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# taz.de -- Energieversorgung bei Stromausfall: Mit Solarstrom dem Blackout tro…
> Immer mehr Photovoltaikanlagen werden technisch für den Inselbetrieb
> ausgelegt. Altanlagen hingegen laufen bei Stromausfall nicht unbedingt.
Bild: Bei einem Blackout hilft manchen beten – und vielleicht eine Solaranlage
Freiburg taz | Der [1][großflächige Stromausfall am Montag] auf der
iberischen Halbinsel hat das Thema wieder in den Fokus gerückt: Kann eine
eigene Photovoltaikanlage im Fall eines Netzausfalls wenigstens tagsüber
den Haushalt versorgen? Ja, sie kann – wenn sie technisch dafür ausgerüstet
ist.
Im Rückblick betrachtet war die Stromversorgung in Deutschland immer sehr
sicher: Nach den letzten Zahlen von 2023 musste der deutsche
Durchschnittshaushalt im ganzen Jahr nur für 12,8 Minuten auf Strom
verzichten. In den zurückliegenden 15 Jahren lag die Ausfallzeit stets
zwischen elf und 16 Minuten. Damit gehörte Deutschlands Stromversorgung
regelmäßig zu den besten in Europa, weshalb alle Akteure der
Energiewirtschaft immer wieder stolz auf den sogenannten Saidi-Wert (System
Average Interruption Duration Index) verweisen.
Trotzdem kann es beruhigend sein, wenn im Fall [2][eines Stromausfalls]
wenigstens bei Sonnenschein weiterhin Strom im Haus verfügbar ist. Damit
wäre im Fall eines großflächigen Netzausfalls ein Horrorszenario, wie es
Romanautor Marc Elsberg in seinem 2012 erschienenen und gut recherchierten
Wissenschaftsthriller „Blackout“ drastisch und detailgetreu entwickelt,
deutlich weniger wahrscheinlich.
Was eine Photovoltaikanlage im Falle eines Netzausfalls leisten kann, hängt
von ihrer Konfiguration ab. Altanlagen fallen dann in der Regel aus, weil
ihr Wechselrichter zwingend das 50-Hertz-Signal aus dem Netz benötigt, um
arbeiten zu können.
## Viele Neuanlagen liefern bei Stromausfall
Bei Neuanlagen ändert sich das jedoch zunehmend. Immer öfter wird die
Technik so ausgelegt, dass sie auch im Fall eines Netzausfalls Strom
liefern kann. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) teilt auf
Anfrage mit, dass unter den neuen Photovoltaikanlagen mit Speichersystemen
etwa 70 Prozent mit einer Notstromfunktion ausgestattet sind. Da etwa 80
Prozent [3][der neu installierten Photovoltaikanlagen] einen Speicher
haben, dürfte somit gut die Hälfte der derzeitigen Neuanlagen auch bei
einem Netzausfall Strom liefern können.
Die Firma Sonnen, ein Anbieter von Solarspeichersystemen, teilt ebenfalls
mit, die Nachfrage nach notstromfähigen Anlagen steige „spürbar“ an. Frü…
hätten die meisten Kunden diese Funktion eher als nette Ergänzung
betrachtet, heute habe sie einen zunehmend höheren Stellenwert. Sonnen
verkauft in Deutschland inzwischen „bis zu 50 Prozent der Stromspeicher mit
Notstrom- oder Inselfunktion“, sagt Firmensprecher Mathias Bloch.
Dabei ist zwischen zwei Varianten zu unterscheiden. Es gibt einerseits den
Notstrom, andererseits den Ersatzstrom. Im Fall von Notstrom wird lediglich
auf den Batteriespeicher zurückgegriffen, um bei Stromausfall kurzfristig
wichtige Geräte zu versorgen. Das geht aber nur so lange, bis der Speicher
leer ist.
Weitergehend ist die Ersatzstromversorgung. Dafür ist eine PV-Anlage
erforderlich, die technisch in der Lage ist, einen Inselbetrieb des
gesamten Hausnetzes aufrechtzuerhalten. Voraussetzung dafür ist ein
Wechselrichter, der auch ohne die taktgebende Netzspannung arbeiten kann.
Die Anlage trennt sich automatisch vom öffentlichen Netz, sobald dieses
ausfällt. Unmittelbar danach übernehmen Photovoltaikanlage und
Batteriespeicher die Versorgung der Stromkreise im Haus.
Im Unterschied zum Notstrombetrieb kann der Ersatzstrom prinzipiell
unbegrenzt genutzt werden, da die PV-Anlage bei Sonnenschein immer wieder
Energie nachliefert. Unter den Kunden, die sich für Notstrom entscheiden,
wählten heute weit mehr als 90 Prozent auch die Ersatzstromfunktion, heißt
es bei Sonnen: „Wenn sich die Kunden dafür entscheiden, dann wollen sie in
der Regel auch den vollen Umfang haben.“
## Lösung für kritische Infrastruktur
Eine inseltaugliche Photovoltaikanlage kann besonders für solche Objekte
sinnvoll sein, die zur kritischen Infrastruktur zählen. Eine Klinik zum
Beispiel könnte so bei einem Netzzusammenbruch während der Stunden mit
Tageslicht ihre klassischen Notstromkapazitäten schonen. In welchem Umfang
das bei größeren Anlagen schon praktiziert wird, vermag der Branchenverband
BSW Solar allerdings nicht abzuschätzen.
1 May 2025
## LINKS
[1] /Stromausfall-in-Spanien-und-Portugal/!6082216
[2] /Stromausfall/!t5036494
[3] /Photovoltaikausbau-in-Deutschland/!6018468
## AUTOREN
Bernward Janzing
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