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# taz.de -- Aufrüstung: Wir sind wieder wehrtüchtig – aber wofür eigentlic…
> Deutschland rüstet massiv auf. Kaum noch jemand hinterfragt, ob es all
> diese Waffen wirklich braucht – beziehungsweise, zu welchem Zweck.
Bild: Boris Pistorius, Bundesminister der Verteidigung (SPD), während einer Mi…
Deutschland hat seine Militärausgaben im vergangenen Jahr um stolze 28
Prozent gesteigert – das hat das Stockholm International Peace Research
Institute (Sipri) [1][jüngst errechnet]. Erstmals liegt die Bundesrepublik
damit nach den USA, China und Russland weltweit an vierter Stelle – und vor
allen anderen Ländern Westeuropas, wie das schwedische
Friedensforschungsinstitut bilanziert. Die Steigerung verdankt sich dem
Sonderbudget, das die Ampel-Koalition dafür eingerichtet hat. Nach der
[2][Lockerung der Schuldenbremse] steht ein weiterer Schub bevor.
Die Rüstungsindustrie boomt, während andere Wirtschaftszweige wie die
Automobilbranche oder die Bau- und Immobilienwirtschaft in der Krise
stecken und Stellen abbauen. Diese Entwicklung wird Deutschland verändern.
Und die kommende Regierung will staatliche Gelder vorrangig in Drohnen,
Panzer und anderes Kriegsgerät stecken, statt in den Bau von
Sozialwohnungen, in Windräder oder in die Entwicklung von
Umwelttechnologien zu investieren. Dafür haben Union, SPD und Grüne das
Grundgesetz geändert.
Dass die Sozialdemokratie das unterstützt, wundert nicht: Immerhin schafft
die Rüstungsindustrie Arbeitsplätze, die anderswo wegbrechen. Aber dass die
einstmals so friedensbewegten Grünen damit so gar kein Problem mehr haben,
erstaunt dann doch. Nicht nur, weil immer mehr Waffen nicht immer mehr
Frieden schaffen. Sondern auch, weil Waffenproduktion und Kriege nun mal
ein Klimakiller sind – allem Gerede von einer „grünen Nato“ und einer
„klimaneutralen Bundeswehr“ zum Trotz.
Die Aufrüstung wird einen Mentalitätswandel beschleunigen, der ohnehin
allenthalben angemahnt wird, Stichwort „Kriegstüchtigkeit“. Schon vor ein
paar Jahren schlugen sich ehemals friedensbewegte Promis, die einst den
Wehrdienst verweigerten, reumütig auf die Brust und bekannten, sie würden
dies heute bestimmt nicht mehr tun. Neuerdings [3][erklären uns
Leitartikler] stolz, sie würden ihre Kinder gerne in die Bundeswehr
schicken, um sie zur Verteidigung des Vaterlands fit zu machen.
## Vorwürfe an Pazifisten in fragwürdigem Sound
Auf der anderen Seite schlagen dem Bestseller-Autor Ole Nymoen [4][Wut und
Empörung entgegen], bloß weil der „niemals für sein Land kämpfen würde�…
wie er in seinem viel beachteten Buch schreibt. Der Vorwurf des
„Lumpenpazifismus“, der gegen ihn erhoben wird, klingt dabei wie ein Echo
der alten Anschuldigung von der „Wehrkraftzersetzung“.
Kaum jemand hinterfragt noch, ob es [5][diese massive Aufrüstung wirklich
braucht]. Schon jetzt ist die Nato Russland militärisch haushoch überlegen.
Putin wird nicht morgen vor der Tür stehen. Aber Deutschland will innerhalb
der Nato eine größere Rolle spielen als bisher und in der Lage sein, seine
Interessen notfalls auch militärisch durchsetzen zu können. Dazu braucht es
die innere Zeitenwende. Von einer „Entmilitarisierung“, von der nach dem
Zweiten Weltkrieg noch die Rede war, ist das Deutschland von heute so weit
entfernt wie noch nie. Wir sind wieder wehrtüchtig. Gut ist das nicht.
3 May 2025
## LINKS
[1] /Sipri-Friedensforschungsinstitut/!6084996
[2] /Sondervermoegen-fuer-Infrastruktur/!6072671
[3] /Deutschlands-Wehrhaftigkeit/!6077250
[4] /Ole-Nymoen-und-die-Frage-des-Krieges/!6082529
[5] /Deutschlands-Wehrhaftigkeit/!6080677
## AUTOREN
Daniel Bax
## TAGS
Aufrüstung
Frieden und Krieg
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Militär
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Johann Wadephul
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Schwerpunkt Stadtland
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