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# taz.de -- Bombardierte Gaza-Freiheitsflottille: Conscience sitzt im Mittelmee…
> Ein Schiff mit Nahrung für den abgeriegelten Gazastreifen wurde mit
> Drohnen attackiert. Die Freedom Flotilla Coalition macht Israel
> verantwortlich.
Bild: Die beschädigte „Conscience“ ankert vor Malta
Beirut taz | Israels Militär [1][blockiert seit über zwei Monaten
lebenswichtige Essenslieferungen nach Gaza] und hungert die Bevölkerung
systematisch aus. Menschen aus über 20 Ländern haben sich deshalb
zusammengetan, um mit Schiffen selbst Essen in den Küstenstreifen bringen.
Am Freitag wurde ein solches Schiff Ziel eines Drohnenangriffs.
Die Freedom Flotilla Coalition (FFC) hatte vergangenes Jahr drei Schiffe
mit 5.500 Tonnen Hilfsgütern organisiert. Zwei wurden von Israel, den USA
und der Türkei an der Weiterfahrt gehindert, nur das kleinste freigegeben.
Vergangene Woche dann startete die Conscience, am Wochenende sollten
weitere Helfer*innen dazu steigen, darunter auch die schwedische
Aktivistin Greta Thunberg. Bevor es jedoch dazu kommen konnte, wurde die
Conscience am Freitag von zwei Drohnen angegriffen. Der Beschuss sprengte
ein Loch in das Schiff und setzte den Motor in Brand. Seitdem liegt das
Schiff vor Malta.
Als Freiwillige am Samstag versuchten, den Menschen an Bord zu helfen,
hätten maltesische Streitkräfte ihre Boote gestoppt und ihnen mit
Verhaftung gedroht, berichtet die Gruppe in einem Pressestatement. Vier
Personen an Bord seien leicht verletzt. Medizinische Versorgung sei nicht
gewährt worden. Zwar schickten die maltesischen Sicherheitskräfte ein
Rettungsboot, hätten die Crew jedoch zum Verlassen des Schiffes
aufgefordert. „Damit hatte die Conscience rechtlich keine Garantie für die
Sicherheit unseres Schiffes“, so FFC.
Die maltesische Regierung verweigerte zunächst die Einfahrt des Schiffes in
maltesische Gewässer. Am Sonntag erklärte sie dann, logistische
Unterstützung leisten zu wollen. Die Gruppe sagt, sie wolle in Malta
anlegen – für Reparaturen und Gutachter-Untersuchungen. Das Ziel sei
weiter, die Mission fortzusetzen. Es brauche von der maltesischen Regierung
die Garantie, dass die „friedliche Reise nach Gaza in keiner Weise
behindert wird.“ FFC versucht seit über 15 Jahren, die israelische
Gaza-Blockade zu durchbrechen. 2010 wurde das von der FFC organisierte
Hilfsschiff Mavi Marmara vom israelischen Militär angegriffen, 10 Helfer
wurden dabei getötet.
## Mögliches Kriegsverbrechen
Auch diesmal gibt es Indizien dafür, dass Israel hinter dem Angriff steckt.
Eine C-130 Hercules der israelischen Luftwaffe sei Stunden vor dem Angriff
in Richtung Malta geflogen, berichtet der Sender CNN. Flugdaten zeigen,
dass die Maschine längere Zeit in niedriger Höhe über Ost-Malta geflogen
ist. Das israelische Militär lehnt eine Stellungnahme ab.
Die Bombardierung eines zivilen Schiffs in internationalen Gewässern kann
ein Kriegsverbrechen darstellen. „Es ist ein eklatanter Verstoß gegen das
Völkerrecht“, sagte Craig Murray, ehemaliger britischer Diplomat und
Spezialist für maritime Rechtsfragen, dem katarischen Sender Al-Jazeera am
Sonntag. Es gebe eine „massive Heuchelei“ der westlichen Regierungen, „die
in der Praxis den Völkermord unterstützen.“
Im Gazakrieg, bei dem unter anderem [2][NGOs wie Amnesty International von
Genozid sprechen], wurden bislang über 52.400 Menschen getötet, zählt das
palästinensische Gesundheitsministerium. Mehr als 10.000 werden noch unter
Trümmern vermutet, viele Tote durch Hunger oder Krankheiten wurden noch
nicht gezählt. Israel bombardiert das Gebiet täglich, keines der
Krankenhäuser ist voll funktionstüchtig.
Gaza war bereits vor dem 7. Oktober 2023 unter israelischer Blockade. Seit
dem 2. März dieses Jahres wird die Einfuhr von Hilfsgütern komplett
blockiert. Aktuelle Fotos zeigen abgemagerte Kinder und Menschen mit leeren
Töpfen an Essensausgaben. Laut Unicef sind über 9.000 Kinder bereits akut
unterernährt. „Seit zwei Monaten sind Kinder im Gazastreifen unerbittlichen
Bombardierungen ausgesetzt und erhalten keine lebenswichtigen Güter und
Hilfe“, sagte [3][Unicef-Direktorin Catherine Russell] am Freitag. „Das ist
durch nichts zu rechtfertigen.“
„Da es an politischem Willen mangelt, bleiben wir unserem Handeln als
Weltbürger verpflichtet“, sagt FFC-Organisatorin Yasemin Acar. „Jeder Tag
ohne Untersuchung verzögert die Hilfe und verweigert Gerechtigkeit.“
5 May 2025
## LINKS
[1] /Blockade-in-Gaza/!6081454
[2] /Amnesty-International-zu-Krieg-in-Gaza/!6050303
[3] https://www.unicef.org/press-releases/statement-unicef-executive-director-c…
## AUTOREN
Julia Neumann
## TAGS
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Gaza-Krieg
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