| # taz.de -- Hamburger Koalitionsvertrag: Rot-Grün macht weiter – so! | |
| > Für ein reiches Bundesland wie Hamburg sind die Pläne von SPD und Grünen | |
| > ziemlich unambitioniert. Aber beim Thema Abschieben packt sie der | |
| > Ehrgeiz. | |
| Bild: In der Abschiebe-Haftanstalt Glückstadt hat Hamburg Plätze, aber im Koa… | |
| Wenn ein [1][Regierungsbündnis fortgesetzt] wird, und das sogar zum zweiten | |
| Mal, liegt es in der Natur der Sache, dass einem viele Dinge im | |
| Koalitionsvertrag bekannt vorkommen. Und ebenso gehört es zu den | |
| parlamentarischen Gepflogenheiten, dass die Opposition dann kritisiert, die | |
| Vereinbarung sei nichts als ein „Weiter so“, wie es CDU und FDP prompt | |
| gleichlautend taten. | |
| Doch jenseits des Rituals haben sie Recht: Der rot-grüne Koalitionsvertrag | |
| liest sich nicht gerade überambitioniert. Worte wie „fortsetzen“, | |
| „weiterhin“ oder „verstetigen“ springen einen förmlich an. Und die | |
| Problemlösungen, für die der neue Senat sich in Berlin „einsetzen“ möcht… | |
| sind kaum zu zählen. Fragt man sich dagegen, was das große Projekt dieser | |
| Koalition sein soll, sucht man vergebens. | |
| Oder soll man den Bestandsschutz für Parkplätze und die Abkehr von einem | |
| konkreten Ziel beim Fahrradwegeausbau schon als programmatisches Highlight | |
| verstehen? | |
| Das ist vor allem deswegen traurig, weil das reiche Hamburg die | |
| finanziellen Mittel für große Würfe durchaus aufbringen könnte. Und es ist | |
| ja nicht so, dass es keine großen Probleme gäbe. | |
| Für die Klimapolitik fehlt ein frischer Impuls. Da haben SPD und Grüne zwar | |
| niedergeschrieben, dass die Zukunft der Fotovoltaik gehört. Aber das | |
| Allerleichteste fehlt: Eine konkrete Verpflichtung, dass die Stadt endlich | |
| wenigstens ihre eigenen Dächer mit Solaranlagen versieht, die der alte | |
| Senat [2][auf den letzten Metern verstolpert] hatte. | |
| Gegen die Wohnungsnot fällt den Koalitionären nicht viel mehr ein, als das | |
| schon in den Vorjahren [3][nicht erfüllte Ziel „10.000 Baugenehmigungen im | |
| Jahr“] wieder aufzulegen. Nur muss die ja auch jemand bauen. In der | |
| Konjunkturkrise müsste die Stadt hier, antizyklisch, im großen Stil als | |
| Bauherr einspringen. | |
| Allein schon, um den vielen Geflüchteten eine Perspektive zu schaffen, | |
| deren jahrelanges Festhängen in öffentlichen Unterkünften nicht nur | |
| irrsinnig teuer, sondern auch im Koalitionsvertrag als | |
| Integrationshindernis benannt ist. | |
| ## Mehr Abschiebungen | |
| Eine der wenigen konkreten Zielsetzungen findet sich dagegen ausgerechnet | |
| beim Thema Abschiebungen: Steigern will der Senat sich da – so [4][wie | |
| schon im vergangenen Jahr]. | |
| Dabei sollte es doch um schlichtes Verwaltungshandeln gehen, durch Recht | |
| und Gesetz geregelt und politischen Zielen gar nicht zugänglich. Dass die | |
| nun trotzdem vertraglich festgehalten sind, zeigt, dass auch dieser Senat | |
| gegen populistische Symbolpolitik nicht gefeit ist. | |
| So muss man sich einstweilen daran erfreuen, dass mit Maryam Blumenthal | |
| erstmals ein Mensch mit Migrationsgeschichte im Senat sitzt – und Frauen | |
| damit, ebenfalls erstmals, die Mehrheit stellen; unter den grünen | |
| Senator:innen sogar eine Dreiviertelmehrheit. Es ist nicht alles | |
| schlecht. | |
| 24 Apr 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jan Kahlcke | |
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