# taz.de -- Sarah Wiener Die Zutat: Das Wundermittel von der Wiese | |
Frühlingszeit ist Wildkräuterzeit. Jetzt, wo alles wieder grünt und blüht, | |
streife ich am Sonntagnachmittag gern durch die Natur und sammle Giersch, | |
Brennnessel, Löwenzahn und Co, um meine Gerichte aufzupeppen. Das Beste | |
daran: Jedes Mal schmeckt’s ein bisschen anders, je nachdem, womit ich | |
meinen Korb beim Spazieren gefüllt habe. | |
Besonders freue ich mich, wenn ich dabei einen echten Geheimtipp entdecke: | |
den Gundermann. Ein unscheinbares Wildkraut, das ein intensives | |
Geschmackserlebnis verspricht – und voller Vitamine steckt. Die kleine | |
Pflanze mit den herzförmigen Blättern findet sich auf feuchten Wiesen und | |
in lichten Wäldern, aber auch an den Ufern von Teichen. Das Kraut sieht der | |
köstlichen Knoblauchrauke und dem Echten Ehrenpreis zum Verwechseln | |
ähnlich. Gundermann erkennt ihr an den lila Blüten sowie dem | |
scharf-würzigen Geruch beim Zerreiben der Blätter. Falls ihr euch doch mal | |
vertut: Alle drei Wildkräuter sind essbar. Also einfach durchprobieren. | |
Euer Darmmikrobiom freut sich über die abwechslungsreiche Kost! | |
Weil er sich gerne in Gärten ausbreitet, wird der Gundermann oft als | |
Unkraut gesehen, womit man ihm – wie so vielen anderen auch – Unrecht tut. | |
Denn der Gundermann ist nicht nur ein Fest für Bienen, sondern auch eine | |
Heilpflanze und strotzt nur so vor wertvollen Inhaltsstoffen. Als | |
natürlicher Vitamin-C-Lieferant stärkt er das Immunsystem, außerdem enthält | |
er Bitterstoffe sowie Flavonoide und wirkt deshalb entzündungshemmend und | |
schleimlösend. Die getrockneten Blätter können als Tee aufgekocht werden. | |
Ein praktisches Hausmittelchen bei Erkältungen. | |
Außerdem ist der Gundermann ein wunderbarer Geschmacksträger für diverse | |
Kräutergerichte. Die Pflanze schmeckt sehr intensiv – leicht scharf und | |
bitter – und sorgt für Pfiff. Zum Beispiel in einem Wildkräutersalat mit | |
allem, was die Wiese so hergibt. Oder als Garnitur auf in Butter gewälzten | |
Eiernockerln. | |
Am liebsten verkoche ich meine gesammelten Schätze aber in einer kräftigen | |
Wildkräutersuppe. Dafür brauche ich zwei Handvoll gemischter Wildkräuter | |
sowie ein Bund Petersilie, die ich wasche und die Blätter von den Stielen | |
entferne, ehe ich alles klein hacke. Dann erhitze ich 50 Gramm Butter in | |
einem Topf und dünste darin eine fein gehackte Zwiebel an. Ich füge zwei | |
Esslöffel Mehl hinzu und schwitze es an, ehe ich vorsichtig mit einem Liter | |
Gemüsebrühe aufgieße – dabei ständig rühren, damit keine Klümpchen | |
entstehen! Dann füge ich die Kräuter hinzu, lasse die Suppe etwa fünf | |
Minuten kochen und schütte noch einen viertel Liter Milch hinein. | |
Zuletzt schmecke ich die Suppe mit Salz, Pfeffer und frisch geriebener | |
Muskatnuss ab, und püriere sie. In einen tiefen Teller füllen und mit ein | |
paar Blättern Gundermann garnieren – meine Frühjahrskur ist fertig. Guten | |
Appetit! | |
16 Apr 2022 | |
## AUTOREN | |
Sarah Wiener | |
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