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# taz.de -- Leben in Brandenburg: Eisenhüttenstadt auf Probe
> Mit Gratis-Probewohnen will Eisenhüttenstadt neue Einwohner gewinnen.
> Auf zwei Plätze hatten sich 2.000 Menschen beworben – nun sind die Ersten
> eingezogen.
Bild: Zentral und ziemlich ruhig: In dieser Häuserzeile in Eisenhüttenstadt b…
Eisenhüttenstadt taz | Mit ihrem Fahrrad steht eine Rentnerin in der
Einfahrt zu einem Einkaufscenter in Eisenhüttenstadt. Um sie herum
erstrecken sich Wiesen und Teer. Die 72-Jährige ist auf dem Weg ins
Fitnessstudio. Über 50 Jahre lebe sie schon hier, erzählt sie und deutet in
die Ferne, in Richtung eines Wohnhauses. „Ist eine Rentnerstadt, aber mir
gefällt es“, sagt die Frau, die ihren Namen lieber nicht nennen will.
[1][Alles sei erreichbar], Arzt, Supermarkt, Friseur, und es gebe das
Oder-Ufer und das Friedrich-Wolf-Theater.
Die Erreichbarkeit, die findet auch Melanie Henninger gut. Anders als die
Seniorin wohnt Henninger nicht seit mehr als einem halben Jahrhundert,
sondern erst seit zwei Tagen in Eisenhüttenstadt. Die IT-Beraterin aus
Bremen ist probeweise hier. Sie wurde zusammen mit einem weiteren
Probewohner von der Stadt ausgewählt; für zwei Wochen lebt sie kostenlos in
einer möblierten Gästewohnung im Zentrum von Eisenhüttenstadt.
Das Pilotprojekt [2][zum Probewohnen ist ein Versuch], Menschen für das
Leben in Eisenhüttenstadt zu gewinnen. Die DDR-Planstadt an der
deutsch-polnischen Grenze galt einst als sozialistische Vorzeigestadt. Rund
50.000 Menschen lebten früher hier, heute sind es nur noch etwa 24.000.
## Am Wochenende extrem ruhig
In Zeiten [3][von Wohnungsnot und engen Großstädten] wirbt man deshalb mit
dem verfügbaren Platz, der Ostmoderne und den günstigen Mieten. 6 Euro kalt
kostet der Quadratmeter. Interesse scheint es zu geben: Mehr als 2.000
Bewerber:innen hatten sich für das Probewohnen in Eisenhüttenstadt
beworben, berichtet Projektleiterin Julia Basan.
Am Wochenende hat Melanie Henninger schon den Stadtteil Fürstenberg und die
Nachbargemeinde Neuzelle erkundet, nun sitzt sie im Wohnzimmer ihrer
Wohnung. „Am Wochenende fand ich es extrem ruhig“, berichtet sie über ihre
ersten Tage.
Henninger ist in Brandenburg aufgewachsen und [4][während der sogenannten
Baseballschlägerjahre weggegangen]. Heute sind die Kinder aus dem Haus und
sie hat einen Job, den sie im Homeoffice machen kann. Da will sie
Brandenburg nochmal eine Chance geben. „Ich möchte gerne einen Teil zur
Gesellschaft beitragen und da muss ich sehen, wie ich das hier machen
könnte“. Deshalb sei sie gespannt auf die Begegnungen der kommenden Wochen.
8 Sep 2025
## LINKS
[1] /Neue-Hoffnung-in-Eisenhuettenstadt/!6026619
[2] /Projekt-gegen-Bevoelkerungsschwund/!6045333
[3] /Mietenpolitik/!6085924
[4] /Baseballschlaegerjahre-in-Wernigerode/!5941578
## AUTOREN
Amelie Sittenauer
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