# taz.de -- Pistorius' „neuer Wehrdienst“: Erstmal freiwillig strammstehen | |
> Der Verteidigungsminister hat den Gesetzentwurf für seinen „neuen | |
> Wehrdienst“ fertig, der auf Freiwilligkeit setzt. Aber die Wehrpflicht | |
> für Männer bleibt eine Option. | |
Bild: Will um junge Leute werben: Verteidigungsminister Pistorius am Dienstag i… | |
Die Pläne der schwarz-roten Bundesregierung für einen „neuen Wehrdienst“ | |
nehmen konkrete Gestalt an. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat | |
seinen Gesetzentwurf fertig, der jetzt in die Abstimmung mit den anderen | |
Ressorts geht. Ende August soll er vom Kabinett beschlossen werden und dann | |
in die Bundestagsberatung gehen. In Kraft treten soll das Gesetz nach den | |
Vorstellungen von Pistorius zum 1. Januar 2026. | |
Kernpunkt ist der Ausbau der Bundeswehr bis zum Ende des Jahrzehnts von | |
derzeit rund 182.500 auf 260.000 aktive Soldat:innen sowie von etwa | |
60.000 auf 200.000 Reservist:innen. Erreicht werden soll dies über eine | |
Anlehnung an das „Schwedische Modell“. Das heißt, dass zunächst ab dem | |
Jahrgang 2008 alle Frauen und Männer beim Erreichen des wehrdienstfähigen | |
Alters, also zum vollendeten 18. Lebensjahr, von der Bundeswehr | |
angeschrieben werden. | |
Während nicht militäraffine junge Frauen den Brief ungeöffnet in den | |
Papierkorb befördern könnten, sollen die Männer des jeweiligen Jahrgangs | |
gesetzlich verpflichtet werden, den Fragebogen auszufüllen und | |
zurückzusenden. Auf Grundlage der Antworten soll die Bundeswehr dann die | |
Entscheidung darüber treffen, wer zur Musterung eingeladen wird. | |
Dieser Einladung zu folgen, würde für Männer ebenfalls verpflichtend sein. | |
Aus dem Kreis der Gemusterten sollen anschließend die Geeignetsten und | |
Motiviertesten ausgewählt werden, um entweder einen sechsmonatigen | |
Basisdienst abzuleisten oder sich längerfristig zu verpflichten. | |
## Juso-konformer Vorschlag | |
Insgesamt soll für den „neuen Wehrdienst“ bis zur Altersgruppe der | |
25-Jährigen geworben werden. Geplant ist, mit 15.000 freiwilligen neuen | |
Rekrut:innen zu beginnen, wobei die Zahl von Jahr zu Jahr gesteigert | |
werden soll, bis auf über 30.000 im Jahr 2029. Um den Anreiz zu erhöhen, | |
will Pistorius die Wehrdienstleistenden in den Status der | |
Zeitsoldat:innen versetzen. Das bedeutet, sie würden deutlich mehr als | |
heute verdienen, nämlich über 2.000 Euro netto monatlich. | |
Wie Pistorius am Montag unter anderem vor der SPD-Bundestagsfraktion | |
erläuterte, geht er davon aus, dass sich die Truppenstärke in den von ihm | |
angestrebten Zielzahlen mit freiwilligen Maßnahmen realisieren lässt. | |
Allerdings sieht der 50-seitige Gesetzentwurf, über den der Spiegel zuerst | |
berichtet hat, ein Hintertürchen vor: Der Wehrdienst könnte wieder zur | |
Pflicht für Männer werden, wenn die verteidigungspolitische Lage einen | |
„kurzfristigen Aufwuchs der Streitkräfte zwingend erfordert, der auf | |
freiwilliger Grundlage nicht erreichbar ist“. Falls die Maßnahmen zur | |
Attraktivitätssteigerung nicht rechtzeitig zu genügend freiwilligen | |
Bewerbungen führen, könnte es ebenfalls zu einer Reaktivierung des | |
Zwangsdienstes kommen. Für diese Fälle räumt der Entwurf der | |
Bundesregierung die Möglichkeit ein, „mit Zustimmung des Deutschen | |
Bundestages die verpflichtende Heranziehung von Wehrpflichtigen zu | |
veranlassen“. | |
[1][Diese Variante entspricht dem Beschluss des SPD-Bundesparteitages]. Der | |
hatte auf Antrag der Jusos nur beschlossen, die SPD sei gegen eine | |
„aktivierbare gesetzliche Möglichkeit zur Heranziehung Wehrpflichtiger, | |
bevor nicht alle Maßnahmen zur freiwilligen Steigerung ausgeschöpft sind“. | |
Gleichzeitig heißt es in dem Beschluss: „Wir müssen reagieren können, wenn | |
die sicherheitspolitische Lage oder die Bedarfe der Bundeswehr dies | |
erfordern.“ Genauso sieht es der Gesetzentwurf von Pistorius jetzt vor. | |
8 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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