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# taz.de -- Veteranentag in Berlin: Danke für Euren Einsatz, Antifa Werkstatt
> Mit einer Adbusting-Aktion protestieren Aktivist*innen bundesweit
> gegen den „Nationalen Veteranentag“. In Berlin wurden 100 Vitrinen
> gekapert.
Bild: Adbusting-Aktion: „Deutscher Mix: Nazis, Munition, Einzelfälle“
Berlin taz | Adbusting ist wie „Deine-Mudda- Witze“: unverschämt
unoriginell und trotzdem erstaunlich witzig. Zum Beispiel, wenn am
Hauptbahnhof ein Werbeplakat im Bundeswehr-Flecktarn auftaucht, auf dem
steht: „Deutscher Mix: Nazis, Munition, Einzelfälle“. Darunter das
Bundeswehr-Logo leicht abgeändert: „Braunes Heer“ statt „Bundeswehr“.
Besonders lustig wird es, wenn sich dann drei Polizisten an dieser
Plakatvitrine zu schaffen machen, um diesem staatszersetzenden,
vaterlandsverräterischen Unfug umgehend ein Ende zu setzen!
Das Plakat am Hauptbahnhof ist eines von über 100 gefälschten Plakaten, die
Aktivist*innen aus der Werkstatt für Antifaschistische Aktionen am
Samstagmorgen in Werbevitrinen der BVG platzierten – geöffnet mit einem
Rohrsteckschlüssel aus dem Baumarkt. Wo sonst auf Bundeswehrplakaten
traditionsverherrlichendes, völkisches Gelaber steht, wie: „Holma? Lassma?
Tuma? Unsere Azubis haben noch richtige Namen“, prangt nun zum Beispiel
„Mit Nazipreppern abhängen?“.
Hintergrund der Aktion ist der [1][erste „Nationale Veteranentag“, der am
Sonntag mit einem „Bürgerfest“ auf der Reichstagwiese begangen wird.]
Offizielles Ziel: das „Band zwischen Bundeswehr und Gesellschaft stärken“.
Zu diesem Anlass werden in mehreren Bundesländern alle öffentlichen Gebäude
beflaggt. Das Antimilitaristische Aktionsnetzwerk in der Deutschen
Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsgegner*innen, das zu der
Adbusting-Aktion aufgerufen hat, kritisiert: „Der Veteranentag ist ein
weiterer Schritt, den militärischen Mordapparat in der Öffentlichkeit
schrittweise zu normalisieren.“
## Gegen Normalisierung
Dem wollen sie mit der Plakataktion etwas entgegensetzen –und es kam
offenbar gut an: Viele Passant*innen hätten mit Zustimmung reagiert, so
die Aktivist*innen. Nur ist Berlin nicht repräsentativ für Deutschland oder
wie Fritze zu sagen pflegt: „Nicht Kreuzberg ist Deutschland!“ Eine in
dieser Woche veröffentlichte Forsa-Umfrage zeigt: [2][59 Prozent der
Deutschen sprechen sich für die Rückkehr zur Wehrpflicht aus, nur 37
Prozent lehnen sie ab].
In den 12 weiteren deutschen Städten, in denen die Adbusting-Aktion
stattfand, könnten die Reaktionen daher deutlich verhaltener ausgefallen
sein. Nicht zuletzt, weil im Vorfeld des Veteranentags intensiv Stimmung
vom Reservistenverband und dem Bund Deutscher Einsatzveteranen gemacht
wurde – (Letzterer mit einem Lorbeerkranz-Logo, das dem der
Neonazikleinstpartei „Der 3. Weg“ ungechillt ähnlich sieht).
Was? Rechtsextremismus in der Bundeswehr?! Soll’s geben: [3][Dem
Jahresbericht des Verteidigungsministeriums zufolge gab es allein im Jahr
2023 916 rechtsextreme Verdachtsfälle.] 62 Bundeswehrangehörige wurden 2023
wegen rechtsextremistischer Einstellungen entlassen, darunter 10 Offiziere.
Doch die Bundeswehr zeigt sich traditionsverliebt und geschichtsvergessen
wie eh und je. Der Veteranentag setzt diese Linie fort. Ein Dank gebührt
deshalb einzig der Antifa Werkstatt: Danke für Euren Einsatz!
15 Jun 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Lilly Schröder
## TAGS
Bundeswehr
Veteranen
Aufrüstung
Rechtsextremismus
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Wehrpflicht
taz Plan
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