# taz.de -- Kosten für Polizeieinsätze im Fußball: Die Mär vom Sparzwang in… | |
> Berlins soziale und kulturelle Infrastruktur wird kaputt gespart, aber | |
> eine Kostenbeteiligung der Fußballclubs an Polizeieinsätzen lehnt der | |
> Senat ab. | |
Bild: Kultursenator Joe Chialo (CDU) (li.) könnte das Geld, auf das Innensenat… | |
Es ist eine Entscheidung mit politischer Sprengkraft: Berlin plant auch | |
nach dem [1][Scheitern der Beschwerde der Deutschen Fußball Liga] (DFL) vor | |
dem Bundesverfassungsgericht keine Kostenbeteiligung der Fußballclubs an | |
Polizeieinsätzen bei Hochrisikospielen. Angesichts der Sparwut des | |
schwarz-roten Senats, mit der die soziale und [2][kulturelle Infrastruktur | |
der Hauptstadt kaputt gekürzt] wird, wirft die Absage an zusätzliche | |
Einnahmen durchaus Fragen auf. | |
Schließlich gilt die Beteiligung der Clubs nur für gewinnorientierte und | |
gewaltgeneigte Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Menschen. Betroffen wären | |
also nicht kleine Vereine, die dadurch um ihre Existenz bangen müssen, | |
sondern Hertha BSC und Union Berlin. | |
Da sorgt die Absage von Sport- und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) | |
selbst in der eigenen Partei für Unverständnis: Angesichts von weit über 20 | |
Millionen Eintrittskarten, die in den ersten beiden Fußballligen pro Saison | |
verkauft würden, spreche vieles dafür, „einen Teil der Erlöse zur Stärkung | |
der Bundespolizei und der Landespolizeien zu verwenden“, so der | |
sportpolitische Sprecher der SPD, Dennis Buchner. | |
Doch stattdessen muss weiterhin die Allgemeinheit für die Gewaltexzesse von | |
Typen blechen, die im Namen des Fußballs ungehemmt ihre toxische | |
Männlichkeit ausleben. Nach dem Motto: Lieber [3][ein paar Frauenhäuser | |
weniger] als sich mit König Fußball anlegen. | |
## Falsche Prioritäten | |
Dabei sind CDU und SPD an anderer Stelle weniger zimperlich, wenn es darum | |
geht, sich die Kosten für Polizeieinsätze erstatten zu lassen: Erst im | |
vergangenen Jahr war die Landesregierung [4][damit gescheitert], | |
Klimaaktivist*innen für das Loslösen von der Straße zur Kasse zu | |
bitten. | |
Wer in Berlin also für eine gute Sache wie den Einsatz für mehr Klimaschutz | |
auf die Straße geht und sein Grundecht auf Meinungsfreiheit mit Mitteln des | |
zivilen Ungehorsams ausübt, wird persönlich zur Kasse gebeten. Wenn bei | |
kommerziellen Fußballspielen gewaltbereite – und im schlimmsten Fall noch | |
rechtsradikale und misogyne – Männer zum Spaß andere Menschen verprügeln, | |
muss die Allgemeinheit die Kosten tragen – und die Gewinne streichen die | |
Vereine ein. | |
Die Prioritäten von CDU und SPD sind damit klar gesetzt. Wer derart | |
freiwillig auf dringend benötigtes Geld verzichtet, macht sich | |
unglaubwürdig, wenn es heißt, die Einsparungen im Sozialen und in der | |
Kultur seien alternativlos. Sie sind es nicht. Sie sind politisch so | |
gewollt. | |
14 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Marie Frank | |
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