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# taz.de -- Parkinsonkrankheit durch Pestizide: Bauern kritisieren Bauernverband
> Die Organisation lobbyiert gegen Hilfen der Berufsgenossenschaft für
> wohl durch Pestizide an Parkinson Erkrankte. Andere Verbände
> widersprechen.
Bild: Ein Traktor mit Spritze versprüht Pflanzenschutzmittel auf ein Feld
Berlin taz | Mehrere Agrarorganisationen kritisieren den Widerstand des
Deutschen Bauernverbandes gegen die Anerkennung von „[1][Parkinson-Syndrom
durch Pestizide]“ als Berufskrankheit. „Die Anerkennung von Parkinson als
Berufskrankheit in der Landwirtschaft ist sachgerecht“, sagte Gerald Wehde,
Geschäftsleiter Agrarpolitik und Kommunikation des größten deutschen
Ökobauernverbandes, Bioland, am Montag der taz.
Die entsprechende Empfehlung des Ärztlichen [2][Sachverständigenbeirats
Berufskrankheiten] beim Arbeitsministerium sei „wissenschaftlich fundiert“,
ergänzte Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands Deutscher
Milchviehhalter. Bernd Schmitz, Vizebundesgeschäftsführer der ökologisch
orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), verwies
zum Beispiel auf die Vergleichsstudien der Professorin Beate Ritz von der
University of California Los Angeles zwischen Menschen mit wenigen und
vielen Pestizidkontakten.
Der Bauernverband dagegen hatte die Anerkennung in seinen „Kernanliegen“
zur Bundestagswahl 2025 als Beispiel „nicht fachlich begründbarer
Entscheidungen“ angeführt. Der Verband, der die meisten der rund 260.000
Agrarbetriebe in Deutschland organisiert, beruft sich vor allem auf eine an
der Pestizidzulassung beteiligte Behörde. Ihr zufolge ist nur bei zwei in
der EU nicht mehr zugelassenen Wirkstoffen belegt, dass sie Parkinson
auslösen können. Patienten mit anerkannter Berufskrankheit können von der
gesetzlichen Unfallversicherung teils großzügigere Leistungen als von den
Kranken- oder Pflegekassen bekommen. Dafür erhöhte die Landwirtschaftliche
Berufsgenossenschaft die Beiträge der Agrarbetriebe.
„Ich kann nachvollziehen, dass man versucht, seine Mitglieder zu schützen
vor steigenden Beiträgen, die sie bald nicht mehr finanzieren können. Da
bin ich beim Bauernverband“, sagte AbLer Schmitz. Aber das dürfe die
Organisation nicht tun, indem sie die wissenschaftlichen Belege infrage
stelle. Stattdessen solle sie darauf drängen, die Pestizidhersteller zur
Kasse zu bitten. „Sie könnten zum Beispiel in einen Fonds dafür einzahlen�…
so Schmitz. Es dürfe nicht sein, dass die Gewinne privatisiert und die
Kosten sozialisiert werden.
## Menschen mit Vorerkrankungen besser schützen
„Der Bauernverband kann diese Forderung nicht unterstützen, weil er der
Industrie zu nahe steht, die diese Mittel herstellt“, ergänzte Milchbauer
Foldenauer. Agrarfachmedien etwa, die oft dem Bauernverband gehören würden,
seien auf Werbeeinnahmen der Konzerne angewiesen.
Bioland verlangte, Ökobauern von der Finanzierung der Hilfe für wegen
Ackergiften an Parkinson Erkrankte auszunehmen. „Besonders die
landwirtschaftlichen Betriebe, die immer auf den Einsatz
chemisch-synthetischer Pestizide verzichtet haben und diese Leistung daher
nie in Anspruch nehmen könnten, dürfen nicht zusätzlich belastet werden“,
so Bioland-Funktionär Wehde. Foldenauer forderte, ebenfalls
Milchviehbetriebe, die überwiegend Grünland bewirtschaften, von den
Beitragserhöhungen zu verschonen. Denn auf Wiesen und Weiden würden kaum
Pestizide eingesetzt.
Wehde sieht den Fall auch als Beleg dafür, „dass chemisch-synthetische
Pestizide gravierende gesundheitliche Folgen haben können“. Insbesondere
verletzliche Bevölkerungsgruppen wie Kinder oder Menschen mit
Vorerkrankungen müssten besser geschützt werden vor direkter
Pestizid-Abdrift.
Bis Anfang April hat die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft keinen
Fall von „Parkinson durch Pestizide“ als Berufskrankheit anerkannt, wie die
Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau der taz
mitteilte. Knapp 5.200 Fälle lehnte die Versicherung demnach bereits ab.
Rund 3.000 prüfe sie noch. Für die erwarteten Kosten nahm sie nach eigenen
Angaben im vergangenen Jahr insgesamt 100 Millionen Euro an Beiträgen
zusätzlich ein. Das trug dazu bei, dass der durchschnittliche
Mitgliedsbetrieb 114 Euro oder 17 Prozent mehr Jahresbeitrag zahlen musste
als 2023.
8 Apr 2025
## LINKS
[1] /Parkinson-durch-Pestizide/!6072903
[2] https://www.baua.de/DE/Themen/Praevention/Koerperliche-Gesundheit/Berufskra…
## AUTOREN
Jost Maurin
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