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# taz.de -- Mit Paradeisern ein Gedicht: Selbst schuld, wer das Unkraut nennt
> Giersch ist in der heimischen Küche noch viel zu wenig bekannt. Statt auf
> den Kompost gehört das Kraut aber in den Salat oder in eine Palatschinke.
Bild: Wer länger vom Giersch profitieren will, kann die Blätter auch in Essig…
Mein Motto für den Frühling? Drei-drei-drei, bist beim Giersch dabei! Zwar
ist er unter so manchen Gartelnden noch als Unkraut verschrien, doch gibt
es inzwischen immer mehr, die den Giersch lieber aufessen als sich über ihn
zu ärgern. Kein Wunder – das Kraut riecht beim Zerreiben herrlich [1][nach
Petersilie] und eignet sich nicht nur für Suppen und Salate, es hat auch
Heilkräfte. Giersch wird gegen Gicht und Rheuma eingesetzt und ist dank
seiner entwässernden Wirkung als Tee ein unterstützendes Hausmittel bei
Blasenentzündung.
Zu erkennen ist der Giersch leicht an seinen dreieckigen Stängeln und den
drei mal drei Blättern (daher auch die oben genannte Regel). Er wächst an
schattigen und feuchten Standorten, zum Beispiel an Bachufern oder
Waldrändern, und kann 80 Zentimeter hoch werden. Wer zum ersten Mal
sammelt, sollte genau auf die Blätteranzahl schauen. So lässt sich der
Giersch nämlich vom Bärenklau und dem Schierling unterscheiden, die beide
giftig sind.
Meinen frisch gepflückten Giersch nutze ich als Petersilienersatz auf
Suppen oder mache daraus Kräuterfrittaten. Dafür vermische ich 200 g
Dinkel- oder Weizenmehl mit Salz, Pfeffer und einer Prise Muskat und rühre
2 Eier, 300 ml Milch und den kleingehackten Giersch unter. Ich erhitze
Butter in der Pfanne und backe [2][Palatschinken], die ich aufrolle und in
schmale Streifen schneide. Dazu passt eine selbst gemachte Gemüse- oder
Hühnerbrühe.
Eine andere Möglichkeit ist ein bunter Frühlingssalat, zum Beispiel mit
Rucola, Giersch und Kerbel, den ich mit kleingeschnittenen
Ochsenherzparadeisern und Avocado verfeinere. Die Avocadoscheiben dabei am
besten in einer Pfanne von jeder Seite etwa zwei Minuten grillen und –
wer’s mag – mit Chiliöl einstreichen, ehe sie in den Salat gemischt werden.
Für die Vinaigrette hacke ich eine Knoblauchzehe fein und mische sie mit
Zitronensaft sowie Senf, Salz und Pfeffer. Dazu kommen jeweils ein Spritzer
Oliven- und Arganöl.
Wer länger vom Giersch profitieren will, kann die Blätter auch in Essig
einlegen und ein paar Wochen ziehen lassen. Der Kräuteressig kann dann in
Flaschen abgefüllt und das ganze Jahr über genutzt werden.
Im Sommer mache ich aus dem Giersch in meinem Garten eine köstliche
Kräuterlimonade. Dafür sammle ich Giersch und [3][eine Ranke Gundermann],
etwas Pfefferminze und Zitronenmelisse [4][aus meinem Kräuterbeet]. Ich
übergieße alles mit einem halben Liter kochendem Wasser, lasse die
Flüssigkeit abkühlen und presse den Saft einer Zitrone dazu. Schließlich
fülle ich mit einem Liter Apfelsaft auf. Die Kräuterlimonade kann man nach
Belieben mit Mineralwasser verdünnen. Guten Durst!
20 Apr 2025
## LINKS
[1] /Was-Petersilienwurzel-kann/!6074357
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Palatschinken
[3] /Sarah-Wiener-Die-Zutat/!5846185
[4] /Dill-in-der-Kueche/!6001328
## AUTOREN
Sarah Wiener
## TAGS
Kolumne Die Zutat
Kräutergarten
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit
Essen
Kolumne Starke Gefühle
Der Hausbesuch
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