| # taz.de -- Ringen um die Wehrpflicht: Wadephul zieht Vorbehalt zurück und ver… | |
| > Am Mittwoch dürfte das neue Wehrdienstgesetz jetzt doch noch problemlos | |
| > das Bundeskabinett passieren. Aber die Diskussion geht weiter. | |
| Bild: Auch das Protestcamp des Bündnisses „Rheinmetall Entwaffnen“ beteili… | |
| Berlin dpa/afp/taz | Die SPD wehrt sich gegen Bestrebungen der Union, das | |
| geplante Wehrdienstgesetz in den Parlamentsberatungen „nachzuschärfen“. | |
| Dabei geht es der Union um verbindliche jährliche Zielvorgaben für die | |
| Aufstockung der Bundeswehr mit Freiwilligen, deren Unterschreiten Schritte | |
| zu einer Wehrpflicht auslösen soll. | |
| „Man sollte vielleicht erstmal abwarten, wie ein Gesetz wirkt, bevor man | |
| schon vorweg die Verschärfung fordert“, sagte der SPD-Verteidigungsexperte | |
| Christoph Schmid der Augsburger Allgemeinen. Die fachlich zuständige | |
| Vize-Fraktionsvorsitzende Siemtje Möller sagte den Zeitungen der | |
| Funke-Mediengruppe: „Wir haben uns im Koalitionsvertrag eindeutig | |
| verständigt: Der neue Wehrdienst startet freiwillig – und das gilt.“ | |
| Der [1][Entwurf des Wehrdienstgesetzes von Verteidigungsminister Boris | |
| Pistorius] (SPD) soll am Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden. | |
| Kernpunkt ist der Ausbau der Bundeswehr bis zum Ende des Jahrzehnts von | |
| derzeit rund 182.500 auf 260.000 aktive Soldat:innen sowie von etwa | |
| 60.000 auf 200.000 Reservist:innen. Erreicht werden soll dies über eine | |
| Anlehnung an das „Schwedische Modell“. So setzt der Entwurf zunächst | |
| vorwiegend auf Freiwilligkeit und einen finanziell attraktiveren Dienst, um | |
| mehr junge Leute für die Bundeswehr zu gewinnen. | |
| In der Union gibt es allerdings massive Zweifel, ob das Freiwilligenmodell | |
| ausreicht. Deshalb wird aus ihren Reihen ein Automatismus verlangt, um zur | |
| derzeit noch ausgesetzten Wehrpflicht zu zurückzukehren. Daher hatte der | |
| christdemokratische Außenminister Johann Wadephul (CDU) mit einem | |
| sogenannten Ministervorbehalt zwischenzeitlich Einspruch gegen den | |
| Gesetzentwurf eingelegt, um Bedenken der Union geltend zu machen. | |
| ## Ministervorbehalt zurückgezogen | |
| Damit hätte er die Verabschiedung zunächst gestoppt. Doch nach Gesprächen | |
| zwischen den Ministerien zog Wadephul seinen Vorbehalt am Montagnachmittag | |
| wieder zurück. „Der Vorbehalt des Auswärtigen Amtes ist zurückgenommen, der | |
| Gesetzentwurf ist am Mittwoch im Bundeskabinett“, sagte Regierungssprecher | |
| Stefan Kornelius der Nachrichtenagentur Reuters. | |
| „Die Punkte, die für die ursprüngliche Einlegung maßgeblich waren, konnten | |
| in heutigen Gesprächen geklärt werden“, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. | |
| „Im anschließenden parlamentarischen Verfahren wird es weitere Beratungen | |
| geben. Ziel ist und bleibt, die Fähigkeitsziele der Nato zu erfüllen und | |
| die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu stärken.“ | |
| Der Unionsfraktionsvize Norbert Röttgen (CDU) setzt ebenfalls weiter auf | |
| Nachschärfungen in den Beratungen des Bundestags. „Wir müssen jetzt | |
| konkrete Meilensteine vereinbaren, die einen Spurwechsel von der | |
| Freiwilligkeit zur Pflicht vorsehen, wenn diese nicht ausreicht, um unsere | |
| Ziele zu erreichen“, sagte er dem Nachrichtenportal t-online. „Das Prinzip | |
| Hoffnung kann in einem so wichtigen Bereich nicht handlungsleitend sein, | |
| und jedes Abwarten auf eine weitere Zuspitzung der sicherheitspolitischen | |
| Lage wäre unverantwortlich.“ | |
| ## Jusos geht Gesetzentwurf zu weit | |
| Kritik an dem Gesetzentwurf aus einer anderen Richtung kommt von den Jusos. | |
| „Die Pläne der Bundesregierung für einen neuen Wehrdienst gehen viel zu | |
| weit“, sagt der Chef der SPD-Nachwuchsorganisation, Philipp Türmer, der | |
| Rheinischen Post. „Sie beinhalten eine Hintertür, um junge Männer | |
| einzuberufen, wenn die verteidigungspolitische Lage einen schnellen | |
| Aufwuchs der Streitkräfte zwingend erfordert, der auf freiwilliger | |
| Grundlage nicht erreichbar ist“. | |
| Das gehe „zu weit in Richtung Wehrpflicht und widerspricht dem Kompromiss, | |
| den wir mit Boris Pistorius gefunden hatten“, kritisierte Türmer. „Er hat | |
| beim SPD-Parteitag eindeutig zugestimmt, keine aktivierbare gesetzliche | |
| Möglichkeit zur zwangsweisen Heranziehung junger Männer zu schaffen“, | |
| betonte der Juso-Chef. „Wir Jusos lehnen diese Möglichkeit im Entwurf daher | |
| klar ab und setzen auf Änderungen hin zu klarer Freiwilligkeit.“ | |
| Auf Antrag der Jusos hatte der [2][SPD-Bundesparteitag im Juni] | |
| beschlossen, die SPD sei gegen eine „aktivierbare gesetzliche Möglichkeit | |
| zur Heranziehung Wehrpflichtiger, bevor nicht alle Maßnahmen zur | |
| freiwilligen Steigerung ausgeschöpft sind“. Gleichzeitig heißt es in dem | |
| Beschluss allerdings auch: „Wir müssen reagieren können, wenn die | |
| sicherheitspolitische Lage oder die Bedarfe der Bundeswehr dies erfordern.“ | |
| Das entspricht jedoch genau dem Gesetzentwurf von Pistorius. | |
| Nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium werden im laufenden Jahr | |
| 15.000 Soldat:innen den bisherigen freiwilligen Wehrdienst leisten. Mit | |
| der Einführung des neuen Wehrdienstes ab 2026 solle ihre Zahl „im Schnitt | |
| um 3.000 bis 5.000“ erhöht werden, um dann ab 2031 bis zu 40.000 pro Jahr | |
| zu erreichen. | |
| 26 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Pascal Beucker | |
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