# taz.de -- Umfrage zur Landtagswahl Sachsen-Anhalt: Spitzenwert für Rechtsext… | |
> Die AfD liegt laut einer Umfrage bei 39 Prozent in Sachsen-Anhalt. Die | |
> Wahl steht nächstes Jahr an. Wie das bei Demokrat:innen im Land | |
> ankommt. | |
Bild: Nazis sind Herdentiere, immer schön dem Führer nach | |
Berlin taz | Wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl in Sachsen-Anhalt wäre, | |
stünde die CDU 12 Prozentpunkte hinter der AfD. So lautet zumindest das | |
Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des | |
Forschungsinstituts Infratest dimap: 39 Prozent für die AfD und 27 Prozent | |
für die CDU. Es wäre das [1][höchste Ergebnis der rechtsextremen Partei] | |
bei einer Landtagswahl in Deutschland. Allerdings: die tatsächliche Wahl | |
ist in 12 Monaten. Demokratische Parteien und die kritische | |
Zivilgesellschaft geben sich noch nicht geschlagen. | |
[2][Laut Infratest dimap] beteiligten sich 1.167 Wahlberechtigte aus | |
Sachsen-Anhalt in der zufallsbasierten Telefon- und Onlinebefragung. Auf | |
dem dritten Platz kam bei ihnen demnach die Linke mit 13 Prozent und dann | |
die SPD mit 7 Prozent. Mit den Zahlen neu im Landtag Sachsen-Anhalt wäre | |
das BSW mit 6 Prozent. Die Grünen und die FDP kämen hingegen nicht über die | |
Fünf-Prozent-Hürde und würden aus dem Parlament ausscheiden. | |
Die Werte waren in Sachsen-Anhalt einigermaßen erwartbar. Schon bei [3][der | |
Bundestagswahl im Februar bekam die AfD mit 37,1 Prozent den höchsten | |
Stimmanteil]. Vor einem Monat hatte zudem der bisherige Ministerpräsident | |
Reiner Haseloff (CDU) angekündigt, nicht erneut für das Amt zu kandidieren. | |
In der Umfrage wurde er allerdings immer noch als bekanntester und | |
beliebtester Politiker des Landes geführt. | |
Sein Nachfolger, der [4][aktuelle Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU)], | |
schaffte es zumindest bei der Bekanntheit auf den zweiten Platz. Allerdings | |
gaben mehr Befragte an, sie seien mit der politischen Arbeit des | |
AfD-Spitzenkandidaten Ulrich Siegmund sehr zufrieden. Siegmund hatte schon | |
im Mai bekannt gegeben, er wolle bei der Landtagswahl ein AfD-Ergebnis, mit | |
dem die Partei allein in Sachsen-Anhalt regieren kann. Dann wolle er vor | |
allem eine „Abschiebeoffensive“ umsetzen und kritischen Vereinen das Geld | |
entziehen. | |
## Eine Umfrage ist keine Wahl | |
Der Politikwissenschaftler Benjamin Höhne von der TU Chemnitz sagt, die | |
Umfragen seien immer nur Momentaufnahmen. „Allerdings zeigen sie ein Muster | |
relativ verfestigter Zustimmungswerte für die Parteien.“ Insofern seien | |
[5][die Ergebnisse ernst zunehmen]. | |
Aus der Forschung wisse man, dass auch Umfragen selbst das Wahlergebnis | |
beeinflussen. „Beispielsweise können Menschen bei der Wahl einen Bogen um | |
kleinere Parteien machen, wenn sich diese zuvor in Umfragen unterhalb der | |
Sperrklauseln befanden“, erklärt Höhne. | |
Der Extremismus-Experte David Begrich vom Magdeburger Verein Miteinander | |
erklärte auf Anfrage der taz, er halte eine Regierungsbeteiligung der AfD | |
trotz der Umfrageergebnisse weiterhin für unwahrscheinlich – wenn auch | |
nicht unmöglich. „Aber es zeigt, dass die AfD und ihre [6][Politik in | |
großem Ausmaß normalisiert] ist“, sagt er. | |
Begrich halte es für besonders wichtig, diejenigen im Blick zu behalten, | |
für die das Erstarken der AfD eine Gefahr ist: die kritische | |
Zivilgesellschaft, Kultur und Menschen im migrantischen Kontext. „Der AfD | |
geht es um die Zerstörung der politischen Kultur in diesem Land.“ Doch bis | |
zur Wahl, betont er, sei es noch ein Jahr hin. | |
[7][Luna Möbius, Aktivistin und politische Creatorin] für Social Media aus | |
Sachsen-Anhalt, sagt, sie sei eine derer, „die ernsthafte Angst haben, ob | |
die bei diesen Umfragewerten noch gut in Sachsen-Anhalt leben werden“. | |
Trotzdem: Die Umfragewerte seien nicht in Stein gemeißelt. Bis zu Wahl | |
könne sich daran noch etwas ändern. „Statt jetzt so zu tun, als wäre alles | |
schon entschieden, heißt es jetzt: Herkommen, zuhören, anpacken.“ Auf | |
Social Media wolle sie mehr dafür tun, um den Fokus von Diskussionen auf | |
Sachsen-Anhalt zu verschieben. | |
Am kommenden Samstag in Quedlinburg wählt die SPD ihren Spitzenkandidaten. | |
Voraussichtlich wird es der aktuelle [8][Wissenschaftsminister Armin | |
Willingmann]. Auf Anfrage der taz erklärte er am Donnerstag, das | |
Umfrageergebnis sei ernüchternd. Wichtig sei nun, die „richtigen Schlüsse“ | |
zu ziehen: Es werde nicht darum gehen, welche Partei die stärkere ist, | |
sondern darum, „ob es eine demokratische Regierungsmehrheit im Landtag | |
geben wird.“ Um das abzusichern, brauche es eine starke SPD. Mit | |
„pragmatischer und seriöser Politik“ wolle Willingmann „konkrete Antwort… | |
liefern. | |
## „Erschütternder Weckruf“ | |
Auch der [9][CDU-Generalsekretär in Sachsen-Anhalt], Mario Karschunke, | |
betonte, dass es sich bei der Umfrage um eine Momentaufnahme handle. Das | |
Ergebnis sei aber ein „erschütternder Weckruf. Das ist nicht unser | |
Anspruch.“ Nun gelte es für die CDU, die Reihen hinter ihrem | |
Spitzenkandidaten Schulze zu schließen. | |
Offiziell wird Schulze bei der Listenaufstellung am 1. November bestätigt. | |
Bis dahin könnte die CDU noch auf den beliebteren Haseloff umschwenken. | |
Aber von der Idee hält Karschunke nichts. „[10][Reiner Haseloff hat seinen | |
Nachfolger] ganz klar empfohlen.“ Es gehe darum, den „Generationenwechsel | |
gemeinsam“ hinzubekommen. | |
Schwierig für die [11][CDU in Sachsen-Anhalt] sei zudem die Unzufriedenheit | |
mit der Bundesregierung. Deren Arbeit sei zwar gut gestartet, aber dann ins | |
Stocken geraten. Mangelnde Glaubwürdigkeit, der Streit zwischen den | |
Regierungsmitgliedern oder aktuell die Probleme bei der Energiewende: „Die | |
Bundesregierung ist unbeliebter als es die Ampel je war“, bemängelt | |
Karschunke. „Diesen Gegenwind bekommen wir voll und ganz ab.“ | |
Trotzdem wisse die Bundespartei, wie wichtig die Landtagswahl im September | |
2026 werde und unterstütze den CDU-Verband in Sachsen-Anhalt. Karschunke | |
gibt sich optimistisch. „Wir werden die Wahl gewinnen“, sagt er bestimmt. | |
4 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] /AfD-ist-gesichert-rechtsextrem/!6083623 | |
[2] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landtagswahl/infratest-dimap-… | |
[3] /Die-Bundestagswahl-in-Zahlen/!6062600 | |
[4] /CDU-Spitzenkandidat-in-Sachsen-Anhalt/!6102249 | |
[5] /Brandmauer-in-saechsischen-Kommunen/!6064675 | |
[6] /AfD-ist-gesichert-rechtsextrem/!6083623 | |
[7] /Gruene-nach-Wahlniederlagen-im-Osten/!6073417 | |
[8] /Wissenschaftsminister-ueber-den-Osten/!5584575 | |
[9] /CDU-Spitzenkandidat-in-Sachsen-Anhalt/!6102249 | |
[10] /Sachsen-Anhalt/!6105678 | |
[11] /Vorwuerfe-gegen-CDU-Mann-Markus-Kurz/!6103106 | |
## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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