# taz.de -- Verkehrswende rückwärts: Rot-Grün kämpft um jeden Parkplatz in … | |
> Der Wegfall von Parkplätzen wird zunächst fast unmöglich. Eine | |
> Umverteilung des Straßenraums rückt damit in weite Ferne, die | |
> Verkehrswende-Ziele auch. | |
Bild: Chefsache: Parkplätze gehen künftig über den Schreibtisch von Hamburgs… | |
Einen Parkplatz in den Feierabendstunden zu suchen, macht wirklich keinen | |
Spaß. Nicht in Großstädten wie Hamburg, wo es eng ist und wo man auf einen | |
der öffentlichen Parkplätze am Straßenrand angewiesen ist, weil die Miete | |
eines privaten viel zu teuer ist. Da können die Nerven wirklich strapaziert | |
werden, wenn zum Bau eines Radwegs oder einer neuen Bushaltestelle oder | |
auch zur Schaffung einer kleinen Grünfläche in der sonst zubetonierten | |
Stadt auch nur ein einziger heiliger Parkplatz vorm Haus wegfällt. | |
Individuell ist das alles verständlich. Wenn sich aus dieser kurzen Wut | |
einiger jedoch das einzig nennenswerte neue Vorhaben von Hamburgs gerade | |
wiedergewählter rot-grüner Regierung für die kommende Legislatur ergibt, | |
dann ist das [1][ein komplettes Armutszeugnis] für die selbsternannten | |
Treiber:innen der Verkehrswende. Aber tatsächlich: SPD und Grüne wollen, | |
so haben sie in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen, von nun an um jeden | |
Parkplatz, der wegzufallen droht, kämpfen. Ernsthaft? | |
Sie haben dem sogar einen entsprechend großspurigen Namen gegeben: Der | |
„Masterplan Parken“ soll’s nun richten, denn der „ruhende Verkehr“ ge… | |
allerorts unter Druck – es herrscht, ja, „Parkdruck“. Zwar kann das niema… | |
so recht mit Zahlen belegen, mehr als subjektive Eindrücke gibt es nicht. | |
Aber, immerhin, eine ganz grundsätzliche Zahl soll mit dem Masterplan erst | |
mal zusammengezählt werden: Wie viele Parkplätze es eigentlich gibt, wollen | |
SPD und Grüne herausfinden – um dann gegebenenfalls neue Parkplätze | |
bereitzustellen, wo zu wenige sind. | |
## Parkplätze fünfmal so wichtig wie Fahrräder | |
Zehn Absätze [2][im Koalitionsvertrag haben SPD und Grüne] nicht dem | |
Straßenverkehr insgesamt, sondern allein den Kfz-Parkplätzen in der Stadt | |
gewidmet. Zum Vergleich: Die komplette Radverkehrspolitik – unter dem dafür | |
aber ebenso großspurigen Titel „Fahrradstadt Hamburg“ – ist mit zwei | |
Absätzen abgespeist. | |
Und der Masterplan hat nicht nur einige Versprechungen im Angebot, sondern | |
unmittelbar wirksame Folgen: Denn solange man zählt, wie viele Parkplätze | |
es gibt – alle Eigentümer:innen sollen einen Fragebogen zugeschickt | |
bekommen, wie viele denn auf privatem Grund vorhanden sind –, gilt ein | |
„grundsätzliches Moratorium für den Abbau von Parkplätzen im öffentlichen | |
Raum“. Kein Radweg, keine Bushaltestelle, keine Entsiegelung soll mehr | |
einfach weiter geplant werden, wenn dafür ein Parkplatz geopfert würde. | |
Immerhin: Ausnahmen sind möglich, wenn den Projekten bei einer erneuten | |
Prüfung dann wirklich „Relevanz und Dringlichkeit“ attestiert wurde – | |
wohlgemerkt durch eine der eigentlich zuständigen Verkehrsbehörde | |
übergeordnete Kommission unter dem Vorsitz von Bürgermeister Peter | |
Tschentscher (SPD). Der hatte im Wahlkampf laut versprochen, [3][sich von | |
nun an mehr für Parkplätze einzusetzen.] | |
## So wird's schwierig mit der Verkehrswende | |
Dass das alles nicht zu einer gerechten Verteilung des öffentlichen Raums | |
führen wird, ist offensichtlich. Es wird zugleich aber auch schwer, das von | |
SPD und Grünen versprochene Ziel der Verkehrswende zu erreichen, bei dem in | |
fünf Jahren 80 Prozent aller Wege nicht mit dem Auto zurückgelegt werden | |
sollen. Wenn Parkplätze unbedingt erhalten bleiben sollen, dann kann | |
mitunter ein neuer Fahrradweg nicht oder nicht in ordentlicher Qualität | |
gebaut werden. | |
Für diese Fälle haben sich SPD und Grüne allerdings auch schon etwas | |
einfallen lassen: Da, wo leider, leider kein Platz für einen Radweg ist, | |
also dem Autoverkehr keiner dafür weggenommen werden soll, dürfen | |
Radfahrer:innen künftig auch den Gehweg nutzen, wenn es ihnen auf der | |
Straße mit dem Autoverkehr zu gefährlich ist. Sehr nett! | |
8 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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