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# taz.de -- Nach Blackout in Spanien und Portugal: Überspannung ließ Strom au…
> Ende April brach die Stromversorgung in Spanien und Portugal völlig
> zusammen. Nun liegt der Untersuchungsbericht zu den Ursachen vor.
Bild: Ohne Strom ließen sich auch die elektrischen Türen der Müllschlucker n…
Madrid taz | 49 Tage nach dem massiven [1][Stromausfall] auf der Iberischen
Halbinsel hat die spanische Vizeregierungschefin und Ministerin für den
Ökologischen Umbau, Sara Aagesen, den Bericht der nach dem Blackout
eingerichteten Untersuchungskommission vorgelegt. Dieser beschreibt, was an
jenem 28. April um die Mittagszeit geschah, [2][als in wenigen Sekunden die
gesamte Stromversorgung in Spanien und Portugal zusammenbrach]. Aagesen
sprach von einem „multifaktoriellem“ Blackout.
Der Vorfall habe mit einem Spannungsanstieg begonnen. Diese
Spannungsschwankungen kamen aus dem europäischen Netz. Das führte zu einer
Reihe von Kraftwerksabschaltungen vor allem im Süden und in der Mitte
Spaniens. Diese seien in einigen Fällen, so Aagesen, „unzulässig“ gewesen
und hätten die Spannung zusätzlich ansteigen lassen. Einen im ersten Moment
von vielen vermuteten Cyberangriff schließt der Bericht aus.
Aagesen warf auf einer Pressekonferenz nach der allwöchentlichen
Kabinettssitzung dem Netzbetreiber REE vor, die Stromproduktion an jenem
Tag nicht mit der „nötigen Vorsicht“ geplant zu haben. REE habe nicht
genügend Anlagen in den Mix eingeplant, die – anders als etwa Sonne und
Wind – die Netzschwankungen abfedern können. Das können vor allem
Wasserkraft- und Gaskraftwerke, da sie den Strom per Turbine erzeugen und
deshalb schnell reagieren können.
Zum Zeitpunkt des Ausfalls kamen 58 Prozent des Stroms aus
Photovoltaikanlagen, 13 Prozent aus Windparks. Die vier von insgesamt
sieben AKW, die gerade am Netz waren, lieferten 13 Prozent. Nur die
restlichen 16 Prozent stammten aus Wasser- und Gaskraftwerken, die eine
schnelle Regelung der Netzspannung zulassen.
Auch mit erneuerbaren Energien lässt sich die Netzspannung regeln.
Allerdings sind dazu hohe Investitionen nötig, die in Spanien – und auch im
Großteil des restlichen Europas – in dieser Form nicht getätigt wurden.
Neben Kondensatoren zur Netzsynchronisierung oder speziellen
Wechselrichtern können auch große Batterien eingesetzt werden.
## Bericht sieht Nachholbedarf
„Es fehlte an Kapazitäten zur Spannungsregelung, entweder weil die Anlagen
nicht ausreichend eingeplant waren oder weil die eingeplanten Anlagen die
geforderten Standards nicht ausreichend erfüllten, oder eine Kombination
aus beidem“, erklärte Aagesen. Als die Spannung stieg, hätten einige der
Kraftwerke, die eben für die Spannungsregelung am Netz waren und vergütet
wurden, nicht gearbeitet, wie es eigentlich vorgesehen war. Aagesen sprach
von mangelnder Koordination, unklaren Zuständigkeiten und fehlender
Transparenz im Gesamtsystem.
Von den zehn Kraftwerken, die von REE zur Gewährleistung der
Netzsynchronisierung vorgesehen waren, habe keines die Anforderungen voll
erfüllt, erklärte Aagesen. Einige Betreiber hätten sich ganz klar
„unsachgemäß verhalten“, fügte die Ministerin hinzu. Ein Kraftwerk hatte
bereits am Vortag angekündigt, nicht zur Verfügung zu stehen. REE
programmierte um, aber schaltete keinen Ersatz zu.
Aagesen sprach von „unzureichender Bedarfsplanung“. Gemäß den
Zuständigkeiten des Stromsystems ist die Bedarfsprognose ein
Schlüsselfaktor, für den Netzbetreiber REE zuständig ist. Welche
Stromerzeuger sich falsch verhalten haben sollen, wurde zunächst nicht
veröffentlicht. Vermutlich betrifft dies die Großen der Branche –
Iberdrola, Endesa, Naturgy und EDP – denn es sind sie, die über Wasser- und
Gaskraftwerke verfügen.
Die Untersuchungskommission spricht eine Reihe von Empfehlungen aus, um die
Stromversorgung in Spanien stabiler zu machen. Es brauche mehr Kontrolle,
damit alle Beteiligten ihre Aufgaben erfüllen. Außerdem empfiehlt die
Kommission Investitionen, um die Spannungsregelung und den Schutz gegen
Netzschwankungen zu verbessern. Asynchrone Anlagen – also Sonne und Wind –
müssten in diese Aufgabe einbezogen werden. Auch in Batterien müsse
investiert werden.
Der Bericht verlangt auch eine bessere Vernetzung mit Europa, das heißt vor
allem mit Frankreich. Spanien beklagt seit Jahrzehnten eine viel zu
schwache Anbindung ans Nachbarland. Die Iberische Halbinsel ist in Sachen
Strom weitgehend auf sich selbst gestellt.
18 Jun 2025
## LINKS
[1] /Keine-Bahn-kein-Netz-Verkehrschaos/!6085107
[2] /Stromausfall-auf-iberischer-Halbinsel/!6085139
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Spanien
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