| # taz.de -- Abstimmung über Koaltionsvertrag: Hamburgs Grüne machen weiter mi… | |
| > Die Grüne Jugend hatte zur Ablehnung des Vertrags mit der SPD aufgerufen, | |
| > doch die Basis stimmte mit großer Mehrheit zu. Streit gab es über | |
| > Migration. | |
| Bild: Der AfD-Nähe unverdächtig: die designierten grünen Senatorinnen Maryam… | |
| Hamburg taz | Das [1][rot-grüne Bündnis in Hamburg] kann weitergehen. Nach | |
| der SPD am Sonnabend haben am Montagabend auch die Grünen der | |
| Koalitionsvereinbarung zugestimmt. Vielleicht war es auch ein wenig dem Ort | |
| der Landesmitgliederversammlung geschuldet – im alten Altonaer | |
| England-Fährterminal mit Blick auf die in der Abenddämmerung glitzernde | |
| Elbe fiel ein ums andere Mal die Formulierung von der „großartigen Stadt“. | |
| Und am Ende fand sich eine überwältigende Mehrheit für das Vertragswerk. | |
| Vorausgegangen war eine Debatte vor allem um die Migrationspolitik. Noch am | |
| Freitagabend hatte die Grüne Jugend [2][per taz-Interview zur Ablehnung des | |
| Vertrages aufgerufen]. Vor allem die forsche Ankündigung von mehr | |
| Abschiebungen war dem Parteinachwuchs aufgestoßen. „Da bedient man | |
| populistische Narrative“, sagte Ko-Landessprecher Leon Meyer. | |
| „Unmenschlich“ nannte Meyer die Verweigerung von Asylbewerberleistungen im | |
| sogenannten „Dublin-Zentrum“ für Geflüchtete, die in andere EU-Staaten | |
| zurückgeschoben werden sollen. | |
| Er kritisierte auch eine „Abkehr von der Mobilitätswende“ sowie die | |
| Wiedereinführung einer [3][Regelanfrage beim Verfassungsschutz vor der | |
| Aufnahme in den Staatsdienst], die er „Radikalenerlass 2.0“ nannte. | |
| Erst im vergangenen September war in Hamburg wie in vielen Bundesländern | |
| die [4][Spitze der Grünen Jugend zurückgetreten] und hatte der Partei den | |
| Rücken gekehrt. Wenige Tage später wurde auf einer | |
| Landesmitgliederversammlung vor allem unverhohlene Freude über den Abgang | |
| geäußert. Offenbar hat sich die Hoffnung auf einen gefügigen Nachwuchs | |
| jedoch nicht erfüllt. | |
| ## Jugend kritisiert Anlehnung an AfD-Diskurs | |
| Denn Meyer legte auf dem Parteitag nach. In der Flüchtlingspolitik habe | |
| [5][der Vertrag] „die Sprache der AfD übernommen“, sagte er. Mit der | |
| Sprache fange es an, das politische Handeln folge ihr. Auch Lian Belgardt | |
| von der Grünen Jugend kritisierte, die Formulierung „Ungeregelte Migration | |
| werden wir eindämmen“ sei „eins zu eins AfD-Rhetorik“. | |
| Das blieb nicht unwidersprochen. Der nicht wieder in die Bürgerschaft | |
| eingezogene Peter Zamory sah damit die grünen Verhandler:innen selbst | |
| „in AfD-Nähe gerückt“. Der [6][scheidende Umweltsenator Jens Kerstan] | |
| sagte: „In diesem Vertrag steht kein einziger AfD-Satz drin.“ Wer das nicht | |
| zur Kenntnis nehme, „tritt immer nur den eigenen Leuten in die Kniekehlen.“ | |
| ## Angefasste Parteichefin | |
| Die Parteichefin und designierte Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal | |
| fühlte sich persönlich angegriffen, räumte aber ein, im Vertrag stünden | |
| Dinge, „die da nicht drinstünden, wenn die Weltlage, wenn die Stimmungslage | |
| eine andere wäre“ – aber „nichts, was nicht längst Rechtslage, also gä… | |
| Praxis ist oder sowieso gekommen wäre“. Sie warb dafür, die „viereinhalb | |
| Seiten darüber, wie man ein gutes Ankommen möglich macht“ zu sehen und | |
| nicht die „Dreiviertelseite über Regularien, die sowieso schon gelten“. | |
| Auch der neue Fraktionschef Michael Gwosdz, vorher migrationspolitischer | |
| Sprecher, sagte, im Vertrag seien in Sachen Migrationspolitik „Dinge, die | |
| ohne die Debatten der letzten Monate nicht reingekommen wären“. Er | |
| kritisierte: „Zahlen von Rückführungen zu steigern, darf kein Selbstzweck | |
| sein“. | |
| Zwar erklärte auch die Bürgerschaftsabgeordnete Miriam Block, wegen der | |
| Migrationspolitik werde sie den Vertrag ablehnen. Doch am Ende blieb die | |
| Grüne Jugend mit ihrer Kritik weitgehend allein. Die große Mehrheit scharte | |
| sich hinter das Partei-Establishment und stimmte dem Koalitionsvertrag | |
| schließlich zu. | |
| Damit verknüpft war auch das Ja zum Personaltableau der Grünen im neuen | |
| Senat: Die mehrfach zur Wissenschaftsministerin des Jahres gewählte | |
| Katharina Fegebank wechselt in die Umweltbehörde, bleibt aber Zweite | |
| Bürgermeisterin. Ihre Nachfolgerin als Wissenschaftssenatorin wird | |
| Parteichefin Maryam Blumenthal. Justizsenatorin Anna Gallina und | |
| Verkehrssenator Anjes Tjarks behalten ihre Posten. | |
| Wir haben den Absatz zum Personaltableau ergänzt. | |
| 28 Apr 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jan Kahlcke | |
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