| # taz.de -- Bundesnetzagentur-Chef zum Blackout: „Wir müssen daraus lernen“ | |
| > Ein Stromausfall wie in Spanien sei in Deutschland sehr unwahrscheinlich, | |
| > sagt Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur. Gibt es einen | |
| > Notfallplan? | |
| Bild: Candlelight Dinner bei einer Familie in Barcelona während des Blackouts … | |
| taz: Herr Müller, kann ein Blackout über viele Stunden wie auf der | |
| Iberischen Halbinsel auch in Deutschland passieren? | |
| Klaus Müller: Das ist sehr unwahrscheinlich. Wir haben in Deutschland ein | |
| redundantes Stromsystem, was Netze und weitere Sicherungselemente angeht. | |
| taz: Was heißt redundant? | |
| Müller: Das bedeutet, dass immer eine Leitung ausfallen kann, weil es eine | |
| zweite Leitung gibt, die sie ersetzen kann. Damit gibt es eine hohe | |
| Stabilität und Sicherheit. Wir müssen jetzt natürlich nach Spanien und | |
| Portugal schauen, was eigentlich passiert ist, um daraus zu lernen. | |
| taz: In Spanien gibt es doch auch redundante Netze. | |
| Müller: Ja. Trotzdem ist das System etwas anders aufgebaut als bei uns. Das | |
| Netz ist zentraler. Die Iberische Halbinsel hat Besonderheiten. Teil des | |
| Problems oder auch Teil der Lösung ist, dass die Verbindungen zwischen der | |
| Iberischen Halbinsel und Frankreich nicht besonders intensiv sind. Das hat | |
| zwei Konsequenzen. Erstens: Es sind nur ganz kleine [1][Teile Frankreichs | |
| betroffen] gewesen. Umgekehrt ist es auch schwieriger für Frankreich, | |
| Spanien zu helfen, weil man einfach nicht genug Strom rüberschaffen konnte. | |
| taz: Bei einem Blackout in Deutschland könnten also mehr Staaten helfen? | |
| Müller: Das ist ein Punkt, der uns eindeutig von Spanien unterscheidet. Wir | |
| hätten Frankreich, Polen, Österreich, Skandinavien und weitere Länder. Die | |
| Leitungen in die Nachbarländer sind viel dichter. Und unterm Strich gilt: | |
| Je mehr Interkonnektoren, also Verbindungsleitungen, zwischen Ländern | |
| existieren, desto stabiler ist das System. | |
| taz: Auch zwei Stromkreisläufe können gleichzeitig gestört werden, etwa | |
| durch einen Cyberangriff. Wie gut ist unser Netz davor geschützt? | |
| Müller: Das ist seit Jahren ein intensives Thema zwischen den | |
| Netzbetreibern, der Bundesnetzagentur und den Kollegen vom Bundesamt für | |
| Sicherheit in der Informationstechnik. Das breiten wir natürlich nicht | |
| öffentlich aus. Nicht nur für den Strombereich, aber eben auch für den | |
| Strombereich ist [2][die Frage der Sicherheit, der Cybersicherheit, der | |
| Resilienz dieser Systeme in den letzten Jahren größer geschrieben worden.] | |
| Aber eine Umsetzung der europäischen Vorgaben würde das unterstützen. | |
| taz: Gibt es Notfallpläne? | |
| Müller: Natürlich. Wenn es so einen Vorfall in Deutschland geben würde, | |
| würden spezielle Kraftwerke, die selbst keine Energie brauchen, um | |
| anzufahren, ein Stromnetz aufbauen und die Versorgung gewährleisten. | |
| taz: Wie sehen Notfallpläne aus, etwa für Kliniken? | |
| Müller: Kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser verfügen über eigene | |
| Erzeugungskapazitäten oder Notfallaggregate. Sie hätten die Möglichkeit, | |
| solche Phasen zu überbrücken. | |
| taz: Wenn der Strom ausfällt, fällt zwangsläufig die Kommunikation über | |
| Handys und das Internet aus? | |
| Müller: Spätestens seit der Gaskrise gibt es dazu einen intensiven Diskurs, | |
| weil ja beide Sektoren zur [3][Bundesnetzagentur] gehören. Dazu haben wir | |
| ein Maßnahmenpaket mit den Telekommunikationsunternehmen vereinbart, das | |
| schrittweise umgesetzt wird. Mit mobilen, transportablen Stationen, mit | |
| Akkusystemen, mit Erneuerbare-Energien-Modulen kann so eine Situation | |
| überbrückt werden. Zumindest für bestimmte Krisenszenarien sind die | |
| Telekommunikationsunternehmen gewappnet, auch aufgrund der Erfahrungen nach | |
| der Flutkatastrophe im Ahrtal, wo das noch nicht geklappt hat. | |
| taz: Wenn jemand eine Solaranlage hat: Ist er oder sie bei Stromausfall | |
| unabhängig oder wird die Solaranlage automatisch ausgeschaltet? | |
| Müller: Das kommt auf den Typ der Solaranlage an. Wenn das technisch | |
| möglich ist, dann wären diese Haushalte ein Stück weit autark. Aber es | |
| gibt auch Solaranlagen, die diese Autarkie nicht haben. | |
| taz: Wie können sich Verbraucher:innen auf ein Blackout vorbereiten? | |
| Müller: Auf der [4][Internetseite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz | |
| und Katastrophenschutz] gibt es eine detaillierte Liste für alle möglichen | |
| Arten von Vorfällen, auf die man gut vorbereitet sein sollte. Dazu gehört | |
| immer eine Reserve an Wasser im Haushalt und bestimmte Formen von Licht. | |
| Und ansonsten ist es gut, Verständnis dafür zu haben, dass ein Stromsystem | |
| ausgebaut werden muss, um stabil zu bleiben. | |
| 29 Apr 2025 | |
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| [4] https://www.bbk.bund.de/DE/Home/home_node.html | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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