# taz.de -- TU-Präsidentin über Berlins Sparzwang: „Wir werden die Klage vo… | |
> Die Präsidentin der TU Berlin Geraldine Rauch wehrt sich gegen den | |
> Sparkurs des Berliner Senats – und hofft auf das Sondervermögen von Union | |
> und SPD. | |
Bild: Berlin am 22. Februar: Gewerkschaften und Hochschulmitarbeiter:innen prot… | |
taz: Frau Rauch, Sie haben dem Berliner Senat ein Ultimatum gestellt: | |
Bleibt er bei seinem drastischen Sparkurs, verklagen Sie die schwarz-rote | |
Landesregierung. Am Montag lief das Ultimatum aus. Setzen Sie Ihre Drohung | |
nun um? | |
Geraldine Rauch: Der Senat ist uns entgegengekommen. So wurde uns die lange | |
erwartete Zusage gegeben, den dringend benötigten Physik-Neubau realisieren | |
zu dürfen. Davon abgesehen bleiben allerdings viele zentrale Fragen offen. | |
Wir wünschen uns eine Einigung, aber brauchen belastbare und verbindliche | |
Zugeständnisse. Dazu bleibt nicht mehr viel Zeit. Daher werden wir als TU | |
Berlin unter den Hochschulen sein, die die Klageschrift vorbereiten. | |
taz: Sie begründen die Klageandrohung damit, dass der Senat den | |
Hochschulvertrag verletzt. Inwiefern? | |
Rauch: Der Berliner Senat hat den gültigen Hochschulvertrag verletzt, indem | |
er die vereinbarten Zuschüsse kürzt und in die Rückstellungen für | |
vorgesehene Sanierungen eingreift. Bildung und Wissenschaft müssen für | |
Berlin absolute Priorität haben. Die TU Berlin stellt sich hier auch vor | |
ihre Beschäftigten. | |
taz: In diesem Jahr [1][sollen die Berliner Hochschulen 8 Prozent weniger | |
Geld] erhalten. Angenommen, es bleibt dabei: Welche Folgen hätte das für | |
Ihre Universität und den Wissenschaftsstandort Berlin? | |
Rauch: Es ist bereits jetzt angekündigt, dass es nicht bei den 8 Prozent | |
Kürzungen bleibt. Ob sich die Situation ab 2026 noch einmal verschärft, ist | |
derzeit unklar – eine der Fragen, wo wir eine konkrete, belastbare Antwort | |
brauchen, um die Klage möglicherweise noch abzuwenden. Hinzu kommt unser | |
riesiger Sanierungsstau von 2,3 Milliarden Euro allein für die Gebäude der | |
TU Berlin. | |
Die Folgen sind katastrophal: Befristete Verträge können nicht verlängert | |
werden, Fachgebiete müssen geschlossen werden und Studiengänge werden | |
eingestellt. Berlin als Wissenschaftsstandort verliert an Attraktivität und | |
Wettbewerbsfähigkeit. Das alles passiert in einer Zeit, in der die | |
Wissenschaft weltweit immer mehr unter Druck gerät – ein fatales Zeichen. | |
taz: Während CDU und SPD in der Hauptstadt vieles kaputtsparen, könnte der | |
Bundestag kommende Woche – auf Betreiben von Union und SPD – [2][500 | |
Milliarden Euro Sondervermögen für Infrastruktur] freimachen. Haben Sie | |
Hoffnung, dass der Bund jetzt für Ihre maroden Gebäude aufkommt? | |
Rauch: Ja, ich habe Hoffnung. Die bauliche Infrastruktur ist nicht nur an | |
den Hochschulen in einem desolaten Zustand. Wenn wir die Gebäude weiter | |
verrotten lassen, handeln wir auf Kosten der nächsten Generationen. Auch | |
der Bund muss hier Verantwortung übernehmen. | |
taz: Noch mal zurück zur Landes-Groko: Der Start war aus der Sicht der | |
Berliner Hochschulen doch eigentlich ganz gut. Auf deren Wunsch haben CDU | |
und SPD [3][eine Regelung von Rot-Rot-Grün zurückgenommen], nach der die | |
Unis Wissenschaftler:innen spätestens nach der Promotion eine | |
Entfristung in Aussicht stellen mussten. Die Vorschrift ist abgeräumt, die | |
Unis bleiben unattraktive Arbeitgeberinnen. Ist das nicht ein Problem? | |
Rauch: Die Klage der HU habe ich nicht unterstützt. Das Zurücknehmen der | |
verbindlichen Anschlusszusage war ein schwerer Fehler. Es war ein | |
Tiefschlag für alle Wissenschaftler*innen mit befristeten Verträgen | |
und hat die Attraktivität Berlins als Forschungsstandort weiter geschwächt. | |
Auch hatte es unsere Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra anders in Aussicht | |
gestellt. Wir brauchen verlässliche Perspektiven für junge Forschende, auch | |
um international konkurrenzfähig zu bleiben. | |
taz: Einige Hochschulen gehen voran und schaffen freiwillig mehr | |
Dauerstellen neben der Professur. Was unternimmt die TU Berlin gegen hohe | |
Befristungsquoten und Kurzzeitverträge in der Wissenschaft? | |
Rauch: Die TU Berlin gehört zu den Vorreiterinnen. Wir haben im | |
Akademischen Senat einen Beschluss gefasst, die Anzahl der Dauerstellen zu | |
erhöhen. Der erste Monitoring-Bericht zeigt, dass sechs von sieben | |
Fakultäten die Zahl ihrer Dauerstellen erfolgreich erhöht haben. Ich bin | |
stolz, dass unsere Universität die Belange ihrer Beschäftigten ernst nimmt. | |
12 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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