Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hype um die Zedernuss: Wunderwuzzi mit heikler Herkunft
> Die Inhaltsstoffe sibirischer Zedernüsse lässt Ernährungswissenschaftler
> juchzen. Doch ein Rezept gibt es diesmal ausnahmsweise nicht – wegen
> Putin.
Bild: Sind an Kälte gewöhnt: Zedernüsse
Obacht! Hier kommt Nahrung fürs Hirn, im doppelten Sinne. Denn die
Zedernuss ist nicht nur ein Wunderwuzzi in Sachen Inhaltsstoffen, darunter
Omega-3-Fettsäuren, die den Denkapparat unterstützen sollen – doch dazu
später mehr –, sondern bietet auch drumherum einiges an Wissen, das den
meisten unbekannt sein dürfte. Das beginnt schon damit, dass die Zedernuss
mitnichten vom Zedernbaum stammt, sondern von der Sibirischen Zirbelkiefer,
einer nahen Verwandten der in europäischen Gebirgsregionen ansässigen
Zirbe.
Im Vergleich zum ähnlich aussehenden [1][mediterranen Pinienkern] ist die
Zedernuss also ein anderes Kaliber. Zu Hause ist sie in Sibirien, der Taiga
und im Altaigebirge, das sich über Russland, Kasachstan, China und die
Mongolei erstreckt. Wo sie wächst, ist es im Winter rau und eiskalt, und im
Sommer mitunter brutzelheiß. An diese Extreme hat sich die Sibirische
Zirbelkiefer angepasst und kann sehr alt und mächtig werden. Ihre Zapfen
brauchen lange, um zu reifen, die Ernte ist mühsam und zeitraubend.
Deswegen haben Zedernüsse einen hohen Preis.
Ehrlicherweise erkenne ich kaum einen geschmacklichen Unterschied zwischen
Pinienkernen und Zedernüssen. Die Inhaltsstoffe der Sibirier sind jedoch
sensationell – und sensationell selten; ihre Fettsäurezusammensetzung lässt
jeden modernen Ernährungswissenschaftler juchzen. Zu einer Menge
ungesättigter Fettsäuren kommt noch die seltene Pinolensäure, die es in den
Pinienkernen kaum gibt. Sie soll bei Hungergefühl und zu hohem Cholesterin
helfen und das Immunsystem stärken. Außerdem enthalten Zedernüsse die
Vitamine B, E und K und Mikronährstoffe wie Eisen, Zink oder Mangan.
Mal wieder [2][ein echtes Superfood] also, mit [3][entsprechendem Hype],
der leider auch ökologische Nachteile hat; so dringen Zedernusssammler
immer weiter in unberührte Wälder vor und klauben den ortsansässigen
Wildtieren ihre wichtige Winternahrung weg. Die Lösung? Mäßigung üben bei
weitgereisten Lebensmitteln und lieber unsere eigenen lokalen Nüsse
schätzen und nachfragen lernen! Zudem hat mich Putins Kriegstreiberei zur
temporären Importverweigerin gemacht.
Rezepte für Zedernüsse gibt es von mir an dieser Stelle daher nicht. Wenn
ich doch mal wieder welche mein Eigen nenne, nehme ich mir einfach ab und
an eine Hand davon und genieße sie pur. Zum Kleinmachen und zum Bearbeiten
finde ich sie ein bisschen zu kostbar. Auch auf Obst und in Müsli machen
sie sich gut. In diesem Sinne, auch wenn diese Kolumne dieses Mal mehr den
Verstand gefüttert hat als den Bauch: Guten Appetit!
21 Oct 2025
## LINKS
[1] /Mit-Pinienkernen-vom-Sommer-traeumen/!5839915/
[2] /Das-heimische-Superfood/!6041084
[3] /Edamame-Gyoza-und-Bowls/!5960882
## AUTOREN
Sarah Wiener
## TAGS
Kolumne Die Zutat
Wladimir Putin
Superfood
Gesundheit
Hype
wochentaz
Kolumne Die Zutat
Kolumne Die Zutat
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schlottengrün: Keimtötende Alleskönnerin
Die Frühlingszwiebel enthält ätherische Öle, die entzündungshemmend wirken,
sie schmeckt gut und macht auch optisch in jeder Speise was her. Also ran
an den Lauch!
Kräuterküche: Grünes Frühglück
Kerbel ist vor allem in Hessen bekannt. Dort kommt das Kraut in die Grüne
Soße. Aber auch zu Fisch schmeckt es delikat.
Wunderkraut Minze: Von der Nymphe zur Sommerrolle
Unsere Köchin und Autorin kennt sich aus in der griechischen Mythologie –
und weiß, was man mit Minze so alles anstellen kann.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.