# taz.de -- Blockade der Hilfslieferungen in Gaza: Israel hat jede rote Linie �… | |
> Die Unterstützung der israelischen Kriegsführung ist längst nicht mehr zu | |
> rechtfertigen. Merz wird es dennoch tun – und stellt damit eine Sache | |
> klar. | |
Bild: Kämpfen ums Überleben: Palästinenser inmitten der Trümmer der durch i… | |
Es wird immer schwerer, Kommentare zu Gaza zu schreiben. Nicht etwa, weil | |
das, was dort passiert, an Bedeutung verloren hätte oder weniger Grund zur | |
Empörung böte. Jedes verlorene Menschenleben bleibt wichtig; jedes Kind, | |
das mit Angst, [1][Hunger und Durst] einschläft; jede Frau, die ohne die | |
nötige medizinische Versorgung [2][entbinden muss]; jeder Mann, der [3][mit | |
bloßen Händen] Leichen aus den Trümmern eines bombardierten Hauses zieht; | |
jede Geisel, die [4][in Hamas-Gefangenschaft] um ihr Leben bangt. | |
Und dennoch ist das Schreiben darüber mühsamer geworden: Denn alles | |
Relevante wurde längst gesagt. Die Fakten sind bekannt. Die Situation hat | |
sich trotzdem verschlimmert, und die nächste Bundesregierung wird daran | |
nichts ändern. Nicht weil sie nicht kann, sondern weil sie nicht will. | |
Man könnte trotzdem noch einmal über die mehr als 52.000 getöteten Menschen | |
in Gaza sprechen, von denen laut den Vereinten Nationen (UN) rund 70 | |
Prozent Frauen und Kinder sind. Man könnte noch einmal sagen, dass Israels | |
seit 60 Tagen andauernde Totalblockade von Hilfslieferungen, [5][um die | |
Bevölkerung auszuhungern], ein eindeutiges Kriegsverbrechen ist; dass jedes | |
einzelne [6][Krankenhaus in Gaza] bombardiert wurden und Israel bis heute | |
[7][keine unabhänig verifizierbaren Beweise dafür geliefert hat], dass sich | |
dort tatsächlich Hamas-Zentralen befanden. Man könnte daran erinnern, dass | |
zahlreiche internationale Mediziner*innen übereinstimmend von | |
[8][Schusswunden in Kinderköpfen] berichten. | |
Man könnte noch einmal sagen: Nichts rechtfertigt dieses Vorgehen oder | |
dessen Unterstützung. Nicht die Kriegsverbrechen der Hamas [9][vom und seit | |
dem 7. Oktober] und nicht unsere eigene genozidale Geschichte. | |
## Israels Regierung will Gaza-Streifen entvölkern | |
Die israelische Regierung macht sich nicht einmal mehr die Mühe, ihre | |
Absichten in Gaza zu verschleiern. So betonte der israelische Premier | |
Benjamin Netanjahu, Israel werde „in jedem Fall den Gazastreifen | |
militärisch kontrollieren“. Finanzminister Bezalel Smotrich fantasiert | |
nicht nur darüber, Gazas Bevölkerung zu vertreiben: „Wenn wir jeden Tag | |
5.000 rausholen, dauert es ein Jahr.“ Er kündigte auch [10][eine neue | |
Behörde an], die diesen Plan umsetzen soll. | |
Laut Smotrichs Berechnungen würden [11][1,8 von 2,1 Millionen Menschen den | |
Gazastreifen verlassen], wenn man es ihnen ermöglichte. Wenn der gesamte | |
Gazastreifen nach Fortsetzung der Offensive wie das Flüchtlingslager | |
Dschabaliya aussähe, würden die Menschen keinen Grund mehr haben, in Gaza | |
zu bleiben, befand der ultrarechte Minister. | |
Der Plan ist also, den Palästinenser*innen ihre Lebensgrundlage zu | |
nehmen, damit sie kapitulieren und gehen. Hier von „freiwilliger Migration“ | |
zu sprechen, ist vollkommen grotesk. Wenn eine Regierung gezielt | |
