| # taz.de -- Abgeordnetenhaus: Konkurrenz auf dem Mietmarkt | |
| > Mehr Vorgaben für Vermieter wollen Linke wie Grüne – und arbeiten beide | |
| > in ihren Fraktionen an Gesetzentwürfen. Aber die unterscheiden sich | |
| > durchaus. | |
| Bild: In Berlin finden viele Menschen zunehmend keine bezahlbare Wohnung mehr | |
| Berlin taz | Linke und Grüne, in der Opposition im Abgeordnetenhaus sonst | |
| oft auf einer Linie, konkurrieren mit jeweils eigenen Gesetzentwürfen in | |
| der Wohnungs- und Mietpolitik miteinander. Die Linksfraktion stellte am | |
| Mittwoch ihr „Sicher-Wohnen-Gesetz“ vor, bei den Grünen läuft nach eigenen | |
| Angaben die Beratung über ein „Bezahlbare Mieten-Gesetz“, dessen Eckpunkte | |
| die Fraktion [1][Ende Juni bei ihrer Klausurtagung] beschlossen hat. | |
| Zentraler Unterschied: Anders als die Linke wollen die Grünen | |
| Wohnungsbesitzern, die sich nicht an Vermietregeln halten, das Vermieten | |
| verbieten. | |
| Aus Sicht der Linksfraktion ist klar: Allein mit dem von der schwarz-roten | |
| Koalition favorisierten Wohnungsbau werde man das Problem zu hoher Mieten | |
| nicht lösen. „Man kann dem Mangel nicht hinterherbauen“, ist von | |
| Fraktionschef Tobias Schulze zu hören, man müsse die Mieten regulieren. Das | |
| sei zwar beim Mietendeckel 2021 am Verfassungsgericht gescheitert. Möglich | |
| sollen Vorgaben für Vermieter dennoch sein, wie etwa das | |
| Zweckentfremdungsverbot zeige, das sich gegen eine Umwandlung in | |
| Ferienwohnungen richtet. | |
| Im Kern will die Linksfraktion Vermietern Vorgaben machen, einen bestimmten | |
| Teil ihrer frei werdenden Wohnungen an Menschen mit Wohnberechtigungsschein | |
| zu vergeben. Davon gibt es in Berlin aktuell 1,16 Millionen Haushalte, | |
| denen lediglich rund 80.000 Sozialwohnungen gegenüber stehen. Dabei soll | |
| dieser Anteil steigen, je mehr Wohnungen ein Vermieter besitzt: 30 Prozent | |
| bei 50 bis 500 Wohnungen, 40 Prozent bei bis zu 1.000 und 50 Prozent bei | |
| noch mehr Wohnungen. Nach Berechnungen der Linksfraktion würden so jährlich | |
| rund 17.000 Wohnungen zusätzlich bezahlbar vermietet. Abriss von Wohnraum | |
| soll es nicht mehr geben. | |
| Überwachen soll das ein neues Landesamt. Niklas Schenker, in der | |
| Linksfraktion für Mieten und Wohnen zuständig, hält dafür mindestens 100 | |
| neue Stellen für nötig. Ein solches Amt sehen auch die Grünen vor. | |
| Unterschiedlich gehen beide Fraktionen hingegen mit Verstößen um. Während | |
| die Linksfraktion von Bußgeldern bis 500.000 Euro spricht, wollen die | |
| Grünen solche Vermieter vom Markt ausschließen. Ihr Fraktionschef Werner | |
| Graf sagte bei einem Fraktionsempfang am Dienstagabend: „Wer sich daran | |
| nicht hält, hat auf dem Mietmarkt nichts verloren.“ | |
| ## Verabredung im Koalitionsvertrag von CDU und SPD | |
| „Ich halte das nicht für besonders klug“, sagte der Linken-Abgeordnete | |
| Schenker dazu am Mittwoch. Denn wer nicht mehr vermieten dürfte, müsse | |
| seine Wohnungen verkaufen – und die könnten so in die Hände eines | |
| Hedgefonds kommen, was nicht weiterhelfe. Auch Mieterverein-Geschäftsführer | |
| Sebastian Bartels unterstützte bei dem Pressegespräch eher den Ansatz der | |
| Linken. Deren Gesetzentwurf nannte er „gut“. Von der schwarz-roten | |
| Landesregierung ist bislang aus seiner Sicht zu wenig gekommen, obwohl es | |
| im Koalitionsvertrag dazu eine Verabredung gibt. | |
| Bei der mitregierenden SPD sieht man sich gar nicht so weit von der | |
| Opposition und dem Gesetzentwurf weg. „Im Grunde ist das eine SPD-Idee, | |
| dazu gibt es auch einen Parteitagsbeschluss“, sagte der taz Sevim Aydin, | |
| die Wohnungs- und Mietenexpertin der SPD-Frakton. Ein | |
| „Wohnraum-Sicherungsgesetz“, [2][das der Koalitionsvertrag mit der CDU auf | |
| Seite 50 vorsieht], werde in den nächsten Monaten auf den Weg kommen. | |
| Belegungsbindungen unterstützt Aydin zwar – „Die Frage ist aber, ob das | |
| rechtlich geht.“ Dazu solle es ein Gutachten geben. Die Linksfraktion hatte | |
| so etwas bereits beauftragt – eine Bremer Professorin hielt dabei | |
| [3][Vorgaben bei der Wohnraumbewirtschaftung für verfassungsgemäß]. | |
| Hinweis: Der Name des Mieterverein-Geschäftsführers ist Sebastian Bartels, | |
| nicht – wie in einer früheren Fassung zu lesen – Sebastian Walter. | |
| 10 Sep 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Klausur-der-Berliner-Gruenen-Fraktion/!6096936 | |
| [2] https://www.berlin.de/rbmskzl/politik/senat/koalitionsvertrag/ | |
| [3] https://www.linksfraktion.berlin/politik/presse/detail/studie-der-linksfrak… | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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