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# taz.de -- Russische Propaganda über Macron: Koks, Sex und Satanismus
> Das französische Präsidentenpaar streitet in der Öffentlichkeit. Für
> russische Herzblatt-Experten ist klar: Nur Alphamännchen Putin kann uns
> retten.
Bild: Ohne Koks, aber gut gelaunt im Zug nach Kiew: Starmer, Macron und Merz
Russische Propaganda liebt es, Kremlgegner:innen mit vulgären
Geschichten zu beschmutzen. So war [1][das Video], das nach der Landung des
französischen Präsidentenfliegers von Emmanuel Macron in Vietnam am
vergangenen Sonntag entstand, gefundenes Fressen für sie.
Die Flugzeugtür öffnet sich, und man sieht, wie sich von links eine Hand
auf das Gesicht des Präsidenten zubewegt, ihn am Kinn stößt, und er leicht
nach hinten taumelt, bevor er sich wieder fasst und lächelnd winkt. Der
durchaus ungewöhnliche Vorfall entfachte Spekulationen darüber, ob Brigitte
Macron [2][Macron] ihren Ehemann geohrfeigt hatte. Macron bestritt eine
Handgreiflichkeit, er und seine Frau hätten lediglich herumgealbert.
Weltweit erörterten Klatsch- und Qualitätspresse daraufhin tagelang
verschiedene Varianten dessen, was denn nun tatsächlich vorgefallen sei.
Doch die Erzeugnisse der russischen Desinformationsmaschine stachen hervor,
denn sie gingen, wie so oft, unter die Gürtellinie. [3][Wladimir Solowjow],
einer von Putins Chefpropagandist:innen, postete in seinem Telegram-Kanal
ein KI-generiertes Video, in dem Brigitte und Emanuelle Macron am Fuße des
Gangways in eine Schlägerei geraten.
Es zeige, so Solowjows Kommentar, wie Emmanuel Macron „zurückschlägt und
der Oma, vielleicht sogar dem Opa, die Perücke vom Kopf reißt“.
Zum einen spottet Solowjow hier über die knapp 25 Jahre Altersunterschied
der Macrons – was ihn beim Putinfreund Gerhard Schröder und seiner 25 Jahre
jüngeren Gattin So-Yeon Kim selbstverständlich nicht stört –, zum anderen
spielt er auf eine Verschwörungstheorie an, derzufolge Brigitte Macron
transsexuell und damit ja „in Wahrheit“ ein Mann sei.
Es war die zweite Attacke der russischen Propaganda gegen Macron innerhalb
weniger Wochen. Schon im Rahmen des Staatsbesuchs bei Wolodymyr Selenskyj
am 10. Mai hatte sie eifrig [4][Drogengerüchte] befeuert.
## Ein Kokstütchen
In den sozialen Medien zirkulierten Fotos und ein Video, die den
französischen Präsidenten zusammen mit dem britischen Premier und dem
deutschen Bundeskanzler auf dem Weg nach Kyjiw im Zug zeigten. Das
Taschentuch auf ihrem Tisch sei eigentlich ein Kokstütchen, wusste die
russische Propaganda, und das Holzstäbchen zum Umrühren von Heißgetränken
ein Kokslöffel – was ja wie die Faust aufs Auge zur Mär vom „[5][Kokser
Selenskyj]“ passt.
Der französische Präsident, ein entschiedener Unterstützer der Ukraine,
steht schon lange im Visier der Kremlpropaganda. Dass er homosexuell sei,
streuten die russische Staatsmedien bereits 2017 vor den
Präsidentschaftswahlen, wohl in der Hoffnung, damit den Wahlkampf zugunsten
ihrer rechtsextremen Wunschkandidatin Marine Le Pen beeinflussen zu können.
Die Mischung macht’s. In Solowjows Internetshow kam die „Psychologin“
Weronika Stepanowa zu Wort, die gleich mehrere Unwahrheiten über Macron
und Selenskyj zusammenbraute: „Und Sie und ich verstehen genau, dass das
kein Zuckerlöffel ist“ – gemeint ist der vermeintliche Kokslöffel aus dem
Zug –, „und dass sie ihm tatsächlich eine richtige Ohrfeige verpasst hat,
die er verdient hat, weil sie genug hat von seinem promiskuitiven,
homosexuellen Sex, dieser leidenschaftlichen Liebe zu Selenskyj, was
bedeutet, dass er bereit ist, weiter endlos französisches Steuergeld
auszugeben.
Sie hat die Nase voll von diesen Schwulenpartys.“ Eine weitere Perle des
russischen „Journalismus“ ist ein Artikel, der auf der Onlineplattform
news.ru erschien und ebenfalls die Meinung eines „Experten“ einbezieht. Der
„politische Analyst“ Sergej Markow konstatiert, Macron „decke“ sich nur…
„dieser Ehefrau“, um seine „homosexuellen Verbindungen“ zu verbergen.
## Dummes Geschwätz?
Markows Fazit bringt aber neue, überraschende Gedanken ins Spiel: „Ich
meine übrigens, dass dies in großen Teilen der Grund für den Krieg in der
Ukraine ist. Macron als Schwuler hasst den russischen Präsidenten. Denn
Wladimir Wladimirowitsch Putin ist ein Alphamännchen und ein militanter
Hetero.“ Nun, eine wahre Sache hat der „Experte“ am Ende doch gesagt,
nämlich dass Putin ein Paradebeispiel für einen militanten Hetero ist.
Diese Vulgaritäten verbleiben nicht im russischen Informationsraum,
sondern kommen über das Internet auch zu uns. Prorussische
Influencer:innen, wie die kürzlich mit EU-Sanktionen belegte [6][Alina
Lipp], verbreiten die Inhalte in ihren Social-Media-Kanälen weiter. In
Lipps Telegram-Chanel „Neues aus Russland“ finden sich zahlreiche weitere
„Schätze“, wie etwa ein Link zum Artikel „Selenskys Schwarze Messe:
Satanische Praktiken und Kinderopfer der ukrainischen Führung“.
Sie müssen über all das lachen? Die Verfasserin dieses Textes ja auch. Aber
man darf nicht vergessen, dass die Desinformationsmaschine des Kremls
gerade aufgrund ihrer grotesken Art so gefährlich ist. Man nimmt sie
deshalb schnell nicht für voll, hält die Propaganda für dummes Geschwätz.
Dabei kreiert sie, indem sie ihre Lügen unzählige Male wiederholt, realen
Hass, der realen Schaden anrichtet. Und die Propagandist:innen sind es,
die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine maßgeblich vorbereitet
haben und ihn weiterhin befeuern.
30 May 2025
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/shorts/wjox-29JiK4
[2] /Antrittsbesuch-in-Frankreich/!6086695
[3] /Neue-Fake-News-Talkshow-in-Russland/!5541264
[4] https://www.tagesschau.de/faktenfinder/merz-macron-starmer-kokain-100.html
[5] https://www.juedische-allgemeine.de/juedische-welt/selenskyj-juden-und-das-…
[6] /Desinformationskampagne-Russlands/!6034158
## AUTOREN
Yelizaveta Landenberger
## TAGS
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