# taz.de -- Erneuerbare Energien: Solaranlagen rauben sich gegenseitig die Erl�… | |
> Solarstromanlagen machen sich gegenseitig die Erträge kaputt. | |
> Marktanalysten gehen davon aus, dass auch Speicher das Problem | |
> kurzfristig nicht lösen können. | |
Bild: Eine Photovoltaikanlage, an einem sonnigen Frühlingstag in Heilbronn, De… | |
Berlin taz | Die Marktwerte für Strom aus fluktuierenden erneuerbaren | |
Energien werden bis 2028 um mehr als ein Viertel sinken. Zu diesem Ergebnis | |
kommt eine Analyse der energiewirtschaftlichen Beratungsagentur [1][Enervis | |
im Auftrag des Softwareanbieters Node Energy.] | |
Konkret soll der Marktwert einer Kilowattstunde Windstrom aus Anlagen an | |
Land in den nächsten drei Jahren auf rund 5,6 Cent sinken. Für | |
[2][Photovoltaikanlagen] erwarten die Analysten einen noch größeren | |
Rückgang auf nur noch rund 3,7 Cent. Je nach Wetterjahr könnten die Werte | |
sogar noch drastischer sinken – und je nach Anlagenzubau ohnehin. | |
Die Marktwerte sind jene Preise, die ein Anlagenbetreiber erzielt, wenn er | |
den anfallenden Strom ungefördert und ohne Zwischenspeicherung am Spotmarkt | |
verkauft. Am Spotmarkt ergibt sich für [3][jede Viertelstunde ein neuer | |
Preis], schlicht mathematisch generiert aus Angebot und Nachfrage. Somit | |
hängt bei schwankenden Erzeugern, wie Wind und Solar, der mittlere | |
Marktwert des Stroms davon ab, in welchen Stunden der Strom anfällt. | |
Das führt dazu, dass sich vor allem die [4][Solarstromanlagen], die | |
typischerweise weitgehend zeitgleich ihren Strom erzeugen, die Erträge | |
gegenseitig kaputt machen. Denn immer, wenn viel Solarstrom anfällt, ist | |
dieser angesichts des hohen Angebots kaum noch etwas wert. Von | |
Kannibalisierung spricht die Branche. | |
## Solarstrom ist in der Erzeugung billig | |
Entsprechend niedrig ist im Sommer inzwischen der betreffende Marktwert. Im | |
Mai fiel er nach Berechnungen der Übertragungsnetzbetreiber für die | |
Photovoltaik auf knapp unter zwei Cent je Kilowattstunde. Damit erreichte | |
der PV-Wert nur noch knapp 30 Prozent jenes Wertes, den ein | |
Grundlastkraftwerk im gleichen Zeitraum erzielte (6,7 Cent pro | |
Kilowattstunde). | |
Diese 30 Prozent sind der niedrigste Monatswert in der Geschichte der | |
Photovoltaik. Zwar ist die Erzeugung von Solarstrom sehr billig, doch das | |
bringt wenig, wenn der Strom vor allem dann verfügbar ist, wenn er keine | |
nennenswerten Erlöse mehr generiert. | |
Die aktuelle Analyse von Enervis macht wenig Hoffnung, dass sich die | |
Marktwerte durch den Aufbau von Speicherkapazitäten schnell stabilisieren | |
werden. „Mit einer kurzfristigen Trendumkehr bei der Kannibalisierung ist | |
vorerst nicht zu rechnen“, sagt Christian Schock, Analyst bei Enervis. Zwar | |
boome derzeit „das Thema Speicher“, gleichwohl könne der Ausbau „mit dem | |
geförderten Zuwachs der Erneuerbaren noch nicht Schritt halten“. | |
## Ausweg im langfristigen Ausbau von Co-Location-Speichern | |
Viele Betreiber ignorierten diese Entwicklungen noch, heißt es bei Node | |
Energy. „In der Praxis sehen wir, dass die Hälfte der Betreiber in | |
Deutschland noch nicht die Dramatik ihrer künftigen Erlösentwicklung | |
realisiert hat“, sagt Firmengründer Matthias Karger. Viele Betreiber hätten | |
sich angesichts bislang sicherer Zahlungen auf Basis des | |
Erneuerbare-Energien-Gesetzes kaum mit echten Marktwerten beschäftigt. „Das | |
verhindert einen realistischen Blick auf die Zukunft“, sagt Karger. | |
Auswege sieht Node Energy langfristig im Ausbau von Co-Location-Speichern. | |
Das sind solche, die sich noch vor dem Einspeisepunkt der Erzeugungsanlagen | |
befinden und es damit ermöglichen, dass die Einspeisung ins öffentliche | |
Netz um einige Stunden verschoben wird. Damit könnten | |
„Kannibalisierungseffekte besser ausgeglichen werden“. | |
Eine andere Variante seien sogenannte PPAs (Power Purchase Agreements), | |
betont Node Energy. Damit sind zumeist mehrjährige Stromlieferverträge | |
zwischen Stromproduzenten und Stromabnehmern gemeint. Da der Auftraggeber | |
der aktuellen Marktanalyse solche Verträge anbietet, liegt dieser Tipp | |
freilich nahe. | |
Das grundsätzliche Problem der Kannibalisierung lösen PPAs unterdessen | |
nicht – sie können allenfalls jenen Marktakteuren günstigere Konditionen | |
sichern, die die Entwicklungen früher erkennen als andere. | |
23 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.solarserver.de/2025/06/10/neue-studie-marktwerte-fuer-windenerg… | |
[2] /Photovoltaik/!t5010208 | |
[3] /Steuerung-der-Photovoltaik/!6061925 | |
[4] /Solarenergie/!t5008391 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
## TAGS | |
Photovoltaik | |
Solarenergie | |
Erneuerbare Energien | |
Ökologie | |
Stromnetz | |
Strom | |
Stromnetz | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Steuergeld für nicht eingespeisten Strom: Solarstrom wird zum Hauptproblem im … | |
Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Quellen haben 2024 fast 554 Millionen | |
Euro vom Bund als Entschädigung erhalten. Wegen Netzengpässen konnten sie | |
ihre Energie nicht einspeisen. | |
Energieversorgung bei Stromausfall: Mit Solarstrom dem Blackout trotzen | |
Immer mehr Photovoltaikanlagen werden technisch für den Inselbetrieb | |
ausgelegt. Altanlagen hingegen laufen bei Stromausfall nicht unbedingt. | |
Energieversorgung: Laut einer Studie wären fünf Preiszonen ideal | |
Der Strompreis im deutschen Großhandel kennt bislang keine regionale | |
Differenzierung. Die Übertragungsnetzbetreiber wollen das ändern. |