# taz.de -- Schwarz-rote Koalition beendet Streit: Kompromiss bei der Bezahlkar… | |
> Der Senat beschließt eine 50-Euro-Obergrenze für Barabhebungen bei | |
> Asylsuchenden. Sie soll aber nur jeweils 6 Monate gelten. | |
Bild: Die Bezahlkarte für Asylsuchende, die es in 14 von 16 Bundesländern geb… | |
Berlin taz | Der schwarz-rote Senat hat sich am Dienstag [1][nach | |
monatelanger Diskussion] auf die Modalitäten bei der Bezahlkarte für | |
Asylsuchende festgelegt. Es soll zwar eine Obergrenze von 50 Euro für | |
Bargeldabhebungen geben. Sie soll aber jeweils nur 6 Monate gelten. | |
Karteninhaber, deren Asylverfahren dann noch nicht abgeschlossen ist, | |
können die ihnen zustehenden Leistungen dann komplett abheben. | |
Regierungschef Kai Wegner (CDU) sprach nach der Senatssitzung vor | |
Journalisten von einem Kompromiss in der schwarz-roten Koalition. Die Karte | |
soll eine Visa-Debit-Karte sein und „schnellstmöglich“ vom Landesamt für | |
Flüchtlingsangelegenheiten ausgegeben werden. | |
Die nun beschlossene Regelung [2][sieht nach Senatsangaben vor], „dass | |
zunächst jede Erwachsene und jeder Erwachsene und jedes Kind“ bis zu 50 | |
Euro monatlich mit der Karte abheben können. Grundsätzliches Argument für | |
die Karte war, damit Verwaltungsabläufe zu erleichtern. Auf die Obergrenze | |
hatten Wegner und die CDU in der Koalition gedrängt, um Überweisungen von | |
staatlichen Leistungen in Herkunftsländer von Asylsuchenden zu verhindern. | |
Diese Sichtweise soll auch in Absprachen unter allen 16 Ministerpräsidenten | |
Konsens gewesen sein. | |
Wegner hielt zwar die Steuerung der Migration „für dringend erforderlich“, | |
was ebenfalls seit über einem Jahr Konsens unter den Ministerpräsidenten | |
sei – „von Bodo Ramelow (Donnerstag als thüringischer Landeschef von Mario | |
Voigt, CDU, abgelöst, d. Red.) bis Markus Söder“. Die Karte ist für ihn | |
dabei aber nicht zentral: „Ich glaube nicht, dass die Bezahlkarte die | |
Migration nach Deutschland steuern wird.“ | |
Zum Ende der Obergrenze nach 6 Monaten Leistungsbezug sagte Wegner: „Für | |
mich ist klar, dass Asylverfahren nicht länger als 6 Monate dauern sollen.“ | |
Andere Bundesländer seien da weiter als Berlin, deshalb sollte die | |
6-Monate-Regelung aus seiner Sicht „Ansporn sein, schneller zu werden“. | |
## Evaluation nach einem halben Jahr | |
Ebenfalls nach einem halben Jahr soll es eine Überprüfung der jetzt | |
beschlossenen Regelung geben, eine sogenannte Evaluierung. Da werde man | |
laut Wegner schauen: „Wo bringt sie Erleichterung, wo wird sie | |
missbraucht?“ | |
Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) hatte sich in der Vergangenheit | |
gegen das 50-Euro-Limit ausgesprochen. Sie legte den Senatsbeschluss als | |
„guten Kompromiss“ aus. Aus ihrer Sicht entsteht „ein tatsächlicher | |
Mehrwert für die Geflüchteten und die Verwaltung“. Wegner sagte zu der | |
Einigung zwischen den Koalitionspartnern CDU und SPD: „Der einen Seite war | |
der Betrag wichtig, der anderen Zeiträume.“ | |
Mehrfach betonte Wegner, dass ihm daran liege, einen bundesweiten | |
Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen zu verhindern. Dabei hob er | |
Brandenburg hervor. Doch ausgerechnet die dortige Landeshauptstadt Potsdam | |
will die Bezahlkarte [3][nach einem Bericht der Potsdamer Neuesten | |
Nachrichten] nicht einführen. Hintergrund soll sein, dass es bislang keine | |
Weisung des Innenministeriums zu einheitlichem Handeln der Landkreise und | |
kreisfreien Städte gibt. | |
17 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Bezahlkarte-fuer-Gefluechtete-in-Berlin/!6045835 | |
[2] https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2024/pressemitte… | |
[3] https://www.tagesspiegel.de/sonderweg-im-land-brandenburg-potsdam-fuhrt-kei… | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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