| # taz.de -- Merz' Israel-Entscheidung: Richtungswechsel im Gaza-Krieg | |
| > Bundeskanzler Merz betont Solidarität mit Israel, lehnt militärische | |
| > Unterstützung für Gaza-Offensive ab. Zustimmung aus der Opposition, | |
| > Widerstand in der Union. | |
| Bild: Merz auf Wechselkurs: Kritik kommt aus den eigenen Reihen | |
| Bundeskanzler Friedrich Merz hat seine überraschende Ankündigung | |
| verteidigt, Rüstungsexporte nach Israel einzuschränken. Deutschland stehe | |
| weiter „ohne Zweifel“ an der Seite Israels und werde „diesem Land auch | |
| weiter helfen, sich zu verteidigen“, sagte der CDU-Vorsitzende am Sonntag | |
| den ARD-„tagesthemen“. Aber die Bundesrepublik könne nicht Waffen in einen | |
| Konflikt liefern, den die israelische Regierung ausschließlich mit | |
| militärischen Mitteln zu lösen versuche und „der Hunderttausende von | |
| zivilen Opfern fordern könnte“. Hier gehe es „um ganz grundsätzliche | |
| Haltungsfragen“. Solidarität mit Israel „bedeutet nicht, dass wir jede | |
| Entscheidung, die eine Regierung trifft, für gut halten und ihr dabei auch | |
| noch Unterstützung zukommen lassen“, so Merz. | |
| In [1][einer schriftlichen Erklärung] hatte der [2][Kanzler] am Freitag | |
| mitgeteilt, dass die Bundesregierung „bis auf Weiteres keine Ausfuhren von | |
| Rüstungsgütern, die im Gazastreifen zum Einsatz kommen können“, mehr | |
| genehmigt. Zur Begründung gab er die [3][geplante neue Offensive Israels] | |
| an. Für die deutsche Regierung habe die Freilassung der Geiseln und | |
| zielstrebige Verhandlungen über einen Waffenstillstand „oberste Priorität�… | |
| Das beschlossene „noch härtere militärische Vorgehen der israelischen Armee | |
| im Gazastreifen“ ließe aber „immer weniger erkennen, wie diese Ziele | |
| erreicht werden sollen“. | |
| [4][Zustimmung kommt vom Koalitionspartner.] So bezeichnete Vizekanzler und | |
| SPD-Chef Lars Klingbeil den teilweisen Exportstopp als „richtige | |
| Entscheidung“. Aber in den eigenen Reihen der Union ist die Empörung groß. | |
| „Es ist ganz offensichtlich, dass diese Entscheidung des Kanzlers bei | |
| vielen in der Union auf erheblichen Widerstand stößt“, sagte der bayrische | |
| CSU-Landtagsfraktionsvorsitzende Klaus Holetschek am Wochenende der | |
| Augsburger Allgemeinen. Auch er selbst halte „den Waffenstopp für einen | |
| Fehler mit fatalen Folgen“. | |
| Der niedersächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Müller verurteilte | |
| auf „Instagram“ die Entscheidung der schwarz-roten Regierung „aufs | |
| Schärfste“. Sein nordrhein-westfälischer Kollege Matthias Hauer, | |
| parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, | |
| bezeichnete sie auf der Plattform „X“ als „ein verheerendes Signal“. | |
| Die Hamas habe das schreckliche Leid in Gaza zu vertreten und müsse | |
| „nachhaltig vernichtet werden“, so Hauer. Von einem „schweren politischen | |
| und strategischen Fehler Deutschlands“ sprach der CDU-Außenpolitiker | |
| Roderich Kiesewetter. Mit der Aussetzung von Rüstungsexporten nach Israel | |
| „beugt man sich einem antisemitischen Mob der Straße, der jüdisches Leben | |
| auch in Deutschland bedroht“, wetterte er auf „X“. Und der Vorsitzende der | |
| Jungen Union und CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Winkel ätzte auf „X“: | |
| „Israel macht ab heute die Drecksarbeit für uns, nur ohne deutsche Waffen.“ | |
| ## Nachhaltige Vernichtung der Hamas | |
| Als „enttäuschend“ bezeichnete Josef Schuster, der Präsident des | |
| Zentralrats der Juden in Deutschland, die Mitteilung von Merz. „Dieser | |
| Kurswechsel läuft allen Solidaritätsbekundungen und Versprechen zuwider, | |
| die der Bundeskanzler seit seinem Amtsantritt vertreten hat“, erklärte | |
| Schuster. „Die Bundesregierung sollte ihren eingeschlagenen Weg | |
| schnellstmöglich korrigieren“, forderte er. | |
| Kanzleramtsminister Thorsten Frei wies den Vorwurf eines Kurswechsels | |
| zurück. „Deutschland unterstützt Israel weiter bei allem, was notwendig | |
| ist, seine Existenz und seine Sicherheit zu verteidigen“, sagte der | |
| CDU-Politiker am Wochenende der dpa. Nicht betroffen vom Exportstopp sei | |
| denn auch „all das, was der Selbstverteidigung Israels dient, also | |
| beispielsweise im Bereich der Luftabwehr, der Seeabwehr“, betonte Frei. | |
| Die Opposition reagierte positiv auf den teilweisen Exportstopp, allerdings | |
| geht er ihr nicht weit genug. „Endlich kommt die Bundesregierung ins Tun | |
| und stoppt die Lieferungen von Waffen, die in Gaza eingesetzt werden | |
| können“, sagte die Grünen-Chefin Franziska Brantner der dpa. Sie „begrü�… | |
| das sehr, es kann aber nur ein erster Schritt sein“. Es brauche jetzt | |
| ernsthaften Druck für ein Ende des Kriegs und der humanitären Katastrophe. | |
| Die Linken-Außenpolitikerin Lea Reisner sprach von einem „überfälligen | |
| Schritt, der zeigt, dass politischer Druck wirkt, auch wenn er für | |
| Zehntausende Menschen zu spät kommt“. Angesichts der Vertreibungspläne des | |
| israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und der humanitären | |
| Katastrophe in Gaza reiche das jedoch „längst nicht mehr aus“. So forderte | |
| Reisner, das EU-Assoziierungsabkommen auszusetzen, Palästina anzuerkennen | |
| und „die Maßnahmen des Gutachtens des Internationalen Gerichtshofs | |
| umzusetzen“. | |
| Im Zeitraum vom 7. Oktober 2023 bis zum 13. Mai 2025 genehmigte die | |
| Bundesregierung Rüstungsexporte nach Israel im Gesamtwert von mehr als 485 | |
| Millionen Euro. Anfang Juni teilte sie in einer [5][Antwort auf eine Kleine | |
| Anfrage der Linksfraktion] mit, die Lieferungen umfassten „unter anderem | |
| Feuerwaffen, Munition, Waffenteile, spezielle Ausrüstung für Heer und | |
| Marine, elektronische Ausrüstung sowie Spezialpanzer“. | |
| 10 Aug 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/pressemitteilungen/bundesk… | |
| [2] /Friedrich-Merz-und-Israel/!6086097 | |
| [3] /Krieg-in-Gaza/!6105772 | |
| [4] /Merz-schraenkt-Israel-Waffenexporte-ein/!6105812 | |
| [5] https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1082536 | |
| ## AUTOREN | |
| Pascal Beucker | |
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