# taz.de -- Diffamierungskampagne gegen Pro Asyl: Frontalangriff auf die Gewalt… | |
> Innenminister Dobrindt will sich nicht an die Gerichtsentscheidung | |
> halten. Gleichzeitig steht Pro Asyl unter Beschuss. | |
Bild: Nicht im Sinne des Bundesinnenministers fiel die Entscheidung im Berliner… | |
Ein Berliner Gericht entscheidet: Zurückweisungen von Geflüchteten an der | |
deutschen Grenze sind rechtswidrig. Eine NGO unterstützt Betreffende bei | |
der Klage. Was folgt, ist kein politischer Diskurs, sondern eine Kampagne | |
gegen Zivilgesellschaft und unabhängige Justiz. Bundesinnenminister | |
Alexander Dobrindt kündigt an, sich nicht an die [1][Gerichtsentscheidung] | |
zu halten – in derselben autoritären Logik, die wir von Donald Trump | |
kennen: Gerichte zählen nur dann, wenn sie die eigene Haltung bestätigen. | |
Das ist nichts anderes als ein Frontalangriff auf die Gewaltenteilung, das | |
Fundament unserer Demokratie. In welchem Zustand befindet sich unser | |
Rechtsstaat, wenn ein Mitglied der Bundesregierung offen zur Missachtung | |
des Rechts aufruft? Dass Pro Asyl nun ins Visier rechter und konservativer | |
Kampagnen gerät, ist kein Zufall. Die NGO hat es gewagt, die | |
[2][Durchsetzung geltenden Rechts] zu ermöglichen. Statt einer inhaltlichen | |
Auseinandersetzung mit der Gerichtsentscheidung erleben wir eine | |
konzertierte Diffamierungskampagne. | |
Rechte Medien überschlagen sich mit Vorwürfen, Politiker der Union | |
übernehmen sie bereitwillig. Heiko Teggatz von der Deutschen | |
Polizeigewerkschaft reicht Strafanzeige gegen unbekannt ein und verweist | |
darin mehrfach auf Pro Asyl – ein durchschaubarer Versuch, medial zu | |
punkten, wo strafrechtlich nichts greifbar ist. Auch einer der Richter der | |
Kammer wird von rechts angegriffen. Was wir erleben, ist keine Debatte über | |
Asylpolitik, sondern eine Auseinandersetzung über den Zustand unserer | |
Demokratie. | |
Was sagt es über eine Gesellschaft aus, wenn die Unterstützung von | |
Geflüchteten kriminalisiert wird, Rechtsbrüche zur Staatsräson erklärt und | |
NGOs unter Druck gesetzt werden? Wer Grundrechte verteidigt, ist kein Feind | |
der Ordnung, sondern ihre letzte Verteidigungslinie. Es ist die Pflicht von | |
NGOs, Missstände zu benennen, Rechte durchzusetzen und die Betreffenden zu | |
unterstützen. Der Skandal sind nicht jene, die das Recht einfordern, | |
sondern die, [3][die es brechen]. | |
10 Jun 2025 | |
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[1] /Asylpolitik-Grundsaetzliche-Einzelfallentscheidung/!6088483 | |
[2] /Urteil-zu-Asylpolitik/!6088379 | |
[3] /Neue-Haerte-an-den-Grenzen/!6084787 | |
## AUTOREN | |
Daniela Sepehri | |
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