| # taz.de -- Kräuterküche: Grünes Frühglück | |
| > Kerbel ist vor allem in Hessen bekannt. Dort kommt das Kraut in die Grüne | |
| > Soße. Aber auch zu Fisch schmeckt es delikat. | |
| Bild: Kerbel: Sieht aus wie zarte Petersilie und erinnert geschmacklich etwas a… | |
| Es gibt Kräuter, die einem nicht als Erstes einfallen, wenn man sein | |
| kulinarisches Wissen abruft. Zu ihnen gehört der Kerbel – außer, man kommt | |
| aus Hessen, aber dazu später mehr. Kerbel ist eine alte bewährte | |
| Heilpflanze und in Eurasien und Afrika weit verbreitet. Bis zu 15 Sorten | |
| soll es von ihm geben. Er wirkt blutbildend und reinigend, ist gut für den | |
| Stoffwechsel und die Haut. Man kann daraus zum Beispiel einen schmackhaften | |
| Tee zubereiten, aber Obacht am Abend: Kerbel ist auch harntreibend. | |
| In der Küche wird normalerweise der echte Kerbel (Anthriscus cerefolium) | |
| und bei Feinschmeckern auch der Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) | |
| verwendet, den man aber nicht mit dem giftigen Gefleckten Schierling | |
| verwechseln sollte. Letzterer hat einen anderen, nämlich glatten und | |
| gefleckten Stängel und riecht beim Zerreiben zwischen den Fingern nach | |
| Mäuse-Urin. | |
| Kerbel hingegen sieht ein bisschen aus wie Petersilie oder Koriander, nur | |
| etwas feiner. Geschmacklich erinnert er an Anis und Fenchel und hat einen | |
| leicht süßen Abgang. Er hält sich nur wenige Tage im Kühlschrank und sollte | |
| zur Lagerung in ein feuchtes Leinen- oder Baumwolltuch eingeschlagen | |
| werden, wie im Grunde alle [1][krautigen Pflanzen]. | |
| Die zarten grünen Blätter weisen schon darauf hin, dass man ihn am besten | |
| roh essen oder erst ganz am Ende ins fertige warme Gericht geben sollte. | |
| Das muss ich den Hessen kaum erklären, denn Kerbel ist eine Grundzutat der | |
| berühmten – kalten – Frankfurter Grünen Soße und damit unerlässlich für | |
| deren typischen komplexen Geschmack. | |
| ## Ob im Erdäpfelsalat oder im Rührei | |
| Ich benutze Kerbel sehr gern für den letzten Schliff im Erdäpfel-Eiersalat. | |
| Dafür koche ich vorwiegend festkochende Erdäpfel und schäle und schneide | |
| sie, während sie noch warm sind. Dann schmore ich Zwiebeln und etwas | |
| Knoblauch an, bis diese etwas mehr als glasig sind, gebe Senf, | |
| Kampot-Pfeffer und Salz dazu und lösche alles mit Rinder- oder Gemüsebrühe | |
| ab. Dazu gibt’s [2][kernweichgekochte Eierachtel] und eine ordentliche | |
| Handvoll Kerbel. Das Ganze wird sanft mit zwei großen Löffeln vermischt und | |
| sofort serviert. | |
| Kerbel passt aber auch wunderbar zu Fisch. Dazu püriere ich eine | |
| ordentliche Menge mit Olivenöl, Salz und ein paar [3][Mandeln] für die | |
| Struktur und gebe dieses kalte Pesto über den frisch gegrillten Fisch. | |
| Suppen und mariniertes Gemüse peppt das Kraut ebenfalls auf. Im Grunde gibt | |
| es kaum Tabus. | |
| Wie bei vielen Lebensmitteln gilt jedoch auch beim Kerbel: Weniger ist | |
| mehr. Aber gerade die paar Fingerspitzen Grün auf dem perfekt glänzenden | |
| Rührei verwandeln das Frühstück in ein Frühglück. Guten Appetit! | |
| 24 Aug 2025 | |
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| Sarah Wiener | |
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