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# taz.de -- Ozempic: Medikament gegen Diabetes soll in der Suchtmedizin helfen
> Der Wirkstoff Semaglutid beeinflusst das Hunger- und Sättigungsgefühl.
> Nun haben Forschende untersucht, wie er sich auf Sucht auswirkt.
Bild: Kleine Spritze viele Wirkung
Das Medikament Ozempic hat die Wissenschaft und die Pharmaindustrie in
Aufruhr versetzt. Eigentlich als Mittel gegen Diabetes und Übergewicht
entwickelt, wird Ozempic in den USA inzwischen von A-Prominenten als
[1][Abnehmdroge] genutzt. Und nun zeigt eine neue Studie: Das Medikament
könnte auch in der Suchtmedizin eingesetzt werden.
Eine Suchterkrankung basiert auf einer Fehlsteuerung des Belohnungssystems.
Suchtstoffe aktivieren Botenstoffe wie Dopamin, die Wohlbefinden auslösen,
dadurch nimmt das Gehirn das Suchtmittel als positiven Reiz wahr.
Semaglutid, der Wirkstoff von Ozempic, beeinflusst die Dopaminreaktionen im
Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme sowie das Hunger- und
Sättigungsgefühl. Dadurch könnte es helfen, impulsives Essen und den Konsum
von Alkohol zu verringern.
## Die Studie
Um die Wirkung von Semaglutid auf den Alkoholkonsum zu erforschen,
untersuchten Wissenschaftler:innen 48 Personen mit
Alkoholkonsumstörung. Sie verabreichten ihnen wöchentlich entweder eine
niedrige Dosis Semaglutid oder ein [2][Placebo]. Dabei wurde die
Alkoholkonzentration im Atem gemessen. Die Teilnehmenden führten außerdem
ein Trinktagebuch, in dem sie notierten, an welchen Tagen sie wie viel
getrunken haben, und gaben eine subjektive Einschätzung ihres Verlangens
ab. Das Experiment lief über neun Wochen. Die Ergebnisse zeigen, dass
Semaglutid das Verlangen nach Alkohol und allgemein die Anzahl der täglich
konsumierten Getränke signifikant verringerte, was auf einen reduzierten
Appetit zurückzuführen sein könnte. Die Studie wurde im Fachmagazin JAMA
Psychiatry veröffentlicht.
## Was bringt’s?
Bevor das Medikament als Therapieoption etabliert wird, sind weitere groß
angelegte Studien und Langzeitdaten erforderlich, um die Wirksamkeit und
Sicherheit umfassend zu bewerten. Die möglichen Nebenwirkungen von Ozempic
sind bereits bekannt – die Liste reicht von Übelkeit bis hin zur
Bauchspeicheldrüsenentzündung. Eine dauerhafte Einnahme des Medikaments ist
aber auch aufgrund der Kosten fraglich. In Deutschland kostet ein Fertigpen
für eine Injektion des Wirkstoffs zwischen 70 und 80 Euro.
Dennoch bleibt Suchtforscherin Carolina Haass-Koffler von der Brown
University optimistisch: Die Datenlage zu Semaglutid im Kontext von
Diabetes reiche bis ins Jahr 2005 zurück – eine solide Grundlage für
weitere Forschung. „Grade stehen wir noch ganz am Anfang“, sagt
Suchtforscher Joseph Schacht von der University of Colorado. Ihn stimme
aber positiv, dass die [3][Pharmaindustrie] erstmals seit Jahrzehnten
wieder Interesse an neuen Therapieansätzen gegen Alkoholabhängigkeit zeige.
Sie sind sich einig, dass Ozempic kein Allheilmittel ist – sondern eher ein
ergänzendes Medikament, das für die Forschung von großem Interesse ist und
bei der Pharmaindustrie die Kassen klingeln lässt.
3 Mar 2025
## LINKS
[1] /Abnehmen-mit-Chemie/!5987934
[2] /Placebos/!6014846
[3] /Opioid-Krise-in-den-USA/!6064634
## AUTOREN
Lena Schega
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