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# taz.de -- Taser bei der Berliner Polizei: Elektroschocker im Dauereinsatz
> Berlins Polizei besitzt mittlerweile mehr als 250 Taser und setzt diese
> häufig ein. Die Betroffenen werden dabei oft verletzt, zeigen nun
> aktuelle Zahlen.
Bild: „Milderes Einsatzmittel“: Berlins Polizei verfügt mittlerweile über…
Berlin taz | Seit der stadtweiten Einführung von Tasern bei der Berliner
Polizei ist die Zahl der Einsätze der Elektroschockgeräte deutlich
gestiegen. Das geht aus einer [1][Antwort der Senatsinnenverwaltung] auf
eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili Franco hervor. Demnach sind die
Geräte [2][seit Mai 2024 flächendeckend in Benutzung] und wurden seitdem
152 Mal verwendet, also abgefeuert oder angedroht. Im gesamten Vorjahr gab
es nur drei solcher Einsätze.
Die Anschaffung von Tasern war ein zentrales Projekt der [3][schwarz-roten
Koalition]. Dafür wurde vor rund einem Jahr [4][das Polizeigesetz
angepasst]; seitdem gelten „Distanzelektroimpulsgeräte“, wie Taser
offiziell heißen, als milderes Einsatzmittel im Vergleich zu Schlagstöcken
und Schusswaffen. „Taser können Leben retten“, argumentierte
Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel kürzlich erneut im Innenausschuss.
Laut Senatsantwort verfügt die Berliner Polizei nun über 255
Elektroschocker. Das sind 230 mehr als noch vor einem Jahr, als lediglich
25 Geräte [5][aus einem vorangegangenen Probelauf] vorhanden waren. Während
sich die Zahl der Taser also in etwa verzehnfacht hat, ist die Zahl der
Auslösungen sogar um ein 25-faches gestiegen: von zwei Fällen im Jahr 2023
auf 49 allein seit Mai 2024.
Dabei erlitten die Betroffenen in 32 Fällen sogenannte Primärverletzungen,
„zum Beispiel Muskelschmerzen oder leichte Verbrennungen“ schreibt die
Innenverwaltung. In sechs Fällen (rund 12 Prozent der Auslösungen) waren
die Elektroschocks wirkungslos, unter anderem wegen der Kleidung der
Betroffenen.
## Mehr Einsätze, mehr Verletzte
„Den Anstieg an Tasereinsätzen gilt es genauer in den Blick zu nehmen, auch
weil jeder zehnte Einsatz nicht das gewünschte Ziel erreicht“, sagt
Grünen-Innenexperte Franco dazu. Zugleich führten mehr Tasereinsätze
„automatisch zu mehr Verletzten“, betont er. Vor diesem Effekt habe er
schon bei der Beratung des neuen Polizeigesetzes gewarnt.
Neben den 49 Fällen, in denen Polizist*innen die Taser abfeuerten, gab
es 71 Androhungen sowie 32 „Präventiveinsätze“ – wobei die Polizei auch…
Nachfrage nicht näher erläutert, worum es sich dabei handelt. Laut
[6][Gesetz] dürfen Taser nur eingesetzt werden, wenn so der Gebrauch von
Schuss- oder Hiebwaffen vermieden oder wenn eine schwere Selbstverletzung
bis hin zum Suizid verhindert werden kann.
Doch die Zahlen des Senats legen nahe, dass es die Polizei damit nicht so
genau nimmt. Nur fünf der Androhungen hatten das Ziel, einen Suizid zu
verhindern. Am häufigsten, in 18 Fällen, wurden Stromstöße wegen
Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte angedroht – ein unscharfer
Tatbestand. Abgefeuert oder angedroht wurden Taser außerdem etwa gegen
Personen, die mit einem Messer bewaffnet waren, oder bei Festnahmen.
Unterdessen ist unklar, wie die Polizei sicherstellen will, dass Taser
nicht gegen Kinder, schwangere und herzkranke Personen eingesetzt werden,
wie das Gesetz vorschreibt. Laut Innenverwaltung führt die Polizei keine
Statistik zu den Betroffenen von Taserschüssen.
4 Feb 2025
## LINKS
[1] https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-21…
[2] /Taser-fuer-die-Berliner-Polizei/!6007725
[3] /Schwarz-rote-Koalition-in-Berlin/!t5924436
[4] /Novelle-des-Berliner-Polizeigesetzes/!5969402
[5] /Ausruestung-der-Berliner-Polizei/!5822007
[6] https://gesetze.berlin.de/bsbe/document/jlr-UZwGBEV18P19a
## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
## TAGS
Schwarz-rote Koalition in Berlin
Polizei Berlin
Taser
Innensenatorin Iris Spranger
Polizeigesetz
Mannheim
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Tödliche Polizeischüsse
Innensenatorin Iris Spranger
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abgeschlossen.
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