| # taz.de -- SPD-Pläne für Berlin: Streit mit CDU ist eingepreist | |
| > Neue Heime und die Ausbildungsumlage: Die Pläne der SPD-Sozialsenatorin | |
| > für 2025 dürften teilweise für Konflikte mit der CDU sorgen. | |
| Bild: Hat viel vor für 2025: Arbeits-, Sozial- und Integrationssenatorin Canse… | |
| Berlin taz | Beim Thema Unterbringung von Geflüchteten steuert der Senat | |
| auf den nächsten Konflikt zu. Es sei ihr Ziel, die Notunterkunft in Tegel | |
| ab 2026 „drastisch zu reduzieren“, sagte Integrationssentaorin Cansel | |
| Kiziltepe (SPD) am Montag. Die dezentrale Unterbringung von Geflüchteten | |
| habe für sie „Priorität“. Eine der dafür benötigten alternativen | |
| Unterkünfte könnte, so ihre neue Hoffnung, am Nordrand des Ex-Flughafens | |
| auf dem Areal der Bundeswehr entstehen. Dort sei Platz für 2.000 bis 3.000 | |
| Menschen in einer „qualitätsgesicherten Gemeinschaftsunterkunft“. Mit der | |
| Bundeswehr sei man dazu „in guten Gesprächen“. | |
| Die SPD-Politikerin braucht dringend einen Erfolg bei der Neuakquise von | |
| großen Unterkünften. Führende CDU-Politiker wie der Regierende | |
| Bürgermeister Kai Wegner hatten zuletzt wiederholt erklärt, die Zeltstadt | |
| mit aktuell 6.500 Plätzen müsse erweitert werden. Gleichzeitig blockierten | |
| CDU-Abgeordnete im Hauptausschuss die Finanzierung mehrerer neuer Heime und | |
| Hostelplätze, die Ersatz für Tegel schaffen würden. „Wir sind uns hier mit | |
| der CDU nicht immer einig“, gab Kiziltepe zu. Aber man werde im Frühjahr im | |
| Senat darüber sprechen müssen, da der Senatsbeschluss zu Tegel Ende 2025 | |
| auslaufe. | |
| Einen weiteren Konflikt mit der CDU sieht die SPD-Senatorin in ihrem | |
| zweiten Themenfeld Arbeit auf sich zukommen. Hier scheint alles auf die | |
| Einführung einer Ausbildungsplatzumlage hinauszulaufen – wenn auch erst ab | |
| 2026 statt wie ursprünglich geplant ab Mitte 2025. Bis Ende des Jahres | |
| müssten 2.000 zusätzliche Ausbildungsverträge (im Vergleich zu 2023) | |
| abgeschlossen werden, sagte Kiziltepe – davon sei man bisher „weit | |
| entfernt“. | |
| [1][Gelinge dies nicht, werde Berlin – wie in der Koalition vereinbart – | |
| die Ausbildungsplatzumlage einführen]. Betriebe, die nicht ausbilden, | |
| müssen dann in eine Kasse einzahlen, aus der Ausbildungsplätze finanziert | |
| werden. Aktuell gibt es eine Lücke von 3.700 Plätzen beziehungsweise | |
| Jugendlichen, die in diesem Jahr keine Ausbildung bekommen haben. | |
| ## Umlage laut Gericht rechtens | |
| Die CDU hatte die Umlage 2023 nur widerwillig mit beschlossen und seither | |
| immer wieder dagegen agitiert. Kiziltepe zeigte sich davon unbeeindruckt: | |
| „Es gibt eine Vereinbarung, ich halte mich daran.“ Sie verwies dabei auf | |
| ein Gerichtsurteil in Bremen, das die Umlage kürzlich [2][für rechtens | |
| erklärte]. | |
| Auch sonst hat Kiziltepe in diesem Jahr einiges vor. So will sie eine | |
| „Schutzunterkunft“ für Betroffene von Arbeitsausbeutung eröffnen, die bei | |
| Razzien gegen „Schwarzarbeit“ entdeckt werden. In der Schutzunterkunft | |
| könnten Betroffene – oft Arbeitsmigranten aus Osteuropa – leben, bis sie | |
| auf juristischem Weg ihren Lohn eingefordert hätten. | |
| 50 neue Schutzplätze sollen 2025 auch für von Gewalt betroffene Frauen | |
| entstehen, kündigte Kiziltepe an. „Die Zahl der Femizide zeigt, dass dies | |
| dringend nötig ist.“ Bisher hat Berlin 521 Schutzplätze in Frauenhäuser und | |
| Fluchtwohnungen – zu wenig für all die Frauen, die vor häuslicher Gewalt | |
| fliehen müssen. Laut Istanbul Konvention müsste Berlin 871 Plätze | |
| vorhalten. | |
| Um die Situation von Berliner*innen mit wenig Geld zu verbessern, | |
| möchte die Verwaltung von Kiziltepe in diesem Jahr zwei digitale Projekte | |
| realisieren. Zukünftig sollen ab dem 29. Januar unter der Webseite | |
| fairgnuegen.berlin.de über 400 ermäßigte und/oder kostenfreie Kultur-, | |
| Sport- und Bildungsangebote für die über 700.000 | |
| sozialleistungsberechtigten Berliner*innen zusammengefasst werden. Es | |
| gebe inzwischen ja sehr viele Angebote für Menschen mit wenig Geld, so | |
| Kiziltepe, „aber bisher fehlt es an Übersichtlichkeit“. Um die Angebote in | |
| Anspruch nehmen zu können, müsse man mit einem Leistungsbescheid | |
| nachweisen, dass man anspruchsberechtigt ist, ergänzte Kiziltepes Sprecher | |
| auf Nachfrage. | |
| ## Mehr Stadtteilzentren | |
| Das zweite neue Onlineangebot soll „Soziales Dach Berlin“ heißen, einen | |
| Link dafür gibt es noch nicht. Diese Plattform soll über berlinweite | |
| soziale Beratungs- und Unterstützungsangebote informieren. Ziel sei es, | |
| „allen Berliner:innen eine Orientierungshilfe für die vielen Angebote | |
| in Berlin zu geben“, so Sprecher Stefan Strauss. | |
| Des Weiteren will Kiziltepe in diesem Jahr 12 zusätzliche Stadtteilzentren | |
| eröffnen. Damit gebe es dann berlinweit 48 dieser Einrichtungen, die als | |
| Orte der Begegnung „Sozialpolitik greifbar machen“ sollen, erklärte sie. Da | |
| sie als Jugendliche in den 1990er Jahren selbst miterlebt habe, wie viele | |
| Jugendzentren und Freizeittreffs damals schließen mussten, sei ihr dieses | |
| Thema ein „persönliches Anliegen“. Und sie sei froh, dass sie, trotz des | |
| hohen Spardrucks, in diesem Jahr über 20 Millionen Euro für | |
| Stadtteilzentren und Selbsthilfezentren zur Verfügung habe. Dazu kämen | |
| weitere 3 Millionen Euro für die mobile, also aufsuchende, Stadtteilarbeit. | |
| 20 Jan 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Buendnis-fuer-Ausbildung/!5953399 | |
| [2] /Bremer-Ausbildungsfonds-kann-kommen/!6054244 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
| ## TAGS | |
| Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
| Frauenhäuser | |
| Notunterkunft | |
| Abgeordnetenhaus | |
| GEAS (Gemeinsames Europäisches Asylsystem) | |
| Frauenkampftag | |
| Neujahr | |
| Asylsuchende | |
| Wohlfahrt | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Berliner Abgeordnetenhaus: Die Umlage ist auf dem Weg | |
| SPD, Grüne und Linke stützen als inoffizielles Linksbündnis das Gesetz zur | |
| Ausbildungsumlage. Die CDU macht mit, weil die im Koalitionsvertrag steht. | |
| Flüchtlingsunterbringung in Berlin: „Tegel könnte das neue Moria werden“ | |
| Am ehemaligen Flughafen Tegel wird ein Aufnahmezentrum für Asylsuchende | |
| nach den neuen EU-Regeln eingerichtet. Pro Asyl befürchtet Einschränkungen | |
| des Asylrechts. | |
| Debatte um Feiertag am 8. März: Lasst uns Männer mit Macht abschaffen – nic… | |
| Berlins Unternehmer wollen den 8. März als Feiertag streichen, um Geld zu | |
| sparen. Dabei ist es das Patriarchat, das wir uns nicht mehr leisten | |
| können. | |
| Berliner Ausblick auf das neue Jahr: Bleibt es auch 2025 kalt? | |
| Auch im neuen Jahr muss gespart werden. Freuen können sich dagegen | |
| Autofahrer über den 16. Bauabschnitt der A 100 und Freundinnen der | |
| Museumsinsel. | |
| Schwarz-rote Koalition beendet Streit: Kompromiss bei der Bezahlkarte | |
| Der Senat beschließt eine 50-Euro-Obergrenze für Barabhebungen bei | |
| Asylsuchenden. Sie soll aber nur jeweils 6 Monate gelten. | |
| Neue Liga-Federführung: Kämpferische Wohlfahrt | |
| Trotz turnusmäßigem Wechsel wollen die Verbände ihren Widerstand gegen die | |
| Sozialkürzungen fortsetzen. Die Sozialsenatorin gibt sich verständnisvoll. |