Bedingungen schafft, die das Überleben einer ethnischen Gruppe in einem | |
Gebiet unmöglich machen, erfüllt das den Tatbestand einer ethnischen | |
Säuberung. | |
Sowohl moralisch als auch völkerrechtlich ist längst klar, wie Deutschland | |
handeln muss. Da der Internationale Gerichtshof (IGH) [12][einen Völkermord | |
für plausibel hält], dürfen keine Waffen geliefert werden: um einen Genozid | |
zu verhindern und so die Staatenverpflichtung aus der | |
UN-Völkermordkonvention zu erfüllen. Und laut [13][Gutachten des IGH] muss | |
jegliche Unterstützung für Israel ausgesetzt werden, die die illegale | |
Besatzung der palästinensischen Gebiete aufrechterhält. | |
Doch Recht und Moral werden für die kommende Bundesregierung eine noch | |
kleinere Rolle spielen als für die Ampel. Auch wenn es viel zu spät und zu | |
wenig war: Die grüne Außenministerin Annalena Baerbock entfernte sich | |
immerhin im Laufe der Zeit etwas von der starren Kanzlerlinie. | |
Zusammen mit ihrem Parteikollegen und Wirtschaftsminister Robert Habeck | |
soll sie sogar für das zeitweise andauernde Aussetzen von | |
Kriegswaffenexporten nach Israel [14][verantwortlich gewesen sein]. Sie | |
bestreiten das zwar, fest steht aber: Eine Zeit lang wurden fast keine | |
Kriegswaffen geliefert. Mit Friedrich Merz als Kanzler und Johann Wadephul | |
als Außenminister (beide CDU) wird es das nicht geben. | |
Zwar gibt sich Wadephul in seiner Rhetorik etwas gemäßigter als Merz. Er | |
will weiter Waffen an Israel liefern, betont jedoch die Bedeutung des | |
internationalen Rechts, von dem sich Merz mit seiner Netanjahu-Einladung | |
trotz des [15][Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs] längst | |
verabschiedet hat. Auch das sind nur leere Worte. Das einzige Druckmittel, | |
das Deutschland hat, um Israel zu einem Ende der Kriegsverbrechen in Gaza | |
und der Einhaltung des internationalen Rechts zu bewegen, wäre ein | |
Waffenembargo. | |
Das ließe sich sogar umsetzen, ohne den so oft beschworenen Grundsatz der | |
Staatsräson – die deutsche Verantwortung für Israels Sicherheit – | |
aufzugeben. Man müsste nur unmissverständlich klarstellen: Die Sicherheit | |
Israels unterstützen wir mit allen Mitteln – sobald sich dessen Regierung | |
an das Völkerrecht hält. | |
Doch stattdessen lautet die Botschaft: „Mach einfach weiter so, Bibi!“ | |
Genau hier zeigt sich, was sich seit 18 Monaten immer deutlicher | |
abzeichnet: Die Rhetorik der Staatsräson hatte nie etwas [16][mit Recht | |
oder Moral zu tun]. Sie diente vor allem einem Zweck – zu rechtfertigen, | |
was sich nicht rechtfertigen lässt. | |
2 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Hunger-in-Gaza/!6082392 | |
[2] /Medizinische-Versorgung-im-Gazastreifen/!6013658 | |
[3] /Gaza-Tagebuch/!6079762 | |
[4] /Ein-Jahr-7-Oktober/!6038103 | |
[5] /Hunger-in-Gaza/!6082392 | |
[6] /Wieder-Raketen-auf-Gaza/!6078954 | |
[7] https://www.schantall-und-scharia.de/wenn-journalisten-krankenhaeuser-sturm… | |
[8] https://www.spiegel.de/ausland/krieg-in-gaza-wir-sehen-auch-kinder-mit-schu… | |
[9] /7-Oktober--ein-Jahr-danach/!6034819 | |
[10] https://www.timesofisrael.com/smotrich-government-establishing-migration-a… | |
[11] https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/smotrich-1-8-million-gazans-s… | |
