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# taz.de -- Weniger Geflüchtete in Deutschland: Entlastete Kommunen im Tausch …
> Die neuen Zahlen über weniger Geflüchtete in Kommunen sind keine tolle
> Nachricht. Sie sind vielmehr das Symptom einer menschenfeindlichen
> Asylpolitik.
Bild: Kehl, Baden-Würtemberg, 8. Mai 2025: Polizeibeamte weisen einen Mann zur…
Die Kommunen vermelden Entlastung, weil weniger Schutzsuchende ankommen.
Notunterkünfte könnten teils abgebaut werden, sagte der
Hauptgeschäftsführer des Städtetags, Christian Schuchardt. Von einer
„Atempause“ [1][spricht André Berghegger], ebenfalls CDU-Politiker und
Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds. Aber zu welchem Preis?
Die [2][Zahlen der Asylanträge] im ersten Halbjahr dieses Jahres sind um
fast die Hälfte zurückgegangen. Rund 60.000 Erstanträge haben Asylsuchende
gestellt, 2024 waren es zur selben Zeit rund 120.000. Aber das ist kein
Grund, Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) zu feiern – erst recht nicht
für seine Grenzkontrollen.
Die Ursachen dafür, dass [3][Menschen nach Deutschland komme]n, sind
vielfältig. Während letztes Jahr noch knapp 77.000 Menschen [4][aus Syrien
in Deutschland] einen ersten Antrag auf Asyl stellten, waren es im ersten
Halbjahr 2025 nur 15.127. Für sie war wohl eher der Sturz von Baschar
al-Assad ausschlaggebend als Dobrindt. In der gesamten Europäischen Union
sank die Zahl der Asylerstanträge durch Schutzsuchende von Januar bis Mai
2025 um knapp dreißig Prozent im Vergleich zum Vorjahr – weswegen dann auch
weniger Menschen hier ankommen.
Und selbst falls [5][Dobrindts Grenzkontrollen] dazu führen, dass ein paar
weniger Menschen einreisen – warum auch immer das erstrebenswert sein
sollte – sind sie vor allem tragisch. Die damit einhergehenden
Zurückweisungen von Schutzsuchenden höhlen das [6][Recht auf Asyl] weiter
aus.
## Keine Atempause für Schutzsuchende
Auch über andere Gründe dafür, dass in den Kommunen jetzt weniger Menschen
ankommen, kann man kaum klatschen. Wenn in Unterkünften mehr Platz ist,
weil die neue Bundesregierung sämtliche Resettlementprogramme aussetzt und
Menschen es gar nicht erst nach Deutschland schaffen, ist das kein Grund
zum Feiern. Zur Erinnerung: Die Leute, die etwa im Bundesprogramm
Afghanistan Aufnahmezusagen bekommen haben, sind Aktivist*innen, ehemalige
Ortskräfte und ihre Familien – allesamt durch die Taliban extrem gefährdete
Personen. 211 von ihnen wurden vor [7][Kurzem aus Pakistan] nach
[8][Afghanistan abgeschoben].
Wenn zukünftig mehr Kitaplätze frei sind, weil Kinder von subsidiär
Schutzberechtigten von ihren Eltern getrennt sind, hat auch das nichts
Erleichterndes. Im Juni beschloss der Bundestag mit den Stimmen von
Schwarz-Rot das Gesetz zur Aussetzung des Familiennachzugs, es gilt bis
Juli 2027.
Fehlende Kitaplätze, zu wenig Wohnraum und überlastete Ausländerbehörden
sind strukturelle Probleme. Sie brauchen strukturelle Lösungen. Eine
vorausschauende Planung, etwa von Wohnraum, indem Gebäude für die
Unterbringung von Geflüchteten zwischengenutzt werden. Niemand soll in
Zeltstädten schlafen müssen. Abschottung, Wortbruch und getrennte Familien
können aber nicht der Weg dahin sein.
22 Aug 2025
## LINKS
[1] https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/zahlen-migration-kommunen-beri…
[2] https://www.bpb.de/themen/migration-integration/zahlen-zu-asyl/265708/asyla…
[3] /Ankommen-in-Deutschland-als-Gefluechtete/!6103413
[4] /10-Jahre-Wir-schaffen-das/!6103712
[5] /-Grenzkontrollen-in-Deutschland/!6107068
[6] /So-koennte-eine-humane-Fluchtpolitik-aussehen/!6104483
[7] /Abschiebung-trotz-Aufnahmezusage/!6107054
[8] /Abschiebungen-nach-Afghanistan/!6104951
## AUTOREN
Franziska Schindler
## TAGS
Geflüchtete
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