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# taz.de -- 80 Jahre Auschwitz-Befreiung: Die Wahrheit in den Händen halten
> In diesen Tagen wird an die Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945
> erinnert. Beim Auftakt in Berlin fordert Olaf Scholz, wehrhaft zu sein.
Bild: Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßt die Holocaust-Überlebende Margot Fri…
Berlin taz | Am eindrucksvollsten waren wohl die Worte von Josefine Präger.
„Es ist unfassbar, dass es Leute gibt, die den Holocaust leugnen“, sagte
sie während der Gedenkveranstaltung zum [1][80. Jahrestag der Befreiung von
Auschwitz] am Donnerstag in Berlin. Präger absolviert beim Autobauer VW in
Wolfsburg eine Ausbildung für Büromanagement, in diesem Rahmen hat sie
gemeinsam mit anderen Azubis eine Woche lang in dem früheren
Konzentrationslager letzte Habseligkeiten von Ermordeten gereinigt und
konserviert: Teller, Koffer, Schuhe, viele Kinderschuhe. „Wir hielten die
Wahrheit von Auschwitz in unseren Händen“, sagte sie.
In diesen Tagen wird weltweit an die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar
vor 80 Jahren erinnert. Den Auftakt der Gedenkreihe machte das
Internationale Auschwitz Komitee jetzt in Berlin, in der Stadt, in der
Auschwitz geplant und organisiert wurde: [2][6 Millionen Jüdinnen und Juden
wurden von den Nationalsozialisten ermordet], davon 4 Millionen in
Konzentrationslagern wie Auschwitz oder Bergen-Belsen, weitere zwei
Millionen durch Massaker der Wehrmacht in den besetzten Gebieten.
Die Gedenkveranstaltungen in diesem Jahr würden wohl die letzten mit
Überlebenden sein, fortan werde es vor allem um das Erinnern und Wachhalten
der Geschichte gehen, sagte Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des
Internationalen Auschwitz Komitees. Wie recht der Autor zahlreicher Bücher
über den Holocaust hat, zeigt eine [3][aktuelle Studie der Jewish Claims
Conference]: Etwa 40 Prozent der 18- bis 29-Jährigen in Deutschland wissen
nicht, dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden von Nazis ermordet wurden.
Zwei Prozent aller Befragten gaben zu Protokoll, dass der Holocaust nicht
stattgefunden habe.
Wie wohltuend sind da junge Menschen wie Josefine Präger, die sich intensiv
mit der Geschichte der Shoah und des Holocaust beschäftigen und ihr Wissen
weitergeben. Präger erzählte, wie tief der See auf dem Gelände des früheren
KZ sie berührt habe. In das Gewässer kippten die Nazis die Asche ihrer
verbrannten Opfer. Präger sagte: „Heute ein Ort der Ruhe, vor 80 Jahren ein
Ort des Todes.“
## „Unsere Kräfte lassen nach, aber nicht unser Wille“
[4][Marian Turski, einer der letzten Auschwitz-Überlebenden und Präsident
des Internationalen Auschwitz Komitees], konnte aus gesundheitlichen
Gründen bei der Gedenkfeier nicht dabei sein. Seine mahnenden Worte
erreichten Berlin trotzdem. Hannah Lessing, Generalsekretärin des
österreichischen Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus, verlas
sie: „Unsere Kräfte lassen nach, aber nicht unser Wille.“ Damit meinte er
den Willen, gegen Rechtsradikalismus und Menschenverachtung in Europa und
der Welt zu kämpfen. Er erinnerte an das 11. Gebot, das sein einstiger
Freund und Vorgänger an der Spitze des Auschwitz-Komitees, Ronan Kent,
prägte: „Du sollst nicht gleichgültig sein.“
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz griff das 11. Gebot in seiner Rede auf. Er
sagte: „Stehen wir auf und wehren uns.“ Gegen Diskriminierung,
Rechtsextremismus und Populismus, „egal, aus welcher Ecke sie kommen, und
egal, ob im realen Leben oder im Netz“.
Eine denkwürdige und perfekt orchestrierte Veranstaltung, bei der die
PianistInnen [5][Igor Levit] und Judit Lukács, Tochter der
[6][Auschwitz-Überlebenden Eva Fahidi], und ihren Klavierstücken nicht
fehlen durften.
23 Jan 2025
## LINKS
[1] /Gedenken-an-Auschwitz-Befreiung/!6063091
[2] /Juedischsein-in-Deutschland/!5976021
[3] https://www.claimscon.org/country-survey/
[4] /Shoa-Ueberlebender-ueber-Ghetto-Fotos/!5988246
[5] /Pianist-Igor-Levit-ueber-Zivilcourage/!5535241
[6] /Shoa-Ueberlebende-Eva-Fahidi-ist-tot/!5679960
## AUTOREN
Simone Schmollack
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Holocaust
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