| # taz.de -- Meerettich in der Küche: Meerere Herkünfte oder einfach Kren | |
| > Meerettich ist nicht nur sehr gesund, sondern auch lecker – zum Beispiel | |
| > als Eis. Über eine wunderbare, heilwirksame und köstliche Zutat in der | |
| > Küche. | |
| Bild: Frische Meerrettichwurzeln | |
| Der Meerrettich gibt den althochdeutschen Sprachwissenschaftlern so einige | |
| Rätsel auf. Der Name kommt wohl vom Wort „Mähre“ (was gut zum englischen | |
| „horseradish“ passen würde), könnte aber auch ausdrücken, dass die Wurzel | |
| über das Meer gekommen ist. Eine andere Deutung: Der Meerrettich wurde so | |
| benannt, weil er meerere Seitenwurzeln entwickelt …? | |
| Namensentwicklung hin oder her: Der Kren, wie er in Österreich genannt | |
| wird, ist eine wunderbare, heilwirksame und köstliche Zutat! Er wächst in | |
| fast jedem Garten, hat eine mehr als feine Schärfe und wirkt auch als | |
| Antibiotikum. Die enthaltenen Senföle beschleunigen den Abtransport von | |
| Schadstoffen aus dem Körper und helfen, Hustenschleim zu lösen. Der | |
| Meerrettich wurde deshalb schon im Mittelalter in vielen Klostergärten | |
| angebaut und galt als „Bauernantibiotikum“. | |
| In der Küche lässt sich Kren gut mit Äpfeln kombinieren. Zum Beispiel in | |
| einem Meerretticheis! Dafür koche ich aus säuerlichen Äpfeln ein schnelles | |
| Apfelmus und reibe ein wenig frischen Kren dazu. Alles gut durchziehen | |
| lassen, passieren und das Sorbet einfrieren. | |
| Aus Roten Rüben und Kren lässt sich außerdem ein attraktiver, scharfer Dip | |
| machen. Dafür wasche und koche ich Rote Rüben, schäle sie grob und püriere | |
| sie mit etwas Gemüsebrühe. Ich röste Sonnenblumenkerne in einer Pfanne ohne | |
| Fett goldbraun, schäle und reibe den Kren und vermische alles. Noch etwas | |
| Joghurt unterrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Achtung: Je feiner die | |
| Wurzel gerieben wird, desto schärfer schmeckt sie! Mitkochen sollte man den | |
| Meerrettich dagegen auf keinen Fall, sonst verliert er seinen Geschmack. | |
| Ein Klassiker der österreichischen Küche ist Semmelkren mit Tafelspitz. | |
| Dafür koche ich zunächst eine kräftige Rindsuppe: Ich bringe [1][Zwiebel] | |
| (mit Schale für mehr Farbe!), Karotten, Knollensellerie, Lauch, | |
| [2][Petersilienwurzel] und Rinderknochen in zwei Litern Salzwasser zum | |
| Köcheln, dazu Liebstöckel, Majoran, Pfefferkörner und ein Lorbeerblatt. Ich | |
| lege ein Kilo Tafelspitz ein und lasse das Ganze zugedeckt circa zwei | |
| Stunden kochen. Nach eineinhalb Stunden gebe ich fünf Rindermarkknochen | |
| dazu. | |
| Ein wenig der Suppe wird zur Grundlage für den Semmelkren. Ich würfle | |
| Semmeln klein und rühre so viel [3][Eidotter] und eingekochte Suppe unter, | |
| dass eine weiche Masse entsteht. Dann schäle und reibe ich ein großes Stück | |
| Kren. Etwa die Hälfte der Menge rühre ich in den Semmelkren, gebe noch | |
| Safran, Salz und Pfeffer hinzu. Derweil schneide ich den Tafelspitz in | |
| fingerdicke Stücke – gegen die Faser! – und bestreue ihn mit dem restlichen | |
| Kren sowie Schnittlauch. Dazu passt Gemüse. Guten Appetit! | |
| 25 Feb 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sarah Wiener | |
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