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# taz.de -- Nach Intel-Aus in Magdeburg: Hier könnte Ihre Chipfabrik stehen
> Nach der Absage von Intel sucht Sachsen-Anhalt nach neuen Firmen für die
> riesige Fläche. Bislang ist nur eine an einer Ansiedlung interessiert.
Bild: Dornröschenschlaf: Ein Teil der Aus-und Einfahrt, wo der High-Tech Park …
Leipzig taz | Aufgerissene Erde, ein paar Einfahrten, drumherum
Ackerfelder. Das ist alles, was von den großen Intel-Plänen bei Magdeburg
übrig ist. Für 30 Milliarden Euro wollte der US-Techkonzern eine Chipfabrik
auf 400 Hektar in Sachsen-Anhalt bauen. Die Bundesregierung versprach, 10
Milliarden Euro zuzuschießen. Es wäre die größte Einzelinvestition der
deutschen Geschichte und ein großer Schritt für die Halbleiterproduktion in
Europa geworden – wird es aber nicht.
Schon im Herbst hatte Intel wegen einer Unternehmenskrise den Bau auf Eis
gelegt und dann vor [1][etwa einer Woche komplett abgeblasen]. Jetzt sitzen
die Landesregierung und die Stadt Magdeburg an einem neuen Plan.
Die 400 Hektar Fläche, die Intel 2022 für den Bau erworben hatte, will der
Konzern nun wieder verkaufen, heißt es auf taz-Anfrage. Das solle der
Region ermöglichen, von Investitionen und einer Entwicklung der
Infrastruktur zu profitieren – „ganz im Sinne der ursprünglich für das
Gelände vorgesehenen Ziele“, sagt Intel. Magdeburg hat laut einem Sprecher
der Stadt ein Vorkaufsrecht.
Der [2][ursprüngliche Plan sah aber auch vor], dass der große Konzern Intel
weitere Unternehmen anziehen sollte, damit um die Fabrik herum ein
Industriegebiet entsteht: der sogenannte High-Tech Park. Er umfasst mit der
Intelfläche mehr als 1.000 Hektar. Doch wer siedelt sich da noch an, wenn
Intel wegbleibt?
## 100 Hektar für FMC
Wenige Tage, bevor Intel die Absage öffentlich bekannt gab, erklärte das
Halbleiter- und Speicherchipunternehmen Ferroelectric Memory Company (FMC),
eine Fabrik für Speicherchips im High-Tech Park bauen zu wollen. Laut
Medienberichten sind dafür 100 Hektar im Gespräch. Das Dresdner Unternehmen
FMC selbst will sich zu den Details des Plans noch nicht äußern. Das
Bauvorhaben „steht unter dem Vorbehalt der Finanzierung und weiterer
behördlicher Genehmigungen“, hieß es am vergangenen Dienstag auf
taz-Anfrage. Demnächst werde erst mal eine Absichtserklärung unterzeichnet.
FMC hat für Speicherchips eine besondere Technologie entwickelt. Dadurch
können auf den Chips Informationen gespeichert werden, ohne dass sie
ständig Strom brauchen. Bislang hat das Unternehmen keine eigene
Produktionsstätte. Es gilt als Start-up, das 2016 im Umfeld der Dresdner TU
entstanden ist und die Technologie dort als Teil von Silicon Saxony
entwickelte – einem Verband der sächsischen Halbleiter- und
Softwarebranche.
[3][Landeswirtschaftsminister Sven Schulze (CDU)] erzählt, Sachsen-Anhalt
sei schon länger um FMC bemüht. Die Fabrik soll südlich des für Intel
vorgesehenen Geländes entstehen. „FMC ist kein Ersatz für Intel“, sagt
Schulze. Er hätte gerne beide Unternehmen in Magdeburg gehabt.
Zur Fördersumme, die FMC braucht, möchte Schulz nichts sagen. Laut
Berichten des Handelsblatts geht es um 1,3 Milliarden Euro. Schulze klingt
optimistisch. Erst müsse das Projekt konkret werden, dann komme die
Unterstützung durch den Bund oder die EU.
## Intel derzeit nicht wettbewerbsfähig
Irene Bertschek, Leiterin des Bereichs „Digitale Ökonomie“ am
Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim (ZEW),
findet, die Absage von Intel sei gerade noch rechtzeitig gekommen. „Intel
ist im Mikrochip-Markt derzeit nicht wettbewerbsfähig und plant in den USA
im großen Umfang Stellen abzubauen.“ Es sei gut, dass die
[4][Bundesregierung die zehn Milliarden Euro noch nicht ausgezahlt] habe.
Die energieeffizienten Chips von FMC hält Bertschek hingegen für sehr
interessant. Der Bedarf an Speicher- und Rechenkapazitäten nehme zu, der
Stromverbrauch steige bislang entsprechend. Doch auch wenn die Subventionen
für FMC deutlich niedriger ausfallen dürften als bei Intel: Bertschek mahnt
zur Vorsicht. Statt einzelne Unternehmen zu fördern, solle der Staat lieber
Infrastruktur für Forschung, Bildung oder den Verkehr ausbauen. Davon
profitiere die Region und das ziehe Fachkräfte an.
Julia Hess forscht beim Thinktank Interface zur globalen Entwicklung der
Chipindustrie. Sie gibt zu bedenken, dass bislang ein Zuliefernetzwerk etwa
zur Bereitstellung von Chemikalien oder Maschinen beim High-Tech Park
Magdeburg fehle. Ein solches „Ökosystem“ sei aber „zentral, um effektiv …
kostengünstig zu produzieren und Innovation voranzutreiben“. Damit sich ein
solches entwickle, brauche es mehr Ansiedlungen als die von FMC, vermutet
Hess.
Doch wie sieht es mit weiteren Firmen im High-Tech Park aus? Angenommen,
der Verkauf der Intelfläche an die Stadt klappt und FMC beansprucht 100
Hektar, bleiben noch 900 Hektar übrig. Sven Schulze sagt, aktuell sei der
Plan, diese vollständig zu nutzen.
Firmen anzuwerben, das ist die Aufgabe der Investitions- und
Marketinggesellschaft (IMG) des Landes. Und bei wie vielen gibt es schon
konkrete Pläne? Der taz antwortet die IMG: „Konkrete Ansiedlungspläne gibt
es bei einem Unternehmen, dem Chiphersteller FMC aus Dresden“.
4 Aug 2025
## LINKS
[1] /Kriselnder-Konzern/!6103655
[2] /Geplante-Intel-Fabrik-in-Magdeburg/!5939815
[3] /Intel-stoppt-Chipfabrik/!6037454
[4] /Geplante-Intel-Fabrik-in-Magdeburg/!5939815
## AUTOREN
David Muschenich
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