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# taz.de -- Bundeswehr auf Social Media: Werben für die Truppe
> Die Bundeswehr verstärkt ihre Präsenz in den sozialen Medien. Nicht nur
> offizielle Kanäle werben für eine Karriere in der Armee.
Bild: Übung der Bundeswehr: Einfluss auf die sozialen Medien und die Welt des …
Der Panzer schießt, die Erde vibriert. Am Horizont explodiert das Geschoss,
die Deutschlandflagge weht, Waffen werden vom Panzer aus abgefeuert und
nachgeladen. Vermummte Soldaten laufen in Zeitlupe durch den Schnee, tanzen
auf dem Panzer, spielen „Schere, Stein, Papier“ und zeigen sich mit
Schrotflinte und Maschinenpistole der Kamera. Hunderte solcher Videos gibt
es in sozialen Medien, die Botschaft ist klar: In der Bundeswehr ist die
Stimmung zwischen Fingerpistolen, doppelter Bizepspose und Luftgitarre
bestens.
Was nach Werbevideos für die Bundeswehr klingt, wirft bei genauerem
Hinschauen jedoch Fragen auf. Denn die Videos sind offiziell nicht von der
Bundeswehr. Gepostet werden sie von Leuten wie dem Panzerkommandanten Josh
Krebs alias Cinematic Sergeant, der als Privatperson in den sozialen
Medien auftritt.
Auf Tiktok folgen ihm mehr als 430.000 Accounts, auch bei Instagram und
Youtube sind es um die 20.000. Fast täglich postet er aufwendig produzierte
Videos über Nahkampf, [1][den Leopard-Panzer oder Munititionskunde]. Die
Bundeswehr bewirbt er eindeutig und ruft aktiv zu einer Karriere in ihr
auf, doch seine Kanäle tragen gleichzeitig die Beschreibung „nicht
offiziell“.
Krebs hat keinen direkten Werbeauftrag der Bundeswehr. Auf Anfrage der taz
sagt eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums, dass Soldat:innen
weder Dienstzeit für die Erstellung von privatem Content verwenden noch
Inhalte außerhalb des Dienstablaufes abbilden dürfen. Für seine Videos
nutzt Cinematic Sergeant dennoch die Infrastruktur und Ressourcen der
Armee und rekrutiert aktiv für sie.
## „Spiel und Spaß“ beim Dienst an der Waffe
Neben aktiven Soldat:innen machen auch ehemalige Werbung für die Truppe.
So auch Ottogerd Karasch, besser bekannt unter seinem Influencernamen Otto
Bulletproof. Seine Formate sind auf Survivaltraining und sportliche
Herausforderungen ausgelegt. Gleichzeitig interviewt er zahlreiche Leute
aus der Bundeswehr.
Die Verbindung seiner Formate zur Armee kommuniziert Karasch – wenn
überhaupt – nur spärlich. Auf Anfrage der taz bestätigt eine
Pressesprecherin des Verteidigungsministeriums, dass es zwischen ihm und
der Truppe für verschiedene Medienprojekte eine offizielle Zusammenarbeit
gibt. So begleitet Karasch in actionreichen Videos „im Zuge einer
Langzeitbegleitung angehender Kommandosoldatinnen und Kommandosoldaten beim
Kommando Spezialkräfte verschiedene Auswahl- und Ausbildungsabschnitte“, so
die Sprecherin.
Ob es offizielle, nichtoffizielle, direkte oder indirekte Kanäle sind, der
Einfluss der Bundeswehr auf die sozialen Medien und damit auch die Welt
des Influencertums breitet sich spürbar aus, auch mit Serienformaten wie
„[2][Explorers]“, „Embedded“ und „Nachgefragt“. Auch wenn die Bunde…
nichtoffizielle Inhalte nicht als solche kennzeichnen muss: Die Vermittlung
dieses sympathischen, romantisierenden Bilds und des
Spiel-Spaß-und-Abenteuer-Gefühls bei der Armee ist eine indirekte Werbung
für den Dienst an der Waffe.
## Werbung vs. Realität
[3][Mit der Realität eines Kriegseinsatzes] haben die Videos wenig zu tun.
Dem Ernstfall eines blutigen Kriegs, der Tötungen und den Verlust Tausender
Menschenleben bedeuten kann, bleiben die Videos so fern wie möglich. Man
möchte ja keine potenziellen Rekrut:innen verschrecken.
Nicht beleuchtet werden in den Serien und Videos außerdem die
[4][anhaltenden rechtsextremen Fälle in der Bundeswehr.] Dem Jahresbericht
des Verteidigungsministeriums zufolge gab es allein im Jahr 2023 916
rechtsextreme Verdachtsfälle. Laut der Sprecherin des
Verteidigungsministeriums seien diese mit den jährlichen Berichten
ausreichend transparent aufgearbeitet.
5 May 2025
## LINKS
[1] /Aufruestung/!6085519
[2] https://www.bundeswehrkarriere.de/explorers
[3] /Aufruestung-und-Militaer/!6081539
[4] /Rechtsextreme-in-der-Bundeswehr/!6054935
## AUTOREN
Martin Seng
## TAGS
Bundeswehr
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Identitäre Bewegung
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