[12] /Internationaler-Gerichtshof/!5985388 | |
[13] /Gutachten-zum-Westjordanland/!6024766 | |
[14] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-10/bundessicherheitsrat-israe… | |
[15] /IStGH-erlaesst-Haftbefehl-gegen-Netanjahu/!6048927 | |
[16] https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181285.staatsraeson-deutsche-israelpoli… | |
## AUTOREN | |
Pauline Jäckels | |
## TAGS | |
Friedrich Merz | |
Israel Defense Forces (IDF) | |
Gaza | |
Westjordanland | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Palästina | |
Israel | |
GNS | |
Nahost-Debatten | |
Israel | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
wochentaz | |
Amnesty International | |
Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Verschiebung der Gaza-Debatte: Für die Toten zu spät | |
Immer mehr Medien berichten kritisch über Israels Kriegsverbrechen in Gaza. | |
Doch der Schaden ist längst angerichtet – ein Muster, das sich wiederholt. | |
Deutschland und der jüdische Staat: Schluss mit der Symbolpolitik | |
60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zeigen: | |
Was zählt, ist Realpolitik. Das sollte auch Friedrich Merz verstehen. | |
Deutscher Außenminister in Israel: Viel Kontinuität und etwas sanfte Kritik | |
Johann Wadephul (CDU) trifft in Israel auch Geiselangehörige. Einen Bruch | |
des Völkerrechts durch das Aushungern des Gazastreifens sieht er nicht. | |
Ausweitung des Gaza-Krieges: Aushungern und erobern | |
Israel will ganz Gaza besetzen. NGOs kritisieren die Pläne zu künftigen | |
Hilfslieferungen, das Militär fliegt Angriffe auf die Huthis in Jemen. | |
Rechte Medien in Israel: TV-Produzent will „Holocaust“ an Palästinensern | |
Elad Barashi arbeitet für den Netanjahu-nahen israelischen Sender Channel | |
14. Auf X forderte er die Vernichtung der Menschen in Gaza mit | |
Nazimethoden. | |
Bombardierte Gaza-Freiheitsflottille: Conscience sitzt im Mittelmeer vor Malta … | |
Ein Schiff mit Nahrung für den abgeriegelten Gazastreifen wurde mit Drohnen | |
attackiert. Die Freedom Flotilla Coalition macht Israel verantwortlich. | |
Eskalation in Nahost: Israel weitet Offensive im Gazastreifen aus | |
Raketen der jemenitischen Huthi-Miliz treffen den israelischen Flughafen | |
Ben Gurion. Premier Netanjahu will Zehntausende Reservisten einziehen. | |
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel mobilisiert zehntausende Reservisten | |
Um ihre Offensive in Gaza ausweiten zu können, verschickt die israelische | |
Armee massenhaft Einberufungsbefehle. Die Huthi-Miliz setzt ihre Angriffe | |
auf Israel fort. | |
Blockade in Gaza: Bittere Hungersnot mit Ansage | |
Seit Anfang März gelangen keine Hilfen mehr nach Gaza. Die Preise für | |
Lebensmittel steigen. Ein Ende der israelischen Blockade ist nicht in | |
Sicht. | |
Jahresbericht von Amnesty International: Generalsekretärin spricht von „epoc… | |
Die NGO warnt vor Attacken auf regelbasierte Ordnung. Kritik ernten die USA | |
und Russland, aber auch Deutschland. Israel wird Völkermord vorgeworfen. | |
Sprechen über den Krieg in Gaza: Ein Renegat entdeckt das G-Wort | |
Hamed Abdel-Samad tat sich früher mit „islamkritischen“ Äußerungen hervo… | |
Jetzt spricht er vom „Genozid“ in Gaza. Einstige Fans sind enttäuscht. |