# taz.de -- Fall Mouhamed Dramé: Psychische Krisen lassen sich nicht mit der W… | |
> Der Freispruch für fünf Polizist:innen in Dortmund zeigt erneut: | |
> Staatsgewalt ist tödlich – und die falsche Antwort auf psychische Krisen. | |
Bild: Der Prozess um den Tod von Mouhamed Dramé in Dortmund endet mit einem Fr… | |
Der 16-jährige Mouhamed Dramé brauchte Hilfe in einer psychischen | |
Ausnahmesituation. Stattdessen wurde er erschossen. Die Kugeln einer | |
Maschinenpistole trafen ihn im Gesicht, am Hals, in die Schulter, in den | |
Bauch. Abgefeuert hatte die Waffe: ein Polizeibeamter, bei einem Einsatz, | |
bei dem so ziemlich alles falsch gemacht wurde. | |
Zur Rechenschaft dafür gezogen wird niemand. Die beteiligten Polizeibeamten | |
[1][wurden am Donnerstag allesamt freigesprochen]: Sie hätten sich in einer | |
Notwehrsituation gesehen. | |
Das Problem ist: Diesen Polizeieinsatz hätte es so nie geben dürfen. Immer | |
wieder sterben Menschen durch Polizeikugeln. Immer wieder trifft es vor | |
allem Menschen in psychischen Ausnahmesituationen. Menschen, die nicht | |
zurechnungsfähig sind. Die wie Dramé suizidgefährdet sind. Viele von ihnen | |
erleben weitere Formen von Diskriminierung, etwa Armut oder Rassismus. Am | |
Ende sind sie tot, statt dass ihnen geholfen wurde – weil die Polizei bei | |
ihrem Einsatz selbst erst die Notwehrsituation hervorruft. | |
Dramé war zunächst eine Gefahr für sich selbst. Er hatte sich ein Messer an | |
den Bauch gehalten. Erst als die Polizei ihn mit einer vollen Ladung | |
Pfefferspray angriff, lief er auf die Beamten zu. Sich selbst angetan hat | |
er nichts. Tot ist er trotzdem. Und er ist kein Einzelfall. | |
[2][Seit Jahren schon mahnen Expert*innen], dass bewaffnete | |
Uniformierte, die vorpreschen und dabei womöglich noch Pfefferspray, Taser | |
oder gar Schusswaffen einsetzen, die Situation eskalieren, statt sie zu | |
beruhigen. Immer wieder fordern sie, dass es Notärzt*innen oder | |
psychosoziale Krisendienste sein müssten, welche die Betroffenen zuerst | |
erreichen. | |
Trotzdem sinken die Zahlen nicht – sie steigen. [3][2024 wurden so viele | |
Menschen durch Polizeischüsse getötet wie seit 1999 nicht mehr.] In etwa | |
zwei Dritteln der Fälle befanden sich [4][die Opfer in einer psychischen | |
Krise]. Und solche Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen. Dass die | |
Polizei diesen Lernprozess offenbar strukturell verweigert, bezahlen | |
Menschen mit ihrem Leben. Immer und immer wieder. | |
12 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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