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# taz.de -- Unterwegs im Regionalzug: Manufactum auf Schienen für Sparfüchse
> Wer mit dem Deutschlandticket durch das Land reist, wird jede Menge
> Jägerzäune sehen. Es lebe der Nahverkehr und seine abseitigen Bahnhöfe!
Bild: Deutsche Kulturlandschaft: Jägerzaun vor Wiese
Nur Nahverkehr“. Das ist das Zauberwort. Nahverkehr. Nicht „alle
Verkehrsmittel“, nur Nahverkehr, kein „Fernverkehr“. Gehe ich im Netz auf
„Verbindungssuche“, will ich aus freien Stücken die langsamere Schiene, und
nicht, weil die oft verkorkste Bahn es mir verordnet. Ich liebe
haltestellenintensive Verbindungen – so viele Finger hat kein Mensch zum
Stationenabzählen. 17, 19, ja gar 27 Aus- und Einsteigepunkte sind keine
Seltenheit, ist man auf Nahverkehr im RE oder RB drauf.
[1][Deutschlandticket, mon amour!]
Ja, es gibt sie noch, die guten Routen, die funktionuckelnden Verbindungen.
[2][Deutschlandticket fahren], das hat was von Manufactum auf Schienen für
Sparfüchse. Ich bin ein Fan der zeitgenössischen Schwäb’sche Eisebahne.
Klar „fällt“ auch mal ein „Zug aus“, aber seltener als im Fernverkehr …
immer noch besser als „120 Minuten Verspätung in umgekehrter Wagenreihung
wegen verspäteter Bereitstellung des ICE und mehrfachen Gleiswechsels“.
Also zuckle ich eben noch mit dem RE 9 von Kassel-Wilhelmshöhe in Hessen
nach Sangerhausen in Sachsen-Anhalt, streife dabei Hannoversch Münden, kurz
Hann. Münden in Niedersachsen und passiere insgesamt vier Bundesländer in
126 Minuten. Ich komme durch Witzenhausen Nord und Heilbad Heiligenstadt,
Gernrode-Niederorschel in Thüringen sowie Bleicherode Ost und
Wolkramshausen. Und kurz vor dem Zwischenziel Sangerhausen – von da geht’s
noch nach Berlin über Magdeburg (wo man „Bockwürste 2. Wahl“ feilbietet) …
kurz davor kommt Berga-Kelbra.
Alles läuft, es steigt kein „mobiler ICE-Brezelverkäufer“ zu, Stullen sind
an Bord und Chips. Ein jungscher Typ kriegt sein Handy nicht leise, alle
lauschen der schimpfenden Mutter, doch definitiv gibt es viel, viel mehr zu
sehen als im Fernverkehr. Denn drinnen wie draußen erscheint mir alles
näher, greifbarer und umso unbegreiflicher. Das wohl ist Deutschland, denke
ich im Vorbeifahren, und die Orte und die Weiler ziehen an mir vorbei, und
irgendwann denke ich: Warum stehen eigentlich [3][so viele Jägerzäune] im
Land? Erst via Deutschlandticket ist mir das aufgefallen. Fast alle
Unterwegshalte bieten in Bahnhofsnähe oder gleich auf dem Bahnhof ein
Modell Jägerzaun. Ost wie West.
Ach und ja, wissen Sie eigentlich, dass der Bahnhof Berga-Kelbra, gelegen
kurz vor der Berg-, Kreis- und Rosenstadt Sangerhausen, ein Keilbahnhof im
Landkreis Mansfeld-Südharz ist? Und dass der Bahnhof von Sangerhausen 1963
der erste DDR-Bahnhofsneubau war und heute samt realsozialistischem
Wandmosaik unter Denkmalschutz steht? Solche Infos erarbeitet sich nur, wer
das Deutschlandticket liebt und erfährt. Also ich. Ende der Durchsage.
10 Feb 2025
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## AUTOREN
Harriet Wolff
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