| # taz.de -- Ausweitung des Gaza-Krieges: Aushungern und erobern | |
| > Israel will ganz Gaza besetzen. NGOs kritisieren die Pläne zu künftigen | |
| > Hilfslieferungen, das Militär fliegt Angriffe auf die Huthis in Jemen. | |
| Bild: Menschen an einer Essensausgabe im palestinensischen Flüchtlingslager Kh… | |
| Jerusalem taz | Ein erstes Ziel haben die angekündigten massiven | |
| Ausweitungen der israelischen Angriffe im Gazastreifen bereits vor ihrem | |
| Beginn verfehlt: Statt die radikalislamistische Hamas zu Zugeständnissen | |
| zu bewegen, hat die Gruppe weiteren Verhandlungen eine Absage erteilt. | |
| „Solange der Hunger- und Vernichtungskrieg im Gazastreifen andauern, ist | |
| es sinnlos, Gespräche zu führen“, sagte Bassem Naim, ein Mitglied des | |
| Hamas-Politbüros am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. | |
| ## Wie sieht der Netanjahu-Plan aus? | |
| Am Sonntagabend hatte Israels Sicherheitskabinett beschlossen, den | |
| [1][gesamten Gazastreifen militärisch einzunehmen] und auf unbestimmte Zeit | |
| zu besetzen. Die mehr als zwei Millionen Bewohner, die Israel seit über | |
| neun Wochen durch eine [2][Blockade aller Hilfslieferungen] aushungert, | |
| sollen im Süden zusammengedrängt werden. Bereits jetzt gelten 70 Prozent | |
| des Gebietes als Sperr- oder Kampfzonen. | |
| Ihre Minimalversorgung soll durch einen neuen Verteilmechanismus unter | |
| Aufsicht der israelischen Armee garantiert werden, den internationale | |
| Helfer als völlig unzureichend und unvereinbar mit humanitären Prinzipien | |
| kritisieren. Zur Umsetzung beruft Israel Zehntausende zusätzliche | |
| Reservisten ein. | |
| Verhandlungen waren nach dem israelischen Bruch der Waffenruhe Mitte März | |
| nicht vorangekommen: Israels Führung will ein Ende des Krieges nur nach | |
| einer Zerstörung der Hamas akzeptieren. Die Hamas weigert sich, weitere | |
| Geiseln für kurzfristige Kampfpausen freizulassen und besteht auf einem | |
| dauerhaften Ende der Kämpfe und einem vollständigen Abzug Israels. | |
| Die Operation soll laut Regierungschef Benjamin Netanjahu die Hamas | |
| besiegen und die noch in Gaza gefangenen Geiseln heimholen. Der Analyst | |
| Michael Milshtein, der einst beim israelischen Militärgeheimdienst die | |
| Palästinaabteilung leitete, hält beide Ziele für unvereinbar. Den Soldaten | |
| würden schwere Kämpfe drohen, an deren Ende die Hamas als Guerillagruppe | |
| weiter existieren dürfte. „Dafür müsste Israel eine Zivilverwaltung für d… | |
| Versorgung von zwei Millionen Menschen in einem vollständig zerstörten | |
| Gebiet herstellen, die Israel hassen.“ Binnen 19 Monaten wurden bei | |
| israelischen Angriffen mehr als 52.000 Palästinenser getötet und fast alle | |
| Lebensgrundlagen in Gaza zerstört. | |
| ## Wie sollen künftig Hilfen nach Gaza gelangen? | |
| Laut dem Plan soll das Militär sechs Verteilstationen für humanitäre Hilfe | |
| einrichten, abgesichert von zwei privaten US-Sicherheitsfirmen. Die Anlagen | |
| liegen größtenteils im äußersten Süden und sollen mit lediglich 60 | |
| Lastwagen pro Tag versorgt werden, einem Zehntel der Menge während der | |
| Waffenruhe Anfang des Jahres. | |
| Hilfsorganisationen lehnen den Plan ab. Laut des UN-Nothilfebüros Ocha | |
| würde nur ein Bruchteil der Bevölkerung erreicht werden, es drohe Gewalt an | |
| den Verteilstationen. Die Nutzung humanitärer Hilfe, um Kontrolle über die | |
| Bevölkerung auszuüben, widerspreche zudem humanitären Grundsätzen wie | |
| Neutralität. Israel wolle damit in erster Linie internationalen Druck | |
| mindern, sagte der Leiter einer in Gaza tätigen internationalen | |
| Hilfsorganisation der Washington Post. | |
| ## Internationale Reaktionen | |
| Frankreich, Großbritannien und UN-Generalsekretär António Guterres | |
| kritisieren die Pläne. Wirkung haben solche Appelle im bisherigen | |
| Kriegsverlauf allerdings kaum gezeigt. Einfluss schreiben viele Beobachter | |
| hingegen US-Präsident Donald Trump zu, der Netanjahu im Januar zu einem | |
| Waffenstillstand gedrängt hatte. Seither aber lässt Trump Israel weitgehend | |
| freie Hand. Die Operationen sollen erst beginnen, nachdem Trump Ende | |
| kommender Woche Saudi-Arabien und weitere Golfstaaten besucht haben wird. | |
| ## Eskalation mit den Huthis | |
| Massive Angriffe hat die israelische Armee nach dem Einschlag einer | |
| Huthi-Rakete nahe dem Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv derweil im Jemen | |
| gestartet. 20 bis 30 Kampfjets waren laut Medienberichten an der Attacke am | |
| Montag beteiligt, die laut der Armee unter anderem den Hafen von al-Hudaida | |
| trafen. Ändern dürften die Attacken kaum etwas. Trotz mehr als [3][800 | |
| US-Luftangriffen] seit Trumps Amtsantritt auf Ziele der proiranischen | |
| Rebellen haben diese ihre Angriffe auf Israel und den internationalen | |
| Schiffsverkehr fortgesetzt. Die Mehrheit der Handelsschiffe umfährt das | |
| Rote Meer und den Suezkanal. | |
| Beamte des Pentagon sollen Verbündeten laut der New York Times mitgeteilt | |
| haben, „nur begrenzten Erfolg“ bei der Zerstörung des Huthi-Arsenals zu | |
| haben. Wirkung auf die Rebellen, die für ihre propalästinensische Rhetorik | |
| in der arabischen Welt gefeiert werden, zeigte etwas anderes: Mit dem | |
| Waffenstillstand im Gazastreifen Mitte Januar hatten auch die Huthis ihre | |
| Angriffe ausgesetzt. | |
| 6 May 2025 | |
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| Felix Wellisch | |
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