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# taz.de -- CDU-Spitzenkandidat in Sachsen-Anhalt: Schulze statt Haseloff, aber…
> In Sachsen-Anhalt soll ein Generationenwechsel der CDU bei der
> Landtagswahl 2026 helfen. Schulze grenzt sich von der AfD ab, muss sich
> aber beweisen.
Bild: Ministerpräsident Haseloff macht den Weg frei für seinen Nachfolger Sve…
Leipzig taz | Lange konnten sie es geheim halten, doch wenige Stunden vor
der offiziellen Bekanntgabe sickerte die Nachricht durch: Sven Schulze soll
die CDU Sachsen-Anhalt als Spitzenkandidat in den Landtagswahlkampf 2026
führen. Reiner Haseloff, der seit 2011 amtierende Ministerpräsident, tritt
nicht nochmal an. Die Partei geht damit das Risiko des Unbekannten ein. Die
Situation bleibt angespannt.
Wie die Wahl kommendes Jahr am 6. September in Sachsen-Anhalt ausgeht,
beunruhigt führende Unionsmitglieder bis nach Berlin. Es geht um ein
Problem, für das die CDU bislang keine erfolgversprechende Lösung hat: Wie
bekommt sie die AfD klein?
Bei der Bundestagswahl im Februar bekam in Sachsen-Anhalt keine andere
Partei so viele Stimmen wie die AfD: 37 Prozent. Nun hofft sie darauf, dass
sie dort nach den Landtagswahlen ganz allein regieren kann. Kann Sven
Schulze das verhindern?
Zur [1][offiziellen Verkündung am Donnerstagmittag stehen Schulze und
Haseloff] auf der Dachterasse der Parteizentrale in Magdeburg. Die Sonne
scheint, Haseloff greift zum Mikrofon und beginnt mit einem Rückblick:
Schon bei der letzten Landtagswahl habe der heute 71-Jährige eigentlich
nicht mehr geplant, anzutreten. Er habe es trotzdem getan, um einen
Generationswechsel vorzubereiten, um einen Nachfolger aufzubauen.
## AfD-Regierung wäre Katastrophe
Es sei Haseloffs Vorschlag gewesen, den 46-jährigen Landesvorsitzenden Sven
Schulze zum Spitzenkandidat zu machen. Der vertrete eine klare Abgrenzung
zu den extrem Rechten, weil „die von der AfD angestrebte
Regierungsverantwortung eine Katastrophe wäre“, sagt Haseloff. Auf die CDU
und den Spitzenkandidaten komme es an. Bundestagswahl sei nicht
Landtagswahl.
Tatsächlich liegt die CDU Sachsen-Anhalt in Umfragen aktuell vor der AfD:
34 Prozent für die Konservativen, 30 Prozent für die extrem Rechten. Doch
was sagen Umfragen schon aus? [2][Vor der Landtagswahl 2021] in
Sachsen-Anhalt schien es richtig knapp zu werden. Die CDU lag zwei Tage vor
dem Wahltermin bei 27 Prozent und die AfD, schon im Windschatten, bei 26
Prozent. Doch dann kam der Sonntag, und die CDU kam mit großem Vorsprung
vor der AfD ins Ziel: 37,1 Prozent zu 20,8 Prozent.
Im Nachgang hieß es, Haseloff habe in einem erfolgreichen Endspurt Stimmen
mobilisiert. Seine Abgrenzung zur AfD habe es Wähler:innen leichter
gemacht, ihre Kreuze bei der CDU zu setzen, statt bei Grünen, SPD oder
Linken.
In Magdeburg wirkt es am Donnerstag ein bisschen so, als wolle Haseloff den
Übergabemoment etwas dehnen. Er zieht die Sätze, bedankt sich, moderiert,
spricht nochmal darüber, was die kommende Landtagswahl bedeutet und witzelt
noch ein wenig. Dann übergibt er schließlich doch das Wort und Schulze
beginnt.
## Keine Koalition mit der AfD
Der designierte Spitzenkandidat habe ein klares Versprechen an die
Wähler:innen, sagt er: „Stabilität, keine Experimente.“ Er werde die Linie
von Haseloff eins zu eins fortführen. Koalition mit der AfD? Nicht mit ihm.
Auch wenn Mitglieder des Landesverbands sich [3][die Zusammenarbeit mit den
Rechtsextremen wünschen.]
Schulze ist seit 2021 Landesvorsitzender und Wirtschaftsminister. Zuvor war
er sieben Jahre Mitglied des Europäischen Parlaments, seit vergangenem Jahr
ist er im Bundesvorstand der CDU. Er gilt als gut vernetzt. Gleichzeitig
ist er in Sachsen-Anhalt verwurzelt. Trotzdem kennen ihn weniger
Wähler:innen als den bisherigen Ministerpräsidenten Haseloff.
Auf dem Dach der Parteizentrale sagt Schulze, für den Landtagswahlkampf
halte er drei Themen für wichtig: Zum einen die Migration, bei der
Bundesinnenminister Alexander Dobrint (CSU) gute Arbeit mache. Zum anderen
wirtschaftliche Stabilität, die vor allem den Mittelstand betreffe. Und als
drittes soziale Gerechtigkeit. „Wer jeden Tag arbeiten geht und den Staat
voranbringt, der muss am Ende des Tages mehr davon haben als die, die das
nicht machen.“
Offiziell hat der Bundesverband der CDU den Generationenwechsel in
Sachsen-Anhalt abgenickt. Carsten Linnemann, Generalsekretär des
CDU-Bundesverbands, sichert Schulze selbstverständlich zu, die Partei werde
ihn „nach Kräften“ unterstützen. „Wir kämpfen gemeinsam für stabile
Verhältnisse – und die gibt es nur mit Sven Schulze als neuem
Ministerpräsidenten“, erklärt Linnemann in einer Mitteilung. Wie genau die
CDU in Sachsen-Anhalt unterstützen will, das lässt er unbeantwortet.
## ,,Es bleibt den Menschen kein bleibender Eindruck“
Doch am Charisma von Schulze gibt es auch Zweifel. Laut und deutlich äußert
diesen zurzeit nur die Opposition. Die Linke kritisiert etwa, die Politik
von Wirtschaftsminister Schulze sei erfolglos geblieben. Der Strukturwandel
lasse auf sich warten und mehrere Unternehmen müssten schließen. Die
Landesvorsitzende der Grünen in Sachsen-Anhalt, Susan Sziborra-Seidlitz,
sagt zudem, „aus seiner Zeit als EU-Abgeordneter bleibt den Menschen kein
bleibender Eindruck“. Derzeit vermittle er nicht den Eindruck, „das Land
wieder zusammenzubringen“.
Mario Karschunke, Generalsekretär der CDU Sachsen-Anhalt, versucht Druck
abzubauen. Die Landtagswahl sei noch weit weg, die CDU noch dabei, ihr Team
und die Wahlkampfstrategie zu planen. „Wir sind noch im ersten Abschnitt“,
sagt Karschunke. Erst im November bestimme die Landesvertreterversammlung
den Spitzenkandidaten und nächstes Jahr im April stünden dann die Inhalte
fest.
Währenddessen befindet sich die AfD in Sachsen-Anhalt schon voll im
Wahlkampf. Ende Mai stellte sie ihre Liste auf. Auf dem ersten Platz:
Ulrich Siegmund. Der 34-Jährige war 2023 beim Treffen mit anderen
Rechtsextremisten in Potsdam dabei und hat bei TikTok fast so viele
Follower:innen wie Sahra Wagenknecht. Auf den ersten zehn Plätzen der
Liste stehen nur Männer. Unter den ersten 30 sind es zumindest zwei Frauen.
Mit ihrer Alleinregierung möchten sie eine Abschiebeoffensive starten und
„linksextremen Vereinen“ die Finanzen streichen.
Sven Schulze möchte allerdings im Wahlkampf nicht so viel über die AfD
sprechen. „Ich möchte, dass die CDU im Mittelpunkt steht“, sagt Schulze.
Mal sehen, ob das reicht.
7 Aug 2025
## LINKS
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## AUTOREN
David Muschenich
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