| # taz.de -- Autobahnbau in Norddeutschland: Kann losgehen | |
| > Für die Ausbaupläne soll nun doch eine Finanzierung gefunden werden – ob | |
| > mit privatem Geld, zu Lasten der Sanierung oder zu Lasten der Bahn ist | |
| > offen. | |
| Bild: Viele Anwohner sind nicht so begeistert wie viele Politiker: Protest gege… | |
| Hamburg taz | Die Autobahnen im Norden sind wieder da. Übereinstimmenden | |
| Medienberichten zufolge haben sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und | |
| Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) darauf verständigt, die | |
| Finanzierung baureifer Autobahnprojekte sicherzustellen. Das beträfe die | |
| A26 Ost quer durch den Hamburger Hafen, die Küstenautobahn A20 sowie die | |
| A39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg. | |
| Wenige Tage zuvor hatte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) | |
| gewarnt, dass mit dem geplanten Etat viele Neubauprojekte nicht zu | |
| realisieren seien. 15 Milliarden Euro zu wenig habe Finanzminister | |
| Klingbeil für sein Ressort im Zeitraum 2026 bis 2029 eingeplant. In einer | |
| Sitzung der Unions-Bundestagsfraktion soll Bundeskanzler Merz jetzt | |
| versprochen haben, alle Möglichkeiten zu nutzen, um möglichst viele | |
| Neubauprojekte zu ermöglichen. | |
| Für die Finanzierung kämen verschiedene Wege infrage: Die Autobahn GmbH des | |
| Bundes könnte sich verschulden – allerdings zu schlechteren Konditionen als | |
| der Bund selbst. Der Bau könnte in Öffentlich-Privater Partnerschaft (ÖPP) | |
| finanziert werden. Private würden dann investieren und entsprechend | |
| mitverdienen – ein [1][Modell, bei dem die öffentliche Hand in der Regel | |
| draufzahlt]. | |
| Bundesverkehrsminister Schnieder brachte im Bundestag überdies den | |
| Vorschlag ins Spiel, die Regeln für das Infrastruktur-Sondervermögen zu | |
| lockern. Das von den oppositionellen Grünen im Bundestags mitbewilligte | |
| Geld sollte eigentlich dafür da sein, die dringend notwendige Sanierung von | |
| Straßen und Schienen zu finanzieren. | |
| Bereits im April [2][hatte der Bundesrechnungshof angemahnt, die Erhaltung | |
| und Sanierung zu priorisieren]. Nicht einmal bei der dringend notwendigen | |
| Sanierung von Brücken komme die Autobahn GmbH ihrem selbst gesetzten Ziel | |
| hinterher. Es sei sogar nötig, sich erst mal auf die wichtigsten Brücken zu | |
| konzentrieren. „Der Gesetzgeber könnte dies durch eine Umverteilung der | |
| Haushaltsmittel zugunsten der Erhaltung und eine Zweckbindung für die | |
| Brückensanierung unterstützen“, schlägt der Rechnungshof vor. | |
| Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte die | |
| Entscheidung zum Ausbau des Autobahnnetzes und warnte vor hohen | |
| Kostensteigerungen. „Es ist den Bürgerinnen und Bürgern nicht vermittelbar, | |
| dass Brücken und Straßen unter unseren Füßen wegbröseln, während nun | |
| weitere Milliarden in teure, klimaschädliche neue Straßenbauprojekte | |
| investiert werden, die zuvor nicht vom Bundeshaushalt gedeckt waren“, sagte | |
| Hans-Christian Friedrichs vom VCD Niedersachsen. | |
| Besonders irritierend sei, dass Finanzminister Klingbeil offenbar prüfen | |
| wolle, die vier Autobahnprojekte durch Öffentlich-Private Partnerschaften | |
| finanzieren zu wollen. Dabei sei seit Jahren wissenschaftlich belegt, dass | |
| diese Finanzierung von privater Seite mit deutlich höheren | |
| Finanzierungskosten für die öffentliche Hand verbunden ist. Wir fordern | |
| Minister Klingbeil daher auf, dieses Finanzierungs-Wirrwarr zu stoppen und | |
| das Geld lieber in die klimafreundliche Schiene oder den Erhalt von Straßen | |
| und Brücken zu investieren“, so Friedrichs weiter. | |
| Das niedersächsische Verkehrsministerium teilt mit, dass es durchaus nicht | |
| untätig sei. Aus eigenen regulären Haushaltsmitteln und solchen des Bundes | |
| habe die Landesbehörde in den Jahren 2024 und 2025, Stand September, rund | |
| 265 Millionen Euro in laufende Brückenersatzbauten investiert. Von 2024 bis | |
| 2027 sei geplant, mit dem Bau von 60 weiteren Brücken zu beginnen. Die | |
| bisher bezifferbaren Kosten liegen bei voraussichtlich rund 450 Millionen | |
| Euro. | |
| ## Umweltverbänden klagen gegen die A26 und die A39 | |
| Für die [3][A20] zwischen Elbe und Weser sowie die A39 fordere das Land | |
| Niedersachsen seit Wochen vom Bund den Baustart. Für beide Autobahnen | |
| bestehe in den jeweils ersten Abschnitten unanfechtbares oder vollziehbares | |
| Baurecht, sodass die Autobahn GmbH des Bundes mit dem Bau beginnen könnte. | |
| Für den ersten Abschnitt der A26 Ost durch Hamburg liegt ein | |
| Planfeststellungsbeschluss vor. Allerdings klagen Umweltverbände gegen die | |
| Autobahn, ebenso [4][gegen die A39.] | |
| Niedersachsens Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) bezeichnete die | |
| Autobahn-Neubauprojekte als für Niedersachsen von zentraler Bedeutung: „Sie | |
| sichern die wirtschaftliche Entwicklung, schaffen zukunftsfähige | |
| Infrastruktur und entlasten lokale Straßen sowie Städte nachhaltig.“ Der | |
| Bundesverkehrsminister müsse umgehend Klarheit und Verbindlichkeit | |
| schaffen, welche Bundesautobahn von der Autobahn GmbH des Bundes ab wann | |
| bearbeitet werde. | |
| Dabei ist der [5][Nutzen einiger dieser Projekte fraglich]. Nach einem | |
| Gutachten des Bundesumweltministeriums ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis der | |
| A20 und der A39 schlecht. Unter der Annahme eines künftigen hohen | |
| CO2-Preises rutscht er bei der A39 sogar ins Negative. Bei der A26 Ost quer | |
| durch den Hamburger Süden warnen die Gutachter vor Umweltschäden, weil | |
| deren Bau CO2-speichernde Moorböden und den Lebensraum geschützter Tiere | |
| und Pflanzen [6][zerstören würde.] | |
| 25 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
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