| # taz.de -- Klimafolgenforschung: Sieben von neun Öko-Limits gesprengt | |
| > Die Menschheit reißt immer mehr planetare Grenzen, warnen Forscher*innen. | |
| > Soziale Faktoren wie Ungleichheit verschärfen das Risiko. | |
| Bild: Der Taifun Ragasa zieht in Hongkong vorbei: Extremes Wetter nimmt zu | |
| Berlin taz | Die Menschheit hat eine weitere planetare Grenze gesprengt: | |
| Die Ozeanversauerung ist derartig vorangeschritten, dass die Meere | |
| zunehmend ihre stabilisierende Rolle im Erdsystem verlieren. Das zeigt der | |
| am Mittwoch veröffentlichte [1][Bericht „Planetary Health Check 2025“] des | |
| Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). | |
| Die Ozeane sind Lebensraum für zahlreiche Arten. Außerdem nehmen sie viel | |
| Wärme auf, die sie durch die Strömungen des Wassers in andere Regionen | |
| leiten, und speichern Kohlenstoff – wirken sich also massiv auf das Klima | |
| weltweit aus. Hauptursache für die Versauerung der Meere ist laut den | |
| Forscher*innen die Nutzung fossiler Brennstoffe. Denn durch die | |
| [2][Aufnahme von CO2 sinkt der ph-Wert des Wassers]. Auch die | |
| [3][Überdüngung der Landwirtschaft] trägt dazu bei. | |
| Damit sind nun sieben der neun planetaren Grenzen überschritten, eine mehr | |
| als im Vorjahr. Gemeint sind die wichtigsten Pfeiler des Erdsystems, die | |
| den relativ stabilen Lebensraum ermöglichen, den die Erde den auf ihr | |
| lebenden Wesen seit Jahrtausenden bietet. Doch die Menschheit überlastet | |
| die Erde so sehr, dass laut den Forscher*innen mittlerweile zahlreiche | |
| der Grenzen überschritten sind. | |
| Das gilt für den [4][Klimawandel], die Integrität der Biosphäre, die | |
| Veränderung der Landnutzung, die Veränderung des Süßwasserkreislaufs, die | |
| Veränderung der biogeochemischen Kreisläufe sowie den Eintrag | |
| menschengemachter Substanzen – und seit diesem Jahr auch für die | |
| Ozeanversauerung. | |
| ## Welche Länder besonders von Extremwetter betroffen sind | |
| „Mehr als drei Viertel der lebenswichtigen Erdsystem-Funktionen befinden | |
| sich nicht mehr im sicheren Bereich“, erklärte dazu PIK-Chef Johan | |
| Rockström. „Die Menschheit verlässt ihren sicheren Handlungsraum und erhöht | |
| so das Risiko, den Planeten zu destabilisieren.“ | |
| Längst gibt es etwa mehr extremes Wetter als noch vor wenigen Jahrzehnten. | |
| Am stärksten betroffen sind laut dem am Mittwoch erschienenen | |
| [5][Weltrisikobericht] aktuell die Philippinen, danach Indien, Indonesien, | |
| Kolumbien und Mexiko. Der Bericht wird regelmäßig vom Bündnis Entwicklung | |
| Hilft und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres | |
| Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum veröffentlicht. | |
| Die Wissenschaftler*innen prüfen dabei nicht nur, wie stark das Wetter | |
| im jeweiligen Land in die Extreme geht, etwa durch Hitzewellen, Stürme oder | |
| Überschwemmungen. Sie beziehen unter anderem auch wirtschaftliche und | |
| gesellschaftliche Faktoren ein, die sich darauf auswirken, wie gut ein Land | |
| im Katastrophenfall reagieren kann. Das Risiko steigt demnach zum Beispiel | |
| durch soziale Ungleichheit oder schwache Gesundheitssysteme. Deutschland | |
| liegt im Ranking der 193 untersuchten Länder auf Platz 95. | |
| Am Mittwoch und Donnerstag treffen sich deutsche Klima-Expert*innen zum | |
| Austausch auf dem jährlichen Extremwetterkongress in Hamburg. „Der | |
| Meeresspiegel in Cuxhaven stieg seit 1900 bereits um mehr als 25 Zentimeter | |
| und er wird weiter steigen“, so Helge Heegewaldt, Chef des Bundesamts für | |
| Seeschifffahrt und Hydrographie. „Dadurch erhöhen sich die Wasserstände an | |
| unseren Küsten deutlich. Auch Sturmfluten werden vor diesem Hintergrund | |
| heftiger ausfallen.“ | |
| Tobias Fuchs vom Deutschen Wetterdienst warnte zudem vor gefährlicher | |
| Extremhitze. „Wir beobachten eine beispiellose Häufung von | |
| Wärmerekordjahren mit Blick auf das zurückliegende Jahrzehnt. Der | |
| Klimawandel beschleunigt sich – und mit ihm nehmen Wetterextreme wie | |
| Hitzewellen und Trockenphasen spürbar zu“, sagte der Meteorologe. | |
| Besonders in den Städten würden die Belastungen für die Menschen immer | |
| größer, mahnte Fuchs. „Deshalb brauchen wir entschlossenes Handeln: | |
| Klimaschutz, um die Erderwärmung zu bremsen, und gleichzeitig Anpassung, um | |
| die Folgen besser bewältigen zu können.“ | |
| 24 Sep 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.planetaryhealthcheck.org/ | |
| [2] /Klimakrise-bedroht-Meere/!6042478 | |
| [3] /Plaene-des-Agrarministeriums/!6095394 | |
| [4] /Schwerpunkt-Klimawandel/!t5008262 | |
| [5] https://weltrisikobericht.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Schwarz | |
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