Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Dürre in Deutschland: Der Spree geht das Wasser aus
> Immer mehr Brandenburger Landkreise schränken die Wasserentnahme aus
> Seen, Flüssen und Brunnen ein. Damit wollen sie sinkenden Pegeln
> entgegenwirken.
Bild: Könnte bald geschlossen werden: Eine Schleuse im Spreewald
Berlin taz | Mit dem trockenen und heißen Sommer verschärft sich die
Wasserknappheit in Brandenburg. Als Reaktion auf die Trockenheit kündigen
immer mehr Landkreise und Städte an, die Entnahme von Oberflächenwasser zu
untersagen.
Insgesamt acht der 18 Landkreise und kreisfreien Städte haben laut
Umweltministerium bereits Entnahmeverbote verhängt. In vier weiteren werden
entsprechende Maßnahmen vorbereitet, teilt ein Sprecher des Brandenburger
Umweltministeriums mit. Mit den Maßnahmen folgen die Landkreise dem bereits
2021 entwickelten Niedrigwasserkonzept des Landes.
Sollte sich die Trockenheit weiter verschärfen, könnten weitere Maßnahmen
folgen: „Beispielsweise die Schließung von Schleusen, eine Sperrung für die
Schifffahrt oder das Abtrennen kleinerer Grabensysteme“, so der Sprecher.
Zuletzt verhängte die Stadt Cottbus am vergangenen Donnerstag ein
ganztägiges Verbot zur Wasserentnahme. „Durch diese Allgemeinverfügung wird
den Anliegern die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern mittels
Pumpvorrichtung ganztägig untersagt“, heißt es in einer am Donnerstag
veröffentlichten Bekanntmachung der Stadt.
## Trinkwasserentnahme nicht betroffen
Andere Landkreise, wie Spree-Neiße, verbieten die Wasserentnahme zunächst
nur tagsüber. „Die Maßnahme ist das mildeste Mittel zu Erhaltung des
Schutzziels“, heißt es in der am 18. Juni veröffentlichten Bekanntmachung
des Kreises.
Betroffen sind also vor allem Anwohner:innen mit Grundstücken an
Gewässern und Landwirte, die See- und Flusswasser zur Bewässerung nutzen.
Die Trinkwasserversorgung aus dem Wasserhahn fällt nicht unter die
Allgemeinverfügungen und ist weiter unbegrenzt für Privatverbraucher
möglich.
Vor allem würde das Verbot die Menschen für das Thema Wasserknappheit
sensibilisieren, sagt Kai Uwe Schwinzert, Sprecher des Landkreises
Potsdam-Mittelmark. Welchen Effekt die Maßnahmen tatsächlich haben, sei
schwer nachzuvollziehen, auch großflächige Kontrollen seien nur schwer
umsetzbar. „Dafür würden wir erheblich mehr Personal brauchen“, sagt
Schwinzert.
Aber schon eine Sensibilisierung sei eine sinnvolle Maßnahme, sagt Carsten
Preuß vom Brandenburger Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund): „Es gibt
Leute, die immer noch mittags bei 30 Grad ihren Rasen sprengen.“
## Niedrigwasseralarm in ganz Brandenburg
Der Deutsche Wetterdienst bezeichnete das Frühjahr als eines der
„trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“. Auch Brandenburg bildet
da keine Ausnahme. So regnete es in Cottbus etwa nur halb so viel wie im
Jahresmittel.
Zuletzt schlug das Niedrigwassermonitoring des Landes an fast allen
Messstellen Alarm. Bis auf die Löcknitz unterschreiten die Durchflussraten
in allen überwachten Gewässern den Schwellenwert. Besonders stark betroffen
ist die Spree. An der Messstelle Leibsch flossen mit durchschnittlich 2,2
Kubikmetern pro Sekunde nicht einmal die Hälfte der Mindestmenge
flussabwärts.
Sinkende Pegelstände können gravierende Folgen haben. „Die Spree ist
wichtig für die Trinkwasserversorgung in Berlin“, erklärt Umweltschützer
Preuß. [1][Ein Großteil des Trinkwassers werde über Uferfiltrat gewonnen] –
weshalb man sich schon in Brandenburg über die Wasserversorgung Gedanken
machen müsse.
Auch die Grundwasserpegel sind durch die Trockenheit gefährdet. „Wenn das
Oberflächenwasser fehlt, kommt es auch nicht zur Grundwasserneubildung“,
sagt Preuß. [2][Laut einer im Juni vom Bund veröffentlichten Studie]
herrscht in 15 von 18 Brandenburger Landkreisen „Grundwasserstress“ – das
heißt, es wird mehr Grundwasser entnommen, als sich neu bilden kann.
Trotzdem forciert das Land immer noch [3][wasserintensive Großansiedlungen
wie Tesla in Grünheide] oder Red Bull in Baruth. Der Bund fordert daher ein
grundlegendes Umdenken in der Wasserpolitik des Landes. Ein Kriterium bei
Industrieansiedlungen müsse die ausreichende Verfügbarkeit von Wasser sein,
erklärt Preuß.
1 Jul 2025
## LINKS
[1] /Wasserversorgung-in-Berlin/!6017682
[2] /Grundwasserknappheit-in-Deutschland/!6091399
[3] /Industrie-und-Grundwasser-in-Brandenburg/!6030046
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Tesla
Wassermangel
Dürre
Hitze
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Lesestück Recherche und Reportage
Jugend vor den Ostwahlen
Lesestück Recherche und Reportage
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nicht nur zu heiß: Forscher melden Dürrerekord im ersten Halbjahr
Das erste Halbjahr war das trockenste, das je an einer wichtigen
Klima-Messstation gemessen wurde. Das trifft besonders die deutschen
Wälder.
Marodes Schienennetz: Trotz Sondervermögen fehlen der Bahn viele Milliarden
Die Deutsche Bahn wird von der Bundesregierung mit viel Geld versorgt.
Konzernchef Richard Lutz fürchtet, es könnte trotzdem nicht reichen.
Kampf ums Wasser: Red Bull verleiht Dürre
In einer Brandenburger Kleinstadt kauft Red Bull Anteile einer
Mineralwasserfabrik. Der Widerstand in der Bevölkerung wächst. Wem gehört
das Wasser?
Industrie und Grundwasser in Brandenburg: Eine Region kämpft ums Wasser
Brandenburg wirbt gerne mit seiner Seenlandschaft. Doch das Grundwasser
wird knapp. Die Lage verschärft sich – nicht nur wegen des E-Auto-Bauers
Tesla.
Wasserversorgung in Berlin: Auf dem Trockenen?
Alles, was flussauf der Spree etwa in den Kohlegruben der Lausitz passiert,
muss Berlin interessieren. Die Stadt fördert ihr Trinkwasser aus dem Fluss.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.