# taz.de -- Vermieter kassieren, Politik wird aktiv: Konsequent, aber warum nur… | |
> 1991 kauften linke Journalisten ein Haus in der Berliner Oranienstraße. | |
> Für die Sanierung erhielten sie 3,4 Millionen Euro. Die Gegenleistungen | |
> blieben aus. | |
Bild: Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen saniert: Die Oranienstraße 169 in… | |
[1][Linke Vermieter“, titelte die taz im November 2022], und das war | |
durchaus nicht als Lob gemeint. Die Rede ist von der GbR, die die | |
Oranienstraße 169 in Kreuzberg besitzt. Die hat nicht nur viele ihrer | |
Mieterinnen und Mieter gelinkt, sondern auch den Bezirk | |
Friedrichshain-Kreuzberg und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. | |
Letztere meldete sich nun mit einer Rückforderung der damals gewährten | |
Fördermittel zu Wort. | |
Die „linken Vermieter“, auf die der taz-Titel anspielt, waren und sind | |
keine Unbekannten im linksalternativen Kosmos Kreuzbergs. Journalistinnen | |
und Journalisten sind es vor allem, so wie Brigitte Fehrle, die bei der taz | |
angefangen hat und später Chefredakteurin der Berliner Zeitung geworden | |
war. | |
1991 kauften Fehrle und fünf weitere Personen den Altbau für umgerechnet | |
600.000 Euro und bekamen aus dem damaligen Modernisierungs- und | |
Instandsetzungsprogramm des Senats 3,4 Millionen Euro für die Sanierung. | |
Das waren 85 Prozent der Kosten. | |
Nur die vorgesehenen Gegenleistungen – Vermietung an Bedürftige durch den | |
Bezirk, Eigennutzung der Käufer als Selbsthelfer, Deckelung der Mieten – | |
blieben aus. Offenbar haben weder Bezirk noch Senat die Einhaltung der | |
Förderbedingungen kontrolliert. | |
[2][Ans Licht kam der mutmaßliche Subventionsbetrug] erst, als die GbR das | |
Haus 2022 meistbietend verkaufen wollte. Die besorgten Mieterinnen und | |
Mieter erzählten plötzlich von irregulären Mietzuschlägen oder Namen an | |
Klingelschildern von Personen, die dort schon lange nicht mehr lebten. Der | |
Verkauf platzte. | |
## Auch anderswo gelten Regeln nicht | |
Geplatzt ist aber auch ein von Florian Schmidt, dem grünen Baustadtrat des | |
Bezirks, eingefädelter [3][Rettungsversuch]. Eine Genossenschaft namens | |
„[4][Wir Werk]“ sollte das Haus übernehmen. Dass das bis heute nicht der | |
Fall ist, bestätigt Andreas Krüger, der die Genossenschaft ins Leben rufen | |
wollte. „Die GbR hat sich nicht mehr bei uns gemeldet“, sagt Krüger der | |
taz. | |
Nun also die Rückforderung des Senats. Schon nach den Medienberichten habe | |
die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Akten angefordert, heißt es aus | |
dem Bezirk. Gut so. | |
Aber warum nur hier? Gab es nicht anderswo auch Verstöße gegen | |
Förderauflagen? Was ist mit Investoren, die sich weigern, die geforderte | |
Anzahl an Sozialwohnungen zu bauen? Und hat nicht 2016 [5][ein Bausenator | |
persönlich am Leipziger Platz die Erlaubnis gegeben], die verpflichtenden | |
Wohnungen nicht bauen zu müssen? | |
Es könne „auf keine unmittelbar vergleichbare Fördersituation verwiesen | |
werden“, schreibt die Pressestelle von Bausenator Christian Gaebler, „bei | |
der gerichtlich eine Rückzahlung der Fördersumme verlangt wurde“. | |
Gut möglich, dass in der Oranienstraße also der SPD-Senator den grünen | |
Kosmos in Kreuzberg ärgern möchte. | |
Falsch ist das nicht. | |
Richtig wäre es aber, das in großen Maßstab zu machen. Subventionsbetrug | |
ist kein Kavaliersdelikt. | |
25 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Verdraengung-in-Berlin-Kreuzberg/!5889000 | |
[2] https://www.spiegel.de/panorama/berlin-kreuzberg-wie-linke-journalisten-den… | |
[3] /Verkauf-der-Oranienstrasse-169-in-Berlin/!5910149 | |
[4] http://www.wirwerk.berlin/ | |
[5] https://www.tagesspiegel.de/berlin/das-habe-ich-juristisch-prufen-lassen-60… | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
## TAGS | |
Florian Schmidt | |
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