AfD-Parlamentsgeschäftsführer Bernd Baumann kritisierte die zweite | |
| SPD-Kandidatin Kaufhold scharf und warnte wie bei Brosius-Gersdorf die | |
| Union vor einer Zustimmung. Baumann bezeichnete Kaufhold als „Aktivistin“ | |
| mit radikalen Positionen etwa in der Klimapolitik. Sie wolle zudem ein | |
| AfD-Verbot und könne sich Enteignungen vorstellen. | |
| 23 Sep 2025 | |
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