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# taz.de -- Urteil zur A26 Ost: Verschnaufpause für den Moorfrosch
> Die Pläne für die A26 Ost sind rechtswidrig und nicht vollziehbar,
> urteilt das Bundesverwaltungsgericht. Der Klimaschutz wurde zu wenig
> beachtet.
Bild: Seinen Schutz haben die Umweltverbände vergeblich ins Feld geführt: Moo…
Hamburg taz | Die Arbeit an der A26 Ost muss vorerst eingestellt werden.
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat den Planfeststellungsbeschluss
für die Autobahn durch Hamburgs Süden für „rechtswidrig und nicht
vollziehbar“ erklärt – den Beschluss aber nicht aufgehoben. Das heißt: Die
Hamburger Wirtschaftsbehörde und die im Auftrag des Bundes tätige
Planungsgesellschaft Deges können nachbessern.
Die [1][Umweltverbände Nabu und BUND, die die Klage angestrengt hatten],
sprachen von einem „Erfolg für Klima und Rechtsstaatlichkeit“. Die
Feststellung des Gerichts, dass Klimafolgen nicht ausreichend
berücksichtigt wurden, sei ein Novum für die deutsche Rechtsprechung. „Das
Urteil zeigt, warum das Verbandsklagerecht so wichtig ist“, sagte
Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger.
Bei seiner Urteilsverkündung wies das Gericht darauf hin, dass die Planer
gegen das Bundes-Klimaschutzgesetz verstoßen hätten. Demnach hätten sie
verschiedene Trassenvarianten mit Blick auf ihre Folgen für die
gesetzlichen Klimaziele untersuchen müssen. Stattdessen hatten die Planer
behauptet, die gewählte Trasse habe ja bereits einen positiven Effekt für
das Klima. Es sei unwahrscheinlich, dass eine alternative Trasse den
Ausstoß von Treibhausgasen noch weiter verringern werde.
Das Gericht sieht das anders. Mit Blick auf die Ziele des
Klimaschutzgesetzes hätten die Planer die Varianten zumindest grob
gegeneinander abwägen müssen. „Die Bilanz anderer Varianten könnte noch
positiver sein“, argumentiert das Gericht.
## Autobahn ist noch nicht vom Tisch
Darüber hinaus könne es für den Klimaschutz relevant sein, dass für die
gewählte Variante Süd1 rund 18,5 Hektar „hochwertige Böden (überwiegend
Niedermoorböden)“ ausgekoffert werden müssten. Moorböden speichern CO2.
Werden sie abgebaut, droht das Klimagas freigesetzt zu werden. Die Planer
hatten sich deshalb überlegt, die ausgehobenen Böden in neu geschaffenen
Senken mit hohem Wasserstand zu deponieren, um sie so zu erhalten.
Umweltschützer bezweifelten, dass das funktioniert.
Unterm Strich hält es das Gericht „nicht für völlig ausgeschlossen“, dass
bei Berücksichtigung des Klimaschutzes „die von den Klägern favorisierte
Variante Süd2 gewählt worden wäre, da sie keine Niedermoorböden in Anspruch
nimmt, artenschutzrechtlich konfliktärmer, kürzer und damit kostengünstiger
ist“.
Ein weiterer Fehler liege darin, dass der Planfeststellungsbeschluss nicht
genau genug bestimme, inwiefern in Gewässer eingegriffen werden dürfe.
[2][Einwände wie der, geschützte Lebensräume und Arten würden gefährdet]
oder die Autobahn sei unnötig, ließ das Gericht aber nicht gelten.
Der rot-grüne Senat betonte, dass die Autobahn mit dem Urteil nicht vom
Tisch sei. Es müssten bloß nachträglich weitere Trassen geprüft werden. Dem
Gericht zufolge ist das in einem ergänzenden Verfahren möglich. Das werde
in Angriff genommen, sobald die schriftliche Urteilsbegründung vorliege,
kündigte der Senat an.
## Hamburger CDU sorgt sich um Wirtschaftsstandort
Während die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft von einem guten Tag für
die Umwelt und die Menschen des benachbarten Dorfes Moorburg sprach, warf
die CDU dem Senat vor, er habe gepatzt. „Das ist ein erneuter Rückschritt
für das Ewigkeitsprojekt A26 Ost und bitter für den Wirtschaftsstandort
Hamburg sowie die Entlastungen beim Verkehr in der Innenstadt und in
Hamburgs Süden“, sagte Fraktionschef Dennis Thering.
Begründet wird die A26 Ost damit, dass sie die Erreichbarkeit des Hamburger
Hafens verbessern und die Bewohner des Stadtteils Wilhelmsburg vom
LKW-Verkehr entlasten würde. Die A26 Ost wäre die Verlängerung der in Bau
befindlichen Autobahn von Stade. Sie würde die Autobahnen 7 und 1
miteinander verbinden und so eine südliche Umfahrung Hamburgs schaffen.
Kritiker wie Anwohner und die Umweltverbände monieren, dass bei dem Projekt
Unmengen von Beton und Stahl verbaut würden. Von der A7 aus würde sich die
Autobahn auf Stelzen zu einer 57 Meter hohen Brücke über der Süderelbe
aufschwingen, um im weiteren Verlauf in einem Trog und Tunnel den Stadtteil
Wilhelmsburg zu durchqueren. Ob sich dieser Aufwand unter dem Gesichtspunkt
Kosten-Nutzen lohnt? Eine [3][Studie im Auftrag des
Bundesumweltministeriums] stellt das [4][zumindest infrage].
8 Oct 2025
## LINKS
[1] /A26-Ost-in-Hamburg/!5987389
[2] /Verkehrsplanung-in-Hamburg/!6075270
[3] /Falsche-Prioritaeten-beim-Strassenbau/!6109877
[4] https://tu-dresden.de/bu/verkehr/ivs/voeko/die-professur/news/veroeffentlic…
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Verkehr
Schwerpunkt Klimawandel
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Hamburg
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