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# taz.de -- Niedrigwasser durch Klimakrise: Der Elbe geht das Wasser aus
> Der Klimawandel treibt Niedrigwasserperioden an – die Elbe verzeichnet
> neue Rekord-Tiefstände. Das hat auch Auswirkungen auf die Schifffahrt.
Bild: Für manche ist der schmalere Fluss praktisch: Rinder nutzen das flache W…
Berlin taz | „Wenn du mich siehst, dann weine!“ Diese Aufschrift trägt der
Děčíner Hungerstein, eines der ältesten hydrologischen Denkmäler an der
Elbe in Tschechien. Dieser Tage ist er wieder trockengefallen, [1][der Elbe
fehlt das Wasser]. Stromab, in Magdeburg, wurde sogar ein neuer Rekordpegel
gemessen: 44 Zentimeter. Zum Vergleich: Eine Seite der taz ist 48
Zentimeter hoch. Normal sind an der Magdeburger Strombrücke 1,54 Meter,
beim letzten großen Hochwasser im Juni 2013 wurden hier 7,48 Meter
gemessen. Der bisherige Negativrekord stammt aus dem Jahr 2019, damals lag
der Pegel bei 45 Zentimetern.
„Ein klares Zeichen, dass der Klimawandel die Elbe bereits verändert hat“,
sagt Felix Ekardt, Nachhaltigkeitsforscher und Vorsitzender des BUND
Sachsen. Niedrigwasserperioden nähmen [2][mit der Erderwärmung] deutlich
zu, der Elbe geht das Wasser aus. „Güterschifffahrt lohnt sich nicht mehr
und sie wird vor allem unzuverlässig“, erklärt Ekardt im Gespräch mit der
taz. Für Gütertransporte sein 1,40 Meter Wasserstand notwendig, im ersten
Halbjahr sei dieser Wert zwischen der Grenze zu Tschechien und Magdeburg
dieses Jahr an 122 Tagen unterschritten gewesen.
Der Hafen Dömitz in Mecklenburg-Vorpommern ist aktuell trockengefallen,
dort kann nicht einmal mehr die Wasserschutzpolizei auslaufen. Allerdings
dürfte das kein Problem sein: Auf der Elbe sind aktuell allenfalls Paddler
unterwegs. Die meisten Fähren haben ihren Dienst eingestellt, was für viele
Anwohner erhebliche Umwege mit sich bringt.
Deshalb fordert der BUND die Politik zum Umdenken auf: „Zwischen 2013 und
2022 wurden 430 Millionen Euro für die Wasserstraße Elbe aufgewendet, Geld,
das sinnvoller investiert werden kann.“ In Riesa planen der Freistaat
Sachsen und die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH, ein neues Terminal
für Schiffscontainer zu bauen.
Geschäftsführer Heiko Loroff beziffert die Kosten auf 35 Millionen Euro:
„Der Standort Riesa gehört laut Bundesverkehrsministerium zu den
wichtigsten Hinterlandanbindungen an die Seehäfen.“ Ekardt fordert, solche
Pläne aufzugeben, denn seit dem Jahr 2020 seien auf der Elbe überhaupt
keine Container mehr transportiert worden: „Ein Containerhafen ohne
Containerschiffe – das wirkt wie ein schlechter Witz.“
## Auch andere Wasserwege leiden unter Niedrigwasser
Tatsächlich gehen die Transportmengen, die per Schiff in Deutschland bewegt
werden, seit Jahren zurück. Vor der Coronapandemie lag die Menge 2019 noch
bei 205 Millionen Tonnen, im vergangenen Jahr sank sie auf rund 174
Millionen. Ein Grund für den Rückgang ist, dass wegen des Ausbaus der
Erneuerbaren immer weniger Kohle in den Kraftwerken benötigt wird. Ein
anderer: Es fehlen Mitarbeiter, den Binnenschiffen gehen die Skipper aus.
Auch der Klimawandel dürfte ein Grund sein: Nie hat es zwischen Februar und
Juni in Deutschland so wenig geregnet wie in diesem Jahr, auch andere
Wasserwege leiden unter Niedrigwasser. Auf dem Rhein – neben dem
Nord-Ostsee-Kanal Deutschlands wichtigste Wasserstraße – konnten in diesem
Jahr Schiffe wegen Niedrigwasser nur mit halber, teils sogar nur mit 25
Prozent ihrer normalen Fracht fahren.
Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hatte ergeben,
dass die globale Erwärmung es wahrscheinlicher macht, dass Wetterlagen in
den Sommermonaten auf der Nordhalbkugel länger anhalten, was dann zu mehr
extremen Wetterereignissen führt – sowohl Dürre als auch Starkregen.
## Folgen des Flussausbaus
Die Schifffahrt auf der Elbe trägt zur deutschen Mengenbilanz ohnehin
nichts mehr bei, wie Felix Ekardt sagt: „In den Häfen der Sächsischen
Binnenhäfen Oberelbe GmbH wurden in den letzten Jahren nur noch rund 0,1
Millionen Tonnen umgeschlagen.“ Zudem habe der [3][Flussausbau schwere
ökologische Folgen], „eine eingetiefte Elbe beschleunigt die
Wasserableitung – und verschärft damit die Dürre in den umliegenden
Gebieten“.
Auch die bei Děčín geplante Staustufe hält Eckardt für „unsinnig: Wozu
stauen, wenn die Schiffe wegen Wassermangels gar nicht bis dahin kommen?“
Der Abschluss des grenzüberschreitenden Verfahrens zur Prüfung der
Umweltverträglichkeit ist bis 2027 geplant.
Unterdessen hat sich in dieser Woche ein „Parlamentskreis Binnenschifffahrt
und Binnenhäfen“ im Deutschen Bundestag konstituiert, der sich für die
Belange der Binnenschifffahrt und der Binnenhäfen starkmachen will. In den
nächsten vier Jahren will der Bund 400 Millionen Euro in die
Binnenschifffahrt investieren, das Geld soll aus dem Klima- und
Transformationsfonds (KTF) kommen. Der Parlamentarierkreis will sich für
zusätzliche Mittel aus dem Sondervermögen einsetzen.
18 Jul 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Nick Reimer
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