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# taz.de -- Krieg in Videospielen: Stell dir vor, es ist Krieg und niemand spie…
> Die Bundeswehr versucht, Gamer:innen anzulocken. Das liegt auch daran,
> dass sich Videospiele zu selten mit der brutalen Realität von Krieg
> befassen.
Bild: Stand der Bundeswehr auf der weltgrößten Computerspielmesse Gamescom im…
Wir werfen so, mit einem Bein nach vorne, die Granate hier unten am Bein,
dann die Hand nach vorne, wo man treffen will. Und dann …“, sagt der Soldat
und schmeißt die Granatenattrappe lässig über den Übungsplatz. Neben ihm
im Schützengraben machen es ihm Leute nach. „Huiii!“, sagt eine junge Frau.
Eine [1][Reportage von Spiegel-TV] zeigt diese Szene vom Tag der offenen
Tür beim Gefechtsübungszentrum Heer in Schnöggersburg Mitte Mai.
Hahaha, lustig, Granaten werfen, welch ein Spaß. In den Panzer klettern
darf man auch. „Ich mache das nicht, weil ich das, was vor mir liegt,
hasse, sondern weil ich das, was hinter mir liegt, liebe“, erklärt später
ein anderer Soldat. Er, der Granatenwerfer und die meisten Videospiele, die
sich um Krieg drehen, haben eines gemeinsam: Sie zeigen das Leid nicht.
Wen würde die Granate treffen? Wer ist es, den ich zwar nicht hasse, aber
auch nicht so liebe wie das hinter mir? Welchen Schaden würden die Armeen
anrichten, die ich im Videospiel übers Schlachtfeld jage? Wer würde die
Feinde betrauern, die ich im Ego-Shooter-Modus abknalle?
Krieg spielen ist nicht per se verwerflich. Die Menschheit spielt schon
ewig Krieg: mit Schachfiguren oder Zinnsoldaten – und heutzutage mit
digitaler Knarre im virtuellen Schlachtfeld. Kriegsstrategiespiele oder
Ego-Shooter sind eine logische digitale Fortsetzung der analogen Spiele.
Sie sind – genau wie Rennspiele – [2][eine Art von Wettkampf], bei dem es
um Taktik und Schnelligkeit geht. Worum es dabei nicht geht: zu erfahren,
wie sich echter Krieg anfühlt.
## Bundeswehr nimmt Gamer:innen ins Visier
Das hat die Bundeswehr aber wohl noch nicht kapiert. Sie sieht in
Gamer:innen [3][ein gefundenes Marketingfressen]. Bundeswehreinsätze im
Katastrophen- oder Kriegsgebiet haben zwar nichts mit Spiel und Spaß zu
tun. Trotzdem hat die Armee jedes Jahr auf der größten Spielemesse
Deutschlands – der Gamescom – einen eigenen Stand. Nachhaltig negativ
beeindruckt hat auch eine Kampagne von 2018, als die Bundeswehr mit den
Slogans „Multiplayer at its best!“ und „Mehr Open World geht nicht!“
geworben hat.
Dieses Anbiedern traf auf Entsetzen und Spott. Im Krieg kann man nicht auf
Stopp drücken, nicht neu starten, wenn man stirbt, und die Gegner:innen
sind keine seelenlosen Bots, sondern Menschen. Dass die Bundeswehr diese
Realität [4][als Spiel vermarktet], ist irreführend und lebensgefährlich.
Krieg ist tödlich.
Das thematisieren auch Videospiele viel zu selten. Eine der wenigen
Ausnahmen: „This War of Mine“, in dem eine Gruppe von Menschen in einer
zerbombten Stadt zu überleben hofft. Das Spiel ist ein gelungener Versuch,
Strategie mit der Realität von Krieg zu vereinen: Wie setze ich die wenigen
Ressourcen ein, die es gibt? Mit wem verbünde ich mich? Eine
Fehlentscheidung kann den Tod eines Gruppenmitglieds bedeuten.
Die Auseinandersetzung mit dem Leid, das durch Krieg entsteht, ist wichtig:
um sich immer wieder zu erinnern, dass man alles daransetzen muss, ihn zu
verhindern.
15 Jun 2025
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=Q7RXSss9Cu8
[2] /Bundeswehr-Werbung-im-American-Football/!6088538
[3] /Bundeswehr-auf-Social-Media/!6083653
[4] /Preisverleihungen-in-der-Gamingbranche/!6085745
## AUTOREN
Alexandra Hilpert
## TAGS